Teil 2
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WERTVOLLE EINGESTÄNDNISSE<br />
PITIRIM SOROKINS<br />
Die „Prawda" bringt heute einen äußerst interessanten Brief Pitirim<br />
Sorokins, auf den man die besondere Aufmerksamkeit aller Kommunisten<br />
lenken muß. In diesem Brief, der in den „Iswestija Sewero-Dwinskowo<br />
Ispolnitelnowo Komiteta" 67 veröffentlicht worden ist, gibt Pitirim Sorokin<br />
seinen Austritt aus der Partei der rechten Sozialrevolutionäre und die<br />
Niederlegung seines Mandats als Mitglied der Konstituierenden Versammlung<br />
bekannt. Die Beweggründe des Autors laufen darauf hinaus, daß er<br />
weder anderen Leuten noch sich selbst Rettung bringende politische Rezepte<br />
zu geben weiß und darum „jeder Politik entsagt". „Das verflossene<br />
Jahr der Revolution", schreibt Pitirim Sorokin, „hat mich die eine Erkenntnis<br />
gelehrt: Politiker können irren, Politik kann gesellschaftlich<br />
nützlich, aber auch gesellschaftlich schädlich sein; auf wissenschaftlichem<br />
Gebiet und für die Volksbildung wirken ist dagegen immer nützlich, ist<br />
für das Volk immer notwendig " Unterzeichnet ist das Schreiben: „Pitirim<br />
Sorokin, Privatdozent an der Universität Petersburg und amPsychoneurologischen<br />
Institut, ehemaliges Mitglied der Konstituierenden Versammlung<br />
und ehemaliges Mitglied der Partei der Sozialrevolutionäre."<br />
Dieser Brief verdient vor allem Beachtung als außerordentlich aufschlußreiches<br />
„menschliches Dokument". Nicht allzuoft begegnet man<br />
solcher Aufrichtigkeit und Geradheit wie der, mit der P. Sorokin die<br />
Fehlerhaftigkeit seiner Politik eingesteht. Versuchen doch in den meisten<br />
Fällen Politiker, die sich von der Unrichtigkeit ihrer Linie überzeugt<br />
haben, ihre Wendung irgendwie zu verbergen, zu vertuschen, sich mehr<br />
oder minder nebensächliche Beweggründe „auszudenken" usw. Das offene<br />
und ehrliche Eingeständnis eines politischen Fehlers ist schon an und für<br />
sich ein bedeutsamer politischer Akt. Pitirim Sorokin hat unrecht, wenn