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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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dem Meer, nicht aus eigener Wahl, sondern vermöge seines Standes. Denn, seitdem<br />

das Meer seine dürftigen und beschränkten Wasser in sich aufgenommen hat, sind<br />

dem Strom <strong>die</strong> Eigenschaften und Zustände des Meeres sämtlich mitgeteilt worden.<br />

Trotzdem hat er sein Wesen nicht so sehr verloren, daß ihn <strong>Gott</strong> nicht wieder aus dem<br />

Meer hervorziehen könnte, wenn er wollte. Aber er will es nicht. So hat auch der in<br />

<strong>Gott</strong>es Bild umgestaltete Mensch sein kreatürliches Wesen nicht so sehr eingebüßt,<br />

daß <strong>Gott</strong> ihn nicht wieder aus seinem Schoß ausstoßen könnte, wenn er wollte. Aber er<br />

will es nicht. Und so handelt <strong>die</strong>ses Geschöpf hinfort nicht auf kreatürliche sondern auf<br />

göttliche Weise.<br />

Man könnte einwenden, daß auf <strong>die</strong>se Weise dem Menschen <strong>die</strong> Freiheit genommen<br />

würde. Aber nein. Er hat <strong>die</strong> erschaffene Freiheit zwar verloren durch völlig freie<br />

Hingabe. Aber er hat dafür <strong>die</strong> unerschaffene Freiheit des allein wahren, freien Wesens<br />

erhalten, das keine Grenzen, Schranken oder Begrenzungen kennt. In seinem jetzigen<br />

Zustand fühlt sich der Mensch so frei und weit, daß ihm der ganze Erdkreis nur wie ein<br />

Sonnenstäubchen erscheint, von dem er niemals umschlossen und umschränkt werden<br />

könnte. Er <strong>ist</strong> jetzt frei, alles zu tun und nichts zu tun. Es gibt keinen Stand, der ihm<br />

nicht angenehm sei, keine Lage, in <strong>die</strong> er sich nicht fügen könnte. Er <strong>ist</strong> überall an<br />

seinem rechten Platz, denn überall <strong>ist</strong> <strong>Gott</strong>.<br />

0 Stand aller Stände. Wer vermag dich zu beschreiben? Und wer in dir steht, hätte der<br />

wohl zu sorgen oder zu fürchten? Schreibt nicht Paulus: „Wer will uns scheiden von<br />

der <strong>Liebe</strong> <strong>Gott</strong>es? Trübsal oder Angst? Oder Verfolgung, Hunger, Blöße, Gefahr oder<br />

Schwert? In dem allem überwinden wir weit um dessentwillen, der uns geliebt hat.<br />

Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer,<br />

noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes,<br />

noch keine andere Kreatur uns scheiden kann von der <strong>Liebe</strong> <strong>Gott</strong>es, <strong>die</strong> in Chr<strong>ist</strong>us<br />

Jesus <strong>ist</strong>, unserem Herrn“. Welch ein Wort! <strong>Die</strong>ses Wort schlägt mit Sicherheit jeden<br />

Zweifel nieder. Worauf beruht denn <strong>die</strong>se eine schöne Gewißheit, heiliger Apostel?<br />

Sie ruht einzig auf der Treue <strong>Gott</strong>es, das <strong>ist</strong> aus seinem Wort. Meine Freunde, ihr lest<br />

schon seit so vielen Jahren <strong>die</strong> Briefe <strong>die</strong>ses großen <strong>Gott</strong>esboten, <strong>die</strong>ses Me<strong>ist</strong>ers der<br />

geheimen <strong>Gott</strong>esweisheit. Aber versteht ihr auch, was ihr lest? Glaubt mir, das gesamte<br />

ge<strong>ist</strong>liche Leben <strong>ist</strong> in den Briefen des heiligen Paulus beschrieben, von seinen<br />

Anfängen, seinem Fortschreiten und seinem Ende. Auch unser göttliches<br />

übernatürliches Leben steht darin geschrieben. Aber es bleibt verschlossen und<br />

versiegelt für den gewöhnlichen Leser. Dem aber das Verständnis geöffnet worden <strong>ist</strong>,<br />

der sieht alles so klar darin, wie im Licht des Mittags.<br />

Ach das doch <strong>die</strong> Menschen, denen es so schwer wird, sich <strong>Gott</strong> zu überlassen, <strong>die</strong><br />

Glückseligkeit <strong>die</strong>ses Standes nur einen Augenblick erfahren könnten! Sie würden

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