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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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kleinere Boote zu tragen. Wenn sie auch nicht selbst ins Meer gelangen, so münden sie<br />

doch in einen der Mutterflüsse, von denen wir noch sprechen werden.<br />

<strong>Die</strong>se Menschen sind gewöhnlich zu wenig um ihr Inneres bemüht. Sie wirken nach<br />

außen und betreiben kaum mehr als <strong>die</strong> Betrachtung und holen aus Bibel, Gebet und<br />

<strong>Gott</strong>es<strong>die</strong>nst nur für sich selbst <strong>die</strong> nötige Kraft. Auch sind sie großen Aufgaben nicht<br />

gewachsen. Sie führen gewöhnlich keine Güter mit sich, d.h., sie haben nichts für<br />

andere von <strong>Gott</strong>, und er kann sie auch höchstens dazu gebrauchen, kleinere Boote zu<br />

tragen, d.h., für einige Werke der leiblichen Barmherzigkeit. Auch zu <strong>die</strong>sem muß<br />

ihnen <strong>die</strong> Fähigkeit verliehen werden, es müssen ihnen entweder sinnliche Gnaden wie<br />

Dankbarkeit und Freude geschenkt werden, oder aber sie müssen mit ähnlichen<br />

Menschen in <strong>ge<strong>ist</strong>lichen</strong> Vereinen oder Bewegungen verbunden werden, wo sie in<br />

<strong>die</strong>ser Gemeinschaft zusammen es nicht unterlassen, <strong>die</strong> eine oder andere Last zu<br />

tragen, zwar nicht ins Meer, welches <strong>Gott</strong> <strong>ist</strong>, zu welchem sie in <strong>die</strong>sem Leben nie<br />

gelangen, wohl aber in einen der herrschenden Ströme.<br />

Es <strong>ist</strong> aber nicht so, daß <strong>die</strong>se Seelen nicht auch auf <strong>die</strong>sem Weg das Heil erlangen. Es<br />

sind dort sogar eine ganze Anzahl vortrefflicher Menschen, <strong>die</strong> den Weg der Tugend<br />

gehen, aber nicht weiterschreiten. <strong>Gott</strong> gibt ihnen das Licht, was sie brauchen. Und sie<br />

sind von solcher ge<strong>ist</strong>licher Schönheit, daß sie von allen bewundert werden, <strong>die</strong> ihr<br />

ge<strong>ist</strong>liches Leben auf <strong>die</strong> gewöhnliche Weise führen. Es gibt aber auch einige, <strong>die</strong> am<br />

Ende ihres Lebens vom Licht des Leidens empfangen, gemäß ihrer Treue, <strong>die</strong> sie auf<br />

ihrem Weg erwiesen haben. Gewöhnlich aber treten sie nie aus sich selbst heraus. Alle<br />

ihre Gnaden und ihr Licht, weil <strong>die</strong>se von erschaffener Art und ihrem<br />

Aufnahmevermögen entsprechend sind, werden unterschieden, wahrgenommen und<br />

begleitet von Wallungen der Inbrunst (Glut). Je mehr aber <strong>die</strong>se Lichter<br />

unterschieden, aufgenommen und von Inbrunst begleitet sind, desto mehr hängen sich<br />

<strong>die</strong>se Menschen daran, und sie finden daher in <strong>die</strong>sem Leben nicht das Größere,<br />

sondern begnügen sich mit den Gaben.<br />

Im günstigsten Fall üben <strong>die</strong>se Menschen <strong>die</strong> Uneigennützigkeit aus. Sie unternehmen<br />

tausend heilige Unternehmungen und tausend Tugenden mit großen Praktiken, um<br />

<strong>Gott</strong> näher zu kommen, um sich in der Gegenwart <strong>Gott</strong>es zu erhalten. <strong>Die</strong>s alles<br />

jedoch geschieht auf Grund ihrer eigenen Anstrengungen, unterstützt und gefördert<br />

durch <strong>die</strong> Gnade. In <strong>die</strong>sen Menschen scheint das eigene Wirken das Wirken <strong>Gott</strong>es<br />

zu überwiegen, und <strong>Gott</strong>es Wirken verhält sich zu ihrem eigenen nur nachhelfend und<br />

verstärkend.<br />

Ich glaube, wenn jemand <strong>die</strong>se Menschen zu einem höheren Gebet führen wollte, es<br />

wurde ihm mißlingen. Erstens deshalb, weil <strong>die</strong>se Menschen nichts Übernatürliches<br />

erhalten, es sei denn nach dem Maß ihrer Anstrengungen. Wenn man ihnen <strong>die</strong>se

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