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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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<strong>Die</strong>se letztere erhabene Empfänglichkeit hat der Mensch demnach nur insofern, als er<br />

vermöge seines höheren Ursprungs von Anfang an <strong>die</strong> Fähigkeit besaß, in seinen<br />

hohen Urgrund wieder umgestaltet und verwandelt zu werden, gleich wie das Wasser,<br />

auch nachdem es aus dem Quell ausgeflossen <strong>ist</strong>, allezeit <strong>die</strong> Fähigkeit behält, zu ihm<br />

zurückgeleitet zu werden, und sich mit ihm zu vermischen.<br />

<strong>Gott</strong>, der uns nach seinem Bild erschaffen hat, hat uns mit einer Natur ausgestattet, <strong>die</strong><br />

fähig <strong>ist</strong>, zu ihm zurückzukehren, in sein Bild umgewandelt zu werden, mit ihm eins zu<br />

sein. Gleichwie geschrieben steht: „Wer dem Herrn anhängt, der <strong>ist</strong> ein Ge<strong>ist</strong> mit ihm“.<br />

IV. Teilhaftig der göttlichen Natur<br />

In <strong>die</strong>sem Stande hat der Mensch nichts anderes zu tun, als ruhig zu bleiben wie er <strong>ist</strong>,<br />

und ohne eigenen Widerstand den Antrieben dessen, der ihn besitzt und bewegt, zu<br />

folgen. <strong>Die</strong> jeweils ersten Anregungen und Bewegungen eines solchen Menschen sind<br />

immer von <strong>Gott</strong>, und er darf nicht fürchten zu fehlen, solange er ihnen folgt (Eph. 2,<br />

10). So <strong>ist</strong> es nicht in den niederen Ständen, es sei denn, daß der Mensch schon<br />

angefangen hätte, vom Zentrum zu leben. Und auch dann darf er auf <strong>die</strong> Unfehlbarkeit<br />

noch nicht rechen. Darum wird derjenige, der sich bewußt <strong>ist</strong>, noch nicht weit<br />

gekommen zu sein, wohl tun, jener Regel nicht zu folgen: „Ihr habt <strong>die</strong> Salbung. Und<br />

wie sie euch lehret, so <strong>ist</strong> es“.<br />

<strong>Die</strong> Treue des vollendeten Menschen besteht aber darin, daß er der göttlichen<br />

Anregung folgt, blindlings und ohne Selbstbesinnung. Alle Selbstbesinnung <strong>ist</strong> aus<br />

<strong>die</strong>sem Stand verbannt. „Sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt“. Auch würde der<br />

Mensch Mühe haben, zur Selbstbesinnung zu gelangen, auch wenn er sich dazu<br />

geneigt empfände. Da es ihm am Ende mit Reflektionen gelingen könnte, so sei er vor<br />

allen ähnlichen Versuchen gewarnt. Nichts Schlimmeres könnte ihm begegnen, als ein<br />

solches Gelingen. <strong>Die</strong> Reflektion allein vermag den Menschen aus <strong>Gott</strong><br />

herauszuziehen und ihn zurückzuwerfen in sich selbst. Solange der Mensch aus <strong>Gott</strong><br />

nicht herausgeht, wird er nicht sündigen. Sündigt er, so geschah es, weil er aus <strong>Gott</strong><br />

herausging, was ihm nur begegnen kann, vermittelst der Eigenheit. Nur durch <strong>die</strong><br />

Selbstbesinnung kann der Mensch zurückfallen in sich selbst. Ein Fall, der dem Fall<br />

jenes Engelfürsten gleichen wurde, der, da er mit Selbstgefälligkeit in seiner eigenen<br />

Schönheit sich bespiegelte, <strong>Gott</strong>es vergaß, sich selbst liebgewann und zum Satan<br />

wurde.<br />

Man könnte einwenden, daß auf solche Weise der Mensch nicht leiden könnte in<br />

<strong>die</strong>sem Zustand. Das würde ich zugestehen, wenn auch nicht, was seinen Grund

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