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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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II. DER PASSIVE LICHTWEG<br />

(Gaben das Ge<strong>ist</strong>es, Gnadenwirkungen und Kräfte)<br />

<strong>Die</strong> zweite Gruppe von Menschen gleicht jenen graderer Flüssen, <strong>die</strong> langsam, ernst<br />

dahinfließen, mit Pracht und Majestät. Ihr Lauf <strong>ist</strong> bedächtig und in bestimmter<br />

Ordnung. Reich beladene Schiffe schwimmen auf ihnen auf der ganzer Weite ihres<br />

Weges. Das Meer könnten sie wohl allein erreichen aber wegen der Langsamkeit und<br />

Gemächlichkeit ihres Laufes gelangen sie nur recht spät oder überhaupt nicht dorthin,<br />

denn <strong>die</strong> Me<strong>ist</strong>en begnügen sich damit, sich in anderen, größeren Flüssen zu verlieren,<br />

oder in einen Meeresarm oder See auszufließen. Vor allen anderen sind sie geeignet,<br />

dem Güter- und Warenverkehr zur Verfügung zu stehen. Sie dulden es, durch<br />

Schleusen gestaut oder abgeleitet und in andere Richtung gebracht zu werden. So sind<br />

<strong>die</strong>jenigen Menschen, <strong>die</strong> den passiven Lichtweg gehen. Ihre Quelle sprudelt reichlich<br />

und in Überfluβ. Sie sind beladen mit Gaben, Gnaden und himmlischen Gütern. Sie<br />

sind <strong>die</strong> Bewunderung ihres Jahrhunderts. Viele Heilige, <strong>die</strong> am kirchlichen Himmel<br />

wie Sterne erster Größe funkeln, sind über <strong>die</strong>sen Grad nie hinausgelangt.<br />

<strong>Die</strong>se Menschen sind von zweierlei Art. <strong>Die</strong> einen haben angefangen mit dem<br />

gewöhnlichen Weg, sind aber später in passive Beschauung hinübergezogen worden<br />

durch <strong>die</strong> Güte <strong>Gott</strong>es der sich über ihre dürre, unfruchtbare und vergebliche Arbeit<br />

erbarmte oder auch ihre ernste Treue belohnte.<br />

<strong>Die</strong> anderen werden gleichsam auf einen Schlag in Besitz genommen. Sie werden<br />

ergriffen im Herzen selber und fühlte sich in <strong>Liebe</strong> entbrannt, ohne den Gegenstand<br />

ihrer <strong>Liebe</strong> recht zu erkennen. Denn das <strong>ist</strong> der Unterschied zwischen der göttlichen<br />

und der menschlichen <strong>Liebe</strong>, daß <strong>die</strong> letztere <strong>die</strong> Erkenntnis des Gegenstandes<br />

voraussetzt, denn <strong>die</strong>ser <strong>ist</strong> sinnlicher Art. Nur von den Sinnen kann er erfaßt werden.<br />

Und das <strong>ist</strong> nicht möglich, wenn er sich den Sinnen nicht darstellt. <strong>Die</strong> Augen sehen<br />

und daß Herz liebt. So verhält es sich nicht mit der göttlichen <strong>Liebe</strong>. Es <strong>ist</strong> nicht nötig,<br />

daß <strong>Gott</strong> von Menschenherzen zuvor erkannt wird, denn er <strong>ist</strong> ja Grund und Ziel des<br />

Herzens. Er nimmt es in Besitz wie im Sturm, und das Herz kann sich seiner nicht<br />

erwehren. Es lodert auf in einem Augenblick. Blitze auf Blitze treffen es, blenden es,<br />

entzünden es und führen es davon.<br />

Nichts <strong>ist</strong> so leuchtenden, so brennend, als <strong>die</strong>se Menschen. <strong>Die</strong> Seelsorger sind<br />

entzückt, sie unter ihrer Führung zu haben. Und da <strong>die</strong> Bemühungen <strong>die</strong>ser Menschen<br />

nicht bis zum Wesen vordringen, so gelangen sie bald zu dem Grad der<br />

Vollkommenheit, welchen ihr augenblicklicher ge<strong>ist</strong>licher Stand zuläßt. Denn, da <strong>Gott</strong>

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