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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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nimmt, so hemmt man auch den Strom der Gnaden. Sie sind den Pumpen gleich, <strong>die</strong><br />

nur Wasser geben, solange man sie in Bewegung setzt. Als zweites kommt dazu, daß<br />

ihnen eine große Leichtigkeit zu vernünfteln eigen <strong>ist</strong>, eine Fertigkeit, sich mit eigenen<br />

Kräften zu helfen, ein immer starker Tätigkeitsdrang, eine große Findigkeit, immer<br />

neue Hilfen zur Vervollkommnung herauszufinden. In eine den Dürrezeiten haben sie<br />

aber Ängstlichkeit, <strong>die</strong>se Hilfen wieder zu verlieren und eine Ungeduld, ihre Fehler<br />

loszuwerden.<br />

Ebbe und Flut wechseln fort und fort in <strong>die</strong>sen Menschen. Einmal stehen sie in der<br />

Wundermacht <strong>Gott</strong>es, ein andermal scheinen sie gar kein Leben mehr in sich zu<br />

haben. Und <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> eben noch flogen, beginnen zu kriechen. Nie <strong>ist</strong> ihr Gang<br />

gleichmäßig, ihre Hochstimmung von Dauer. Da ihr Gebet hauptsächlich aus ihrer<br />

eigenen Kraft kommt, also aktiv <strong>ist</strong>, so braucht nur <strong>die</strong>se Kraft einmal nachzulassen<br />

(durch schwindende Aktivität oder Nachlassen der Mitwirkung <strong>Gott</strong>es): sofort fallen<br />

sie in Mißmut oder Verzagtheit oder sie zermartern sich in Selbstvorwürfen und<br />

Anstrengungen, um das aus eigener Kraft wieder zu finden, was sie verloren zu haben<br />

scheinen. Sie haben niemals jene heitere Meeresstille, jenen tiefen Frieden, jene „Ruhe<br />

das Volkes <strong>Gott</strong>es“ (Hebr. 4, 9+ 10), deren andere Menschen selbst mitten in<br />

Zerstreuungen sich erfreuen. Im Gegenteil, sie ereifern sich über solche<br />

Zerstreuungen, sie zerarbeiten sich, um sie loszuwerden und hören nicht auf, darüber<br />

zu wehklagen. Gewöhnlich sind sie voller Skrupel und stehen in der Gefahr, sich in den<br />

Irrungen ihrer Wege ganz und gar zu verlieren, es sei denn, daß sie mit einem<br />

besonders starken Ge<strong>ist</strong> begabt sind.<br />

<strong>Die</strong>se Menschen darf man daher nicht zum passiven Gebet anhalten. Man würde sie<br />

damit rettungslos zugrunde richten, wenn man ihnen ihre Aktivität, ihr einziges Mittel,<br />

<strong>Gott</strong> näherzukommen, nimmt. Man denke sich einen Menschen, der eine Reise<br />

machen will, der aber weder Reisewagen noch Pferde hat, und der deshalb zu Fuß<br />

gehen muß: wenn man ihm nun auch noch <strong>die</strong> Füße raubt, <strong>ist</strong> er ganz außerstande,<br />

sich fortzubewegen. So auch jene Menschen: wenn man ihnen ihre Wirksamkeiten<br />

nimmt, <strong>die</strong> ihnen statt der Füße <strong>die</strong>nen, so werden sie nicht weiterkommen können.<br />

Das <strong>ist</strong>, wie ich meine, der Grund der Missverständnisse, <strong>die</strong> zwischen frommen<br />

Menschen auftauchen, <strong>die</strong> auf den inneren Wegen gehen. <strong>Die</strong>jenigen, <strong>die</strong> das passive<br />

Gebet üben, möchten in ihrer Bege<strong>ist</strong>erung über das Gute, was ihnen daraus zufließt,<br />

alle anderen auf <strong>die</strong>sem Wege gehen sehen. <strong>Die</strong> anderen dagegen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

verstandesmäßige Betrachtung verlangen, daß jedermann sich auf <strong>die</strong>se beschränken<br />

solle, was doch ein unaussprechlicher Verlust und Schaden wäre. Was soll man tun?<br />

Man soll sich in der Mitte halten und herausfinden, ob ein Mensch für den einen oder<br />

den anderen Weg taugt.

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