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Madam Guyon - Die geistlichen Stroeme - Gott ist die Liebe

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solche Arbeit machen und darüber niemals weiterkommen. Sie entäußern sich wohl<br />

ihrer selbst, aber dennoch bekleidet sie <strong>Gott</strong> nicht wieder mit sich selbst. Es <strong>ist</strong> nämlich<br />

zu bemerken, daß <strong>Gott</strong>, wenn er <strong>die</strong> Seelen entblößt, es nur tut, um sie wieder zu<br />

bekleiden. Er macht nur arm, um reich zu machen. Insgeheim ersetzt er alles, was er<br />

den Menschen raubt, aus seiner eigenen Fülle. Das widerfährt den Menschen nicht, <strong>die</strong><br />

sich selbst entblößen.<br />

Sie verlieren — auch aus eigener Schuld — <strong>die</strong> Gaben <strong>Gott</strong>es, aber sie gelangen darum<br />

nicht zum Besitz <strong>Gott</strong>es selber.<br />

Man kann auf <strong>die</strong>ser Stufe nicht genug tun, sein Seelenleben zu entblößen,<br />

auszuleeren, arm zu machen und ertöten zu lassen. Was man auch tun wollte, um sich<br />

selbst zu Stützen, es gereicht einem alles zu unersetzlichem Schaden. Es heißt das, ein<br />

Leben zu fr<strong>ist</strong>en, dessen man doch verlustig gehen soll. Man denke an jene Lampe. Ihr<br />

sagt, ihr wollt sie ausgehen lassen, ohne sie gerade selbst auszulöschen. Ihr braucht nur<br />

aufzuhören, Öl zuzugießen, und sie wird schon ausgehen, ganz von selber. Wenn ihr<br />

aber fortfahrt, sie mit Öl zu versorgen, so wird sie niemals erlöschen. So verhält es sich<br />

mit dem seelischen Wesen und Leben. „Wer seiner Seele Leben verliert, der wird es<br />

finden“. Wenn man seinen Zustand zu erleichtern sucht, wenn man sich nicht geduldig<br />

entkleiden, verleugnen und entblößen läßt, welcherlei Nahrung man auch seiner Seele<br />

erlaubt, man wird ihren Tod in dem Maß verzögern, mit dem man ihr Futter zumißt.<br />

Erwehre dich nicht des Todes, und du wirst leben durch den Tod. Man denke an einen<br />

Menschen, der ins Wasser gefallen <strong>ist</strong> und Gefahr läuft, zu ertrinken. Er zerarbeitet<br />

sich, um sich über Wasser zu halten. Er bleibt auch oben, solange er es kann. Er fr<strong>ist</strong>et<br />

sein Leben, solange er noch Kraft hat.<br />

Sobald aber seine Kräfte nachlassen, sinkt er unter und ertrinkt. Genau so verhält es<br />

sich mit <strong>die</strong>sen Menschen. Sie wollen ihre Seele retten. Sie kämpfen gegen das<br />

Untergehen, solange sie nur können. Erst wenn <strong>die</strong> eigene Kraft gänzlich erschöpft <strong>ist</strong>,<br />

verscheiden sie. <strong>Gott</strong>, den ihr Zustand jammert, und der ihre Mitkreuzigung<br />

beschleunigen möchte, lähmt ihnen <strong>die</strong> Hände, womit sie sich festhielten, und zwingt<br />

sie dadurch, zugrunde zu gehen. Wohl ruft und schreit <strong>die</strong><br />

wehleidige untergehende Seele, aber es <strong>ist</strong> keine Erhörung. Kein Erbarmen haben <strong>ist</strong><br />

unter <strong>die</strong>sen Umständen <strong>die</strong> größte Barmherzigkeit.<br />

0 ihr Seelsorger, steht in <strong>die</strong>sem geheimnisvollen Werk <strong>Gott</strong> bei. Hütet euch, <strong>die</strong>sen<br />

Menschen hilf zu le<strong>ist</strong>en. Genau so, wie es euch nicht erlaubt <strong>ist</strong>, ihr Sterben zu<br />

beschleunigen, indem ihr sie selbst unter das Wasser drückt, so <strong>ist</strong> es euch auch nicht<br />

erlaubt, <strong>die</strong> Hand auszustrecken, um sie herauszuziehen. Raubt ihnen vielmehr jede<br />

Stütze. Lasst euch nicht durch ihre Klagen erweichen. Werdet eisern gegen sie, wie der<br />

Himmel eisern gegen sie geworden <strong>ist</strong>, und wenn ihr sie nun erstorben seht, begrabt<br />

nicht den Leib. <strong>Die</strong> <strong>Liebe</strong> wird ihn auf ihre Weise zu begraben wissen. Das

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