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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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ihm. Er tut es, ohne daran zu denken. Eigentlich <strong>ist</strong> nicht er es, der es tut. Es <strong>ist</strong><br />

Chr<strong>ist</strong>us in ihm, der ihn belebt der <strong>die</strong>se Dinge in ihm und durch ihn wirkt. Der<br />

Mensch redet nicht von seinem Stand. Er kann nicht davon reden, weil er ihn nicht<br />

sieht. Wenn er schweigt, <strong>ist</strong> es nicht Zurückhaltung. Weil er nämlich von allem<br />

Eigenen los <strong>ist</strong>, so hat auch aller Rückhalt ein Ende. Auch <strong>ist</strong> es nicht aus seiner<br />

Eitelkeit, denn auch das hat aufgehört.<br />

Auch Mangel an Einsicht oder hinlänglicher Erleuchtung <strong>ist</strong> es nicht, wie ab und zu in<br />

den früheren Ständen. Er redet nicht, weil das, was er hat, ohne es zu haben, dermaßen<br />

lauter, rein und einfach <strong>ist</strong>, daß kein Ausdruck ihm entspricht. <strong>Die</strong>s hindert natürlich<br />

nicht, daß der Mensch nicht über tausenderlei Dinge sprechen könnte, welche zu den<br />

Zufälligkeiten <strong>die</strong>ses Standes gehören, ohne dessen Grund zu berühren. <strong>Die</strong>se<br />

Zufälligkeiten sind gleichsam <strong>die</strong> Brosamen, <strong>die</strong> von dem ewigen Hochzeitsmahl<br />

abfallen, daß der Mensch in <strong>die</strong>sem Stande zu genießen anfängt. Es sind sprühende<br />

Funken, <strong>die</strong> auf eine verborgene Quelle des Lichtes und der Flamme schließen lassen.<br />

Aber von seinem Urgrund und Endpunkt zu reden, fällt dem Menschen nicht ein. Er<br />

mag nicht davon reden und kann es auch nicht, da er gerade nur so viel davon weiß,<br />

wie <strong>Gott</strong> ihm für den Augenblick mitteilen will, wenn er sich dazu gedrungen fühlt,<br />

darüber zu reden und zu schreiben.<br />

Gibt es denn in <strong>die</strong>sem Stande keine Fehler mehr? Oder, wenn es doch welche gibt:<br />

werden sie etwa von dem neugeborenen Menschen nicht wahrgenommen? Es gibt<br />

allerdings welche! Der Mensch begeht Fehler, und er kennt sie besser als jemals,<br />

besonders am Anfang des neuen Lebens. Jedoch sind sie wesentlich schwächer und<br />

feiner als früher. Auch macht sich der Mensch ihrethalben keinen Kummer. Er hat sich<br />

mit seinen Fehlern <strong>Gott</strong> überlassen. Er gibt sich keine Mühe, <strong>die</strong> Fehler loszuwerden.<br />

Er spürt wohl, wenn er eine Untreue verschuldet oder einen Fehler begeht, daß ein<br />

leichtes Gewölk am Horizont aufsteigt. Aber das Gewölk sinkt, und der Staub schlägt<br />

sich nieder, ohne daß der Mensch etwas tun könnte, ihn zu zerstreuen oder sich davon<br />

zu säubern. Was er auch zu solchem Zweck tun würde, es wäre nicht nur vergeblich, es<br />

würde nur dazu <strong>die</strong>nen, <strong>die</strong> Unlauterkeit zu vermehren. Und bald würde der Mensch<br />

inne werden, daß <strong>die</strong> letztere Verdunklung noch schlimmer sei, als <strong>die</strong> Erste. Hier <strong>ist</strong><br />

von keiner Rückkehr <strong>die</strong> Rede, denn wo Rückkehr stattfindet, da war Entfernung. Ist<br />

man jedoch einmal in <strong>Gott</strong>, so darf man nur in ihm bleiben (Joh. 15, 4).<br />

Jene zarten Wolken, <strong>die</strong> sich in der mittleren Luftregion erheben, würden durch den<br />

Wind hin und her getrieben, aber schwerlich niedergeschlagen werden. Man muß es<br />

der Sonne überlassen, sie zu zerstreuen. Vor ihren Strahlen werden sie umso schneller<br />

verschwinden, je zarter sie sind.

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