Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe
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Tiefe und Fülle des Meeres. Er teilt seine Unergründlichkeit, Unermesslichkeit und<br />
Unerschöpflichkeit. Glückseliger Strom! Dich selbst hast du verloren und alles<br />
gewonnen. Das eigne Streben nach dem Selbstbestehen und nach dem eigenen<br />
Vergnügen gabst du auf und kehrtest zu deinem Urgrund zurück und wurdest eins mit<br />
ihm!<br />
Schlußzeilen der Verfasserin an ihren Seelsorger:<br />
Es <strong>ist</strong> mir nicht vergönnt weiterzuschreiben, da alles weitere mir ermangelt. Ich<br />
fürchte, daß ich zu viel aus meinen natürlichen Einsichten geschöpft habe. Ihr,<br />
ehrwürdiger Vater, werdet das leicht unterscheiden können. Es <strong>ist</strong> mir hinterher<br />
eingefallen, daß der Antrieb, den ich zum Schreiben empfunden habe, doch vielleicht<br />
mehr aus der Natur entsprungen sein könnte, als aus der Gnade. Auch will ich es lieber<br />
gleich eingestehen und zugleich freimütig erklären, daß ich gegen das Ende einige<br />
Fehler gemacht habe, weil ich gewisse Aufschlüsse, <strong>die</strong> mir während des Gebetes über<br />
<strong>die</strong>sen Stand gegeben wurden, im Sinn behielt, während ich sie doch hätte loslassen<br />
müssen. Außerdem habe ich dem Stand, in dem ich mich im Augenblick befinde, nicht<br />
unterscheiden können, was natürlich oder göttlich <strong>ist</strong>, was <strong>Gott</strong>es <strong>ist</strong> oder mein eigen.<br />
Ich bitte <strong>Gott</strong>, es euch erkennen zu lassen.<br />
Das Geschriebene habe ich nicht wieder nachlesen können und bin häufig<br />
unterbrochen worden. Bei Sinnunterbrechungen habe ich wohl ein oder zwei Zeilen,<br />
öfters aber nur <strong>die</strong> letzten Worte nachgelesen und dann weitergeschrieben. Ich weiß<br />
nicht, ob ich damit eurer Absicht gemäß gehandelt habe. Es <strong>ist</strong> mir <strong>die</strong>s jedoch nur<br />
einige Male passiert, und später habe ich nichts weiter nachgelesen. Auch habe ich<br />
mich nicht darum gekümmert, ob von jedem einzelnen Stand auch alles gesagt worden<br />
<strong>ist</strong>, was etwa davon hätte gesagt werden können, auch nicht, ob ich mir ab und zu eine<br />
Wiederholung habe zuschulden kommen lassen. Ich überlasse <strong>die</strong>s alles eurer Prüfung<br />
und bitte <strong>Gott</strong>, daß er euch erleuchten möge, damit ihr das Wahre von dem Irrtum<br />
unterscheiden mögt und das, was etwa meine Eigenliebe eingemischt haben mag, von<br />
dem, was seinem Licht entflossen.