Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe
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5. Mit Chr<strong>ist</strong>us auferstanden<br />
(Wiederbelebung — Einigung — Leben in <strong>Gott</strong>)<br />
Nachdem der Strom sich endlich in das Meer ergossen hat, unterscheidet er sich noch<br />
eine Zeitlang auf eine wahrnehmbare Weise von dem Meer. <strong>Die</strong> Farbe seiner Gewässer<br />
<strong>ist</strong> eine andere, <strong>die</strong> Bewegungen seiner Wellen anders. So behält auch der Mensch,<br />
nachdem er in <strong>Gott</strong> aufgenommen worden <strong>ist</strong>, anfangs noch eine gewisse<br />
Eigentümlichkeit. Allmählich aber verliert er alles, was er Eigenes hatte, und wird eins<br />
mit <strong>Gott</strong> (Joh. 17, 21).<br />
Jener Leib, der infolge Auflösung seiner Bestandteile in Staub und Asche zerfiel, <strong>ist</strong><br />
noch immer Staub und Asche, also etwas für sich selbst Bestehendes. Wenn aber<br />
jemand <strong>die</strong> Asche verschlingen würde, so würde nichts Selbständiges mehr von ihr<br />
übrig sein, sie würde ein und dasselbe mit dem werden, der sie genommen. Der<br />
Mensch, so sehr er auch abgetötet und vernichtigt worden <strong>ist</strong>, hat noch immer seine<br />
Eigentümlichkeit behalten und hat sie nie verloren. Nicht früher, als in ihrem jetzigen<br />
Stand, wird der Mensch wahrhaft aus sich selbst herausgezogen.<br />
Alles was ihm bisher widerfahren <strong>ist</strong>, widerfuhr ihm in der der Kreatur eigentümlichen<br />
Empfänglichkeit. Hier aber wird <strong>die</strong> Kreatur aus der ihr eigenen Empfänglichkeit<br />
herausgezogen, um eine grenzenlose Empfänglichkeit in <strong>Gott</strong> selber zu empfangen.<br />
Genau so, wie der in das Meer ausgeflossene Strom das eigene Sein verliert, um das<br />
Sein das Meeres anzunehmen. Genau so, wie er aus sich selbst herausgezogen wird, um<br />
sich in dem Meer zu verlieren, so verliert auch der Mensch das Irdisch-Menschliche,<br />
um sich in das Göttliche zu verlieren, das von nun an sein Sein und Element wird, nicht<br />
auf irdische, sondern auf geheimnisvolle Weise<br />
(1. Kor. 15, 36; 1. Kor. 15, 50; Phil. 3, 21).<br />
In <strong>die</strong>sem Stand wird an dem Menschen das Geheimnis des Hesekiel erfüllt, wenn er<br />
auf dem Feld voller Totengebeine weissagt: „Siehe, es rauschte im Gefilde und regte<br />
sich, und <strong>die</strong> Gebeine kommen wieder zusammen, ein jegliches zu den seinen“. Und<br />
wie er weiter weissagt und spricht: „Mache dich auf, Wind, aus den vier<br />
Himmelsgegenden, und blase <strong>die</strong>se Getöteten an, damit sie wieder lebendig werden.<br />
Da kam Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig, und sie richteten sich auf ihre<br />
Füße“. Auch Jesaja hat auf <strong>die</strong>se ge<strong>ist</strong>ige Wiederbelebung hingedeutet, wenn er<br />
spricht: „Das Volk, das in Finsternis saß, sieht ein großes Licht, und <strong>die</strong> in des Todes<br />
Schatten saßen, besucht der Aufgang aus der Höhe“. Das <strong>ist</strong> es auch, was Chr<strong>ist</strong>us uns<br />
verheißen hat, wenn er spricht: „Wahrlich, ich sage euch: Es kommt <strong>die</strong> Stunde, und <strong>ist</strong><br />
schon jetzt, wo alle, <strong>die</strong> in den Gräbern sind, werden meine Stimme hören, und<br />
werden auferstehen zur Auferstehung eines ewigen Lebens“.