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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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anbelangt, so doch, was seine Sinne anbelangt. Denn, möchte man sagen, um zu<br />

leiden, muß man sich auf sich selbst besinnen, und eben <strong>die</strong> Rückbesinnung <strong>ist</strong> es, <strong>die</strong><br />

den hauptsächlichsten und schmerzlichsten Teil des Leidens ausmacht. All <strong>die</strong>ses <strong>ist</strong> in<br />

einem gewissen Sinn wahr. Aber so sicher es <strong>ist</strong>, daß <strong>die</strong> Menschen der unteren<br />

Ordnungen bald durch Rückbesinnung, bald durch den Eindruck leiden, ebenso sicher<br />

<strong>ist</strong> es, daß <strong>die</strong> Menschen <strong>die</strong>ses Standes nicht anders leiden können, als durch<br />

Eindruck. Das heißt nicht, daß <strong>die</strong> Schmerzen der letzteren Art nicht ungleich heftiger<br />

und durchdringender sein könnten, als <strong>die</strong> der ersten. Wer <strong>die</strong> Hand unmittelbar ins<br />

Feuer steckt, wird sich natürlich stärker verbrennen, als wer sie bloß dem Widerschein<br />

der Flammen hinhält.<br />

Aber, wird man vielleicht sagen, <strong>Gott</strong> wird <strong>die</strong> Selbstbesinnung aufregen, um <strong>die</strong><br />

Intensität des Leidens zu erhöhen. Ich meine, das wird <strong>Gott</strong> nicht tun. Er wird dem<br />

Menschen eine unmittelbare Anschauung der über ihn verhängten Leiden verschaffen<br />

können, ohne daß er deshalb sich auf sich selbst besinnt. Auf <strong>die</strong> gleiche Weise sehen<br />

<strong>die</strong> Seligen in <strong>Gott</strong> sowohl was in ihm selber <strong>ist</strong>, als auch was außer ihm in den<br />

Geschöpfen vorgeht, und in sich selbst. Sie sehen weder auf <strong>die</strong> Kreatur noch auf sich<br />

selbst zurück, sondern sie bleiben nach wie vor auf ihn hingerichtet, in ihm versunken<br />

und verloren.<br />

Es <strong>ist</strong> ein sehr gewöhnlicher Irrtum gottseliger Menschen zu glauben, man könne<br />

weder erkennen noch anders leiden als durch Selbstbesinnung. Gerade im Gegenteil<br />

sind <strong>die</strong> Erkenntnisse und Leiden <strong>die</strong>ser Art wenig bedeutend im Vergleich zu den<br />

anderen.<br />

Kein Leiden, das erkannt und unterschieden wird, mag verglichen werden mit dem<br />

Leiden <strong>die</strong>ser Menschen, <strong>die</strong> ihre Leiden nicht anerkennen und nicht zugestehen<br />

können, daß sie leiden, wegen der erfolgten Scheidung von Seele und Ge<strong>ist</strong>. Es <strong>ist</strong><br />

wahr, daß sie das Alleräußerste leiden.<br />

Es <strong>ist</strong> zugleich wahr, daß sie überall nicht leiden, sondern in vollkommener Ruhe und<br />

nie zu trübender Zufriedenheit stehen.<br />

Selbst wenn sie in <strong>die</strong> Hölle geführt werden sollten, würden sie zwar <strong>die</strong> Martern der<br />

Hölle erleiden, aber jene Zufriedenheit würde ihnen bleiben. <strong>Die</strong>se würde nicht aus<br />

dem Anschauen des göttlichen Wohlgefallens entspringen, sondern es wäre jene<br />

wesentliche Allgenügsamkeit, <strong>die</strong> der Mensch geschenkt bekam, vermöge seines in<br />

<strong>Gott</strong>, den Allseligen, umgestalteten Grundes. Es mag weder das Übermaß der Marter<br />

der Überschwenglichkeit solcher <strong>Gott</strong>esgenüge einigen Eintrag tun, noch <strong>die</strong> Fülle der<br />

Seligkeit hindern oder das Übermaß der Marter schwächen.

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