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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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Solange man noch Geschmack an einer Gebetsübung findet, wird man sie nicht<br />

aufgeben, wenn sich nicht der Geschmack daran verliert mit einer gewissen Mühe und<br />

Not, sie zu verrichten: denn das völlige Unvermögen zu erwarten heißt Wunder zu<br />

erwarten. <strong>Gott</strong> hilft <strong>die</strong>sen bestimmten Menschen, <strong>die</strong> kein Licht über <strong>die</strong> Entblößung<br />

haben und <strong>die</strong> nicht darin verharren könnten: er läßt sie in seiner absoluten Autorität<br />

das tun, was sie nicht kennen.<br />

Es muß bemerkt werden, daß es auf dem Weg des Lichtes und der empfangenden<br />

<strong>Liebe</strong> dürre Zeiten, Trockenheiten, Nöte und Langweile gibt. Aber sie sind alle nicht<br />

von langer Dauer und nicht von der Intensität wie <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> ich auf dem Weg des<br />

dunklen Glaubens beschrieben habe. Deshalb sollte man sich hüten, daß man sich<br />

nicht falsch einstuft. In jedem Fall muß es der Seelsorger entscheiden. Glückselig der<br />

Mensch, der nicht ins Experimentieren kommt!<br />

Gibt es denn in <strong>die</strong>sem Stande keine Kreuze mehr? Da der Mensch mit der Stärke<br />

<strong>Gott</strong>es selber stark geworden <strong>ist</strong>, so legt <strong>Gott</strong> ihm allerdings Kreuze auf, und zwar<br />

mehr Kreuze und schwerere als jemals. Aber er trägt sie auf göttliche Weise. Früher hat<br />

ihn das Kreuz entzückt. Er hegte es und pflegte es. Jetzt denkt er kaum daran. Er läßt es<br />

kommen und gehen. Das Kreuz wird ihm zu <strong>Gott</strong> wie alles Übrige. Aber das<br />

vermindert das Gefühl des Leidens keineswegs, wohl aber hindert es <strong>die</strong> Verfinsterung,<br />

das Störende und das Zerstreuende desselben. Auch sind <strong>die</strong> Kreuze eigentlich keine<br />

Kreuze mehr, sie sind <strong>Gott</strong>.<br />

Sie heiligen <strong>die</strong> Seele nicht mehr, sie vergöttlichen sie (2. Petr. 1, 4).<br />

In den anderen Ständen <strong>ist</strong> das Kreuztragen Tugend und steigert, wie sich <strong>die</strong> Stände<br />

steigern. Hier aber <strong>ist</strong> es für den Menschen <strong>Gott</strong>, wie alles für ihn <strong>Gott</strong> <strong>ist</strong>, was ihm von<br />

Zeit zu Zeit gegeben wird. Das Äußere <strong>die</strong>ser Personen <strong>ist</strong> völlig normal, und es wird<br />

an ihnen nichts Außergewöhnliches wahrgenommen. Je mehr sie gefördert werden,<br />

desto freier werden sie, so dass auch <strong>die</strong> Leute sich bisweilen an ihnen ärgern. Wer sie<br />

wirklich sind und wie sie stehen, kann nur der ermessen, dem das Verständnis dafür<br />

aufgeschlossen wurde. In <strong>die</strong>sem Stand <strong>ist</strong> keine Täuschung zu befürchten, weil alles,<br />

was man sieht, ohne es zu sehen, in <strong>Gott</strong> gesehen wird. Gesichte, Offenbarungen,<br />

Entzückungen, dahin gerissenwerden und Verwandlungen gibt es hier nicht mehr.<br />

<strong>Die</strong>s alles gehört nicht in <strong>die</strong>sen Stand, der über <strong>die</strong>se Dinge weit hinausragt. Es <strong>ist</strong> ein<br />

einfältiger, lauterer und nackter Weg, wo alles nur in <strong>Gott</strong> gesehen wird, so wie <strong>Gott</strong> es<br />

sieht und mit <strong>Gott</strong>es Augen.<br />

Der Strom <strong>ist</strong> zu seinem Ziel gelangt. Er <strong>ist</strong> zurückgeflossen in das heimatliche Meer.<br />

Er schlägt keine Wellen mehr. Er trennt keine Ufer mehr. Er breitet sich beliebig aus,<br />

zwanglos und fessellos in den schrankenlosen Weiten des Meeres. Er steigt mit dem<br />

Meer und sinkt mit ihm. Er bewegt sich mit dem Meer und ruht mit ihm. Er teilt <strong>die</strong>

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