18.11.2013 Aufrufe

Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Leiden, ohne daß der göttliche Geliebte es weiß, leiden, während er uns zu<br />

verschmähen und sich von dem, was wir ausstehen, um ihm zu gefallen, wegzuwenden<br />

scheint, leiden, während er nur Ekel an allem bezeugt, womit wir sonst ihn zu<br />

entzücken pflegten, ihn <strong>die</strong>s alles mit Kälte und Entfremdung betrachten sehen, was<br />

wir auch beginnen mögen, um ihm Freude zu machen, und dennoch nicht aufhören,<br />

dasselbe zu tun; sehen, daß, je eifriger wir ihn verfolgen, er uns nur um so flüchtiger<br />

enteilt, sich alles nehmen zu lassen ohne eine Klage, alles, was er uns früher als Beweise<br />

seiner <strong>Liebe</strong> gegeben hat und was man glaubt, durch <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong>, <strong>die</strong> Treue und das<br />

Leiden bezahlt zu haben, nicht nur ohne Klage <strong>die</strong>se Beraubung zu sehen, sondern<br />

auch zu sehen, daß andere mit dem uns Geraubten bereichert werden, und dann<br />

trotzdem nicht ablassen, fortwährend alles zu tun, was den im Augenblick abwesenden<br />

göttlichen Freund erfreuen könnte, nicht aufhören, ihm nachzulaufen, und wenn man<br />

in Selbstvergessenheit einen Augenblick still gestanden und Zeit verloren hat, durch<br />

verdoppelte Eile das wieder ersetzt, geradeaus voranzugehen in seinem Lauf, ohne <strong>die</strong><br />

Abgründe zu scheuen, in <strong>die</strong> man stürzen könnte, ohne den Staub und Schlamm zu<br />

achten, womit man sich beschmutzen und besudeln könnte, nicht darauf achten, ob<br />

man fällt und wiederum fällt, und tausendmal fällt, unzählige Male wieder aufraffen, bis<br />

man endlich, ganz und gar erschöpft und kraftlos liegen bleibt und verschmachtet,<br />

ohne daß der „Allzustrenge“ auch nur einmal sich umwendet und uns mit einem Blick<br />

der <strong>Liebe</strong> erquicken würde: <strong>Die</strong>s alles gehört nicht zu <strong>die</strong>sem Grade, es gehört zu dem,<br />

welcher folgt.<br />

Ich wiederhole es, daß <strong>die</strong> bisher beschriebene Wegstrecke von großer Länge <strong>ist</strong>, es<br />

wäre denn, daß es <strong>Gott</strong> gefiele, aus besonderem Plan <strong>die</strong>se zu verkürzen und dem<br />

Menschen schneller zu seinem Ziel zu verhelfen. Viele gelangen, wie gesagt, niemals<br />

über <strong>die</strong>sen Grad hinaus.<br />

3. <strong>Die</strong> Entwöhnung<br />

Jener Strom stand, solange er den Abhang nicht gefunden hatte, ruhig auf dem Scheitel<br />

des Berges. Er ließ es sich wohl sein in der Stille und in dem Frieden seines Standes,<br />

dachte nicht daran, in das Tal hinabzusteigen. Da <strong>die</strong>se Wasser des Himmels aber<br />

keinen Abfluß hatten, fingen sie infolge ihrer Ruhe an zu stocken, zu stinken und zu<br />

faulen. Denn das <strong>ist</strong> der Unterschied zwischen den stehenden und fließenden Wassern,<br />

daß <strong>die</strong> ersten (wenn nicht vom Meer <strong>die</strong> Rede <strong>ist</strong> oder von den groß en Seen, <strong>die</strong> ihm<br />

gleichen) mit der Zeit anfangen, anrüchig zu werden, und daß <strong>die</strong> Ruhe ihnen zum

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!