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Teil 2

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Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky 249<br />

Das ist eine unbestreitbare Wahrheit. Wie muß man nun, von dieser<br />

Wahrheit ausgehend, argumentieren? Man kann als Marxist, als Sozialist<br />

argumentieren; dann muß man das Verhältnis zwischen Ausgebeuteten<br />

und Ausbeutern zugrunde legen. Man kann als Liberaler, als bürgerlicher<br />

Demokrat argumentieren; dann muß man das Verhältnis zwischen Mehrheit<br />

und Minderheit zugrunde legen.<br />

Argumentiert man als Marxist, so muß man sagen: Die Ausbeuter verwandeln<br />

den Staat (die Rede ist hier von der Demokratie, das heißt von<br />

einer der Staatsformen) unweigerlich in ein Werkzeug der Herrschaft<br />

ihrer Klasse, der Ausbeuter über die Ausgebeuteten. Darum wird auch<br />

der demokratische Staat, solange es Ausbeuter gibt, die über die ausgebeutete<br />

Mehrheit herrschen, unvermeidlich eine Demokratie für die<br />

Ausbeuter sein. Der Staat der Ausgebeuteten muß sich von einem solchen<br />

Staat von Grund aus unterscheiden, er muß eine Demokratie für die Ausgebeuteten<br />

und Unterdrückung der Ausbeuter sein, die Unterdrückung<br />

einer Klasse bedeutet aber, daß diese Klasse nicht gleichberechtigt ist, daß<br />

sie aus der „Demokratie" ausgeschaltet wird.<br />

Argumentiert man als Liberaler, so wird man sagen müssen: Die Mehrheit<br />

entscheidet, die Minderheit hat sich zu fügen. Wer sich nicht fügt,<br />

wird bestraft. Das ist alles. Von einem Klassencharakter des Staates im<br />

allgemeinen und einer „reinen Demokratie" im besonderen zu sprechen<br />

ist überflüssig; das gehört nicht zur Sache, denn Mehrheit ist Mehrheit<br />

und Minderheit ist Minderheit: ein Pfund Fleisch ist ein Pfund Fleisch<br />

und damit basta.<br />

Genauso argumentiert Kautsky:<br />

2. „Aus welchen Gründen soll nun die Herrschaft des Proletariats eine<br />

Form annehmen und annehmen müssen, die unvereinbar ist mit der Demokratie?"<br />

(S. 21.) Es folgt die Erläuterung, daß das Proletariat die<br />

Mehrheit auf seiner Seite habe, eine sehr umständliche und wortreiche<br />

Erläuterung, sowohl mit einem Zitat aus Marx als auch mit Wahlziffern<br />

der Pariser Kommune. Schlußfolgerung: „Ein Regime, das so sehr in den<br />

Massen wurzelt, hat nicht die mindeste Veranlassung, die Demokratie<br />

anzutasten. Es wird sich nicht immer von Gewalttätigkeiten freihalten<br />

können, in Fällen, wenn Gewalttat geübt wird, um die Demokratie zu<br />

unterdrücken. Der Gewalt kann man nur mit Gewalt begegnen. Aber ein<br />

Regime, das die Massen hinter sich weiß, wird die Gewalt nur anwenden,

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