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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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daß er überall aus einem so erhabenen Stand nicht wieder herausfallen könnte, so<br />

geschieht <strong>die</strong>s doch nicht. <strong>Die</strong> gänzliche Vernichtigung des Menschen gestattet solches<br />

nicht, denn sie ließ ihm keine Eigenheit übrig. Es <strong>ist</strong> aber nur <strong>die</strong> Eigenheit, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Sünde hervorruft; denn wer nicht mehr <strong>ist</strong>, kann nicht mehr sündigen. Er <strong>ist</strong> der Sünde<br />

gestorben (Röm. 6, 6-11).<br />

Der Friede des Menschen <strong>ist</strong> jetzt so unveränderlich und unwandelbar, daß nichts auf<br />

Erden und nichts in der Hölle imstande <strong>ist</strong>, ihn auch nur einen Augenblick zu trüben.<br />

<strong>Die</strong> Sinne allerdings sind nach wie vor leidensfähig. Sie können dermaßen angegriffen<br />

und geängstigt werden, daß sie winseln und weinen wie kleine Kinder. Fragt man aber<br />

den Leidenden, was ihm fehlt, oder untersucht er sich selbst, so wird er in seinem<br />

Zentrum oder Herzen eine solche Fülle der Glückseligkeit inne, daß er weder sich<br />

selbst noch anderen einräumen könnte, daß er leide. Sodann findet eine so gänzliche<br />

und vollendete Scheidung des Ge<strong>ist</strong>lichen und Seelischen statt, daß <strong>die</strong>se<br />

zusammenleben wie Fremde, <strong>die</strong> sich nicht kennen. <strong>Die</strong> allergrausamsten Martern<br />

stören nicht im Geringsten den Frieden, <strong>die</strong> Ruhe, <strong>die</strong> Unbeweglichkeit und Heiterkeit<br />

des Herzens. Genau so wie <strong>die</strong> Glückseligkeit des Herzens und sein göttlichen Stand<br />

keineswegs <strong>die</strong> Leidensfähigkeit des Menschen hindern. Keine Vermischung zwischen<br />

<strong>die</strong>sen beiden findet statt und keine Vermengung. Der so umgewandelte und der<br />

göttlichen Natur teilhaftige Mensch bringt es nicht fertig, auch nur das Allergeringste<br />

sich selbst zuzuschreiben oder von sich selbst zu behaupten und zu bejahen. Er steckt<br />

in einer vollendeten Verneinung und Selbstverleugnung.<br />

Daher kommt auch seine Unvermögen, Ausdrücke und Redensarten zu finden, womit<br />

man so einen Stand beschreiben oder begreiflich machen möchte. Aber auch <strong>Gott</strong><br />

kann der Mensch <strong>die</strong>se Dinge ebenso wenig zuschreiben, als sich selbst. Umgestaltet in<br />

ihn und eins geworden mit ihm, sieht er <strong>die</strong> Dinge nicht mehr in <strong>Gott</strong>. Er<br />

unterscheidet das einzelne nicht mehr in <strong>Gott</strong>, alles <strong>ist</strong> ihm <strong>Gott</strong> und nur <strong>Gott</strong> <strong>ist</strong> ihm<br />

alles. Das Himmlische, das Irdische, <strong>die</strong> materielle Welt, der Menschliche Ge<strong>ist</strong>, es <strong>ist</strong><br />

alles vor ihm verschwunden. Er sieht nur noch <strong>Gott</strong>, und außer <strong>Gott</strong> weder sich selbst<br />

noch etwas anderes. Darum wäre es ihm auch ganz gleich, ob er <strong>die</strong> ganze Ewigkeit<br />

durch unter Teufeln oder unter Engeln wäre. Für ihn sind <strong>die</strong> Teufel ebenso wenig<br />

vorhanden wie alles übrige (Psalm 139, 8-12). Ihm <strong>ist</strong> es unmöglich, ein erschaffenes<br />

Wasen zu sehen außer dem unerschaffenen. Das Unerschaffene allein <strong>ist</strong> alles und in<br />

allem. Er sieht <strong>Gott</strong> ebensogut im Bösen wie im Erzengel, obgleich in verschiedenen<br />

Sinne.<br />

Der Mensch <strong>ist</strong> in <strong>Gott</strong> verloren, sein Wandel <strong>ist</strong> mit Chr<strong>ist</strong>us verborgen in <strong>Gott</strong>, wie<br />

St. Paulus lehrt. Er <strong>ist</strong> eingegangen in <strong>Gott</strong>, wie jener Strom in das Meer, so, daß er<br />

nicht mehr von ihm unterschieden werden kann. Der Strom hat Ebbe und Flut mit

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