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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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Gebetsübung weder zu vermindern, noch zu vermehren, wenn auch <strong>die</strong> Stimmungen<br />

schwanken.<br />

<strong>Die</strong>se so peinlichen und merklichen Trockenzeiten, <strong>die</strong> unter den weniger<br />

Erleuchteten für sehr furchtbare Zustände und für <strong>die</strong> schrecklichsten unter allen<br />

göttlichen Prüfungen gehalten<br />

werden, gehören nur <strong>die</strong>sem ersten Grad des Glaubensweges an und werden oft<br />

lediglich durch <strong>die</strong> Erschöpfung verursacht. Trotzdem glauben <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> sie<br />

hinter sich haben, schon Mitgekreuzigt und gestorben zu sein und schreiben und<br />

reden davon wie von dem allerschrecklichsten Durchbruch im <strong>ge<strong>ist</strong>lichen</strong> Leben. Sie<br />

haben ja auch nicht <strong>die</strong> Erfahrung des Gegenteils.<br />

Oft hat auch der Mensch dann nicht den Mut, weiter vorwärtszudringen, obgleich <strong>die</strong>s<br />

nur wenig Mühe kosten würde. Der Mensch <strong>ist</strong> in <strong>die</strong>sen Nöten, <strong>die</strong> freilich einem<br />

verzehrenden Feuer gleichen, allerdings von <strong>Gott</strong> verlassen, der ihm seinen<br />

wahrnehmbaren Be<strong>ist</strong>and entzieht. Aber es sind eigentlich nur <strong>die</strong> Sinne, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen<br />

Brand verursachen. <strong>Die</strong>se, gewohnt zu wirken, zu sehen, zu harren und zu schmecken,<br />

sind solche Beraubungen gänzlich ungewohnt und außerstande, irgendwo anders<br />

etwas Futter für <strong>die</strong> Seele zu finden. Der Mensch freilich <strong>ist</strong> in der trostlosesten<br />

Verzweiflung. In allen solchen Leiden behaupten sich aber immer noch seine Lebensund<br />

<strong>Liebe</strong>skraft, und wenn er nur den Mut hat auszuhalten, so wird ihm <strong>die</strong>se Pein<br />

reichlich vergolten werden. Auch wird sie nicht von langer Dauer sein. Tatsächlich<br />

würden auch <strong>die</strong> Kräfte der Seele in <strong>die</strong>sem Zustand ausreichen, eine solche Last der<br />

Qual auf <strong>die</strong> Dauer zu ertragen. Der Mensch würde wieder zurückgehen, um Nahrung<br />

zu suchen oder gar vielleicht alles aufgeben.<br />

Daher säumt unser lieber Herr nicht, sich wieder zu offenbaren. Er kehrt zurück, me<strong>ist</strong><br />

noch ehe das Gebet zu Ende <strong>ist</strong>. Und wenn nicht vor Beendigung des Gebetes, so doch<br />

sicherlich noch vor dem Ende des Tages, gewöhnlich auf eine umso erfahrbarere<br />

Weise. Es scheint, daß es ihm leid tue, daß er den Menschen, den vielgeliebten, so<br />

leiden ließ, oder da er ihm mit Zinsen bezahlen wolle, was <strong>die</strong>ser ihm zuliebe gelitten<br />

hat. Wenn <strong>die</strong>ser Zustand mehrere Tage andauert, so meint der Mensch, <strong>die</strong> große<br />

Freude nicht ertragen zu können. Er ruft den geliebten Herrn mit Worten der<br />

Anbetung an. Er nennt ihn freundlich und furchtbar zugleich. Er fragt, ob er ihn nur<br />

verwundet habe, um ihn sterben zu lassen. Aber <strong>die</strong>ser große Liebhaber lächelt nur<br />

und kommt, um in seine Wunden einen so kostbaren Balsam zu gießen, daß er mit<br />

Freuden ähnliche neue Wunden empfangen um nur aufs neue eine so herrliche<br />

Heilung zu erfahren, <strong>die</strong> ihn nicht nur gesund macht, sondern ihn auch ausstattet Mit<br />

einer nie geahnten Fülle von Gesundheit und Lebenskraft.<br />

Bis hierher <strong>ist</strong> jedoch alles nur Spiel gewesen, woran der Mensch sich leicht gewöhnen<br />

könnte, wenn der göttliche Freund nicht sein Betragen ändern würde. Ihr <strong>Gott</strong><br />

liebenden Menschen, <strong>die</strong> ihr wehklagt über <strong>die</strong> Flüchtigkeit seiner Gegenwart, ihr

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