hier - Antiquariat.de
hier - Antiquariat.de
hier - Antiquariat.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Stein heim und Assing waren eng befreun<strong>de</strong>t (vgl. ebd.<br />
S.14ff). Offensichtlich fan<strong>de</strong>n sich Bücher aus <strong>de</strong>m Nachlass<br />
Steinheims in <strong>de</strong>r Bibliothek Ludmilla Assings wie<strong>de</strong>r.<br />
– Teilw. etwas fleckig. Frontispiz zu Tl. II mit geringen<br />
Knickfalten. Exlibris und Vorsatzbl. mit Namen.<br />
Logau, Friedrich von: Sinngedichte. Zwölf Bücher.<br />
Mit Anmerkungen über die Sprache <strong>de</strong>s Dichters<br />
herausgegeben von C[arl] W[ilhelm] Ramler und<br />
G[otthold] E[phraim] Lessing. Leipzig, Weidmann<br />
1759. Kl.-8°. XIV, 414 S., 12 Bl., 103 S. Mit gest.<br />
Frontispiz und gest. Titelvignette von J. W. Meil.<br />
Le<strong>de</strong>rband d. Zt. € 1000,–<br />
Goed. III, 232, 3, 2. – Lanckoronska-Oehler II, 74. – Wolfskehl,<br />
Slg. Manheimer, 245: „Vortreffliche, dabei sehr selten<br />
gewor<strong>de</strong>ne Neuausgabe“. – Dorn, Meil, 20–21. – Erste<br />
Ausgabe dieser Sammlung. – Unser Exemplar weist (neben<br />
einem Exlibris von Otto-Emil Richter, Altbelgern, und <strong>de</strong>m<br />
Namenszug „Fed<strong>de</strong>rn“ auf <strong>de</strong>m Titel) auf <strong>de</strong>m zweiten (weißen)<br />
Vorsatzblatt zwei interessante Besitzeintragungen<br />
auf: 1. „Mit herzlichem Glückwunsch zum 6. August 1841<br />
<strong>de</strong>in D. A. Assing.“ Der Schreiber, Schwager Varnhagens<br />
von Ense (er hatte 1815 <strong>de</strong>ssen Schwester Rosa Maria<br />
geheiratet), ist <strong>de</strong>r Arzt und Dichter David Assur Assing<br />
(1787–1842). „Mit Chamisso und Justinus Kerner eng befreun<strong>de</strong>t,<br />
widmete er die Mußestun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Dichtkunst,<br />
doch blieben seine Gedichte in <strong>de</strong>n Musenalmanachen,<br />
<strong>de</strong>m Morgenblatte etc. zerstreut.“ (ADB I, 624; Goed. VI,<br />
186,4). Seine Tochter Ludmilla (verh. Grimelli), die durch<br />
die Herausgabe <strong>de</strong>s Nachlasses ihres Onkels Varnhagen<br />
Berühmtheit erlangt hat, starb 1880 geistesgestört in Florenz.<br />
Aus <strong>de</strong>r Datierung <strong>de</strong>r Widmung geht hervor, daß<br />
das Buch ein Geburtstagsgeschenk von Assing an seinen<br />
Freund, <strong>de</strong>n berühmten Arzt und Dichter Salomon Ludwig<br />
Steinheim (1789–1866) in Altona, gewesen ist. – 2. „Rom.<br />
Juli 1898 Otto Erich Hartleben“. Im Vorwort zu <strong>de</strong>m von<br />
ihm herausgegebenen „Logaubüchlein“ (München, Langen,<br />
1904) schreibt Otto Erich Hartleben (1864–1905) über<br />
das vorliegen<strong>de</strong> Exemplar: „Mein Exemplar, das beson<strong>de</strong>rs<br />
prächtig in Le<strong>de</strong>r gebun<strong>de</strong>n ist, habe ich an einem Julitage<br />
<strong>de</strong>s Jahres 1898 in Rom bei einem Straßenantiquar an San<br />
Andrea <strong>de</strong>lle Fratte für zehn Soldi erstan<strong>de</strong>n. Es ist mit <strong>de</strong>m<br />
Namen Aßing gezeichnet und stammt zweifellos aus <strong>de</strong>m<br />
verschleu<strong>de</strong>rten Besitz jener hochbegabten, zerfahrenen<br />
Ludmilla Aßing, die als zweiundfünfzigjähriges Mädchen<br />
für zwei Jahre einen Florentiner Bersaglierioffizier heirathete,<br />
um danach einige Jahre später im Irrenhause San<br />
Bonifazio zu Florenz zu versterben.“ Hartleben schließt<br />
eine Betrachtung über das freundschaftliche Verhältnis<br />
von Ludmilla Assing zu Gottfried Keller an und schließt<br />
mit <strong>de</strong>n Worten: „Es ist also nicht zu viel vermuthet, daß<br />
Ludmilla Aßing […] Gottfried Keller mit Friedrich von<br />
Logau vertraut gemacht hat, und es ist mir ein freundlicher<br />
Gedanke, daß dieses vor mir auf <strong>de</strong>m Schreibtisch liegen<strong>de</strong><br />
Buch dasselbe gewesen ist, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r große Schweizer<br />
zuerst sein ‚Sinngedicht‘ aufgeschlagen hat.“ Gemeint ist<br />
die Novellensammlung „Das Sinngedicht“ (Berlin 1882),<br />
<strong>de</strong>ren Rahmenhandlung ganz auf einem Epigramm Logaus<br />
aufgebaut ist. Nach Rom war das Buch durch Johanna<br />
Steinheim gelangt, die ihren Lebensabend dort verbrachte<br />
(vgl. <strong>de</strong>n Steinheim-Briefwechsel, hg. v. Jutta Dick). Ludmilla<br />
Assing hat ihre Nenn-Tante Steinheim bis zum Tod<br />
finanziell unterstützt. – Folgen<strong>de</strong>r Weg <strong>de</strong>s Buches ist also<br />
<strong>de</strong>nkbar: D. A. Aßing schenkt das Buch seinem Kollegen<br />
S. L. Steinheim. Aus <strong>de</strong>ssen Erbe gelangt es in <strong>de</strong>n Besitz<br />
seiner Frau, Johanna, die nach Rom zieht. Dort trifft sie<br />
wie<strong>de</strong>r auf die Tochter Aßings, Ludmilla. Diese macht<br />
möglicherweise ihren Freund Gottfried Keller in Zürich<br />
mit <strong>de</strong>m Werk bekannt. Aus <strong>de</strong>m Erbe Johanna Steinheims<br />
gelangt das Werk auf <strong>de</strong>n römischen Trö<strong>de</strong>l, wo es Otto<br />
Erich Hartleben bei Gelegenheit fand. – Rückenvergoldung<br />
verblasst, oberes Kapital mit geringer Fehlstelle. Leicht<br />
gebräunt und mit wenigen Bleistiftanstreichungen am<br />
Rand (von OEH?).<br />
Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen<br />
Deutschland gewidmet. Hamburg, Hoffmann u.<br />
Campe 1834. Kl.-8°. X, 308 Seiten. Halble<strong>de</strong>rband d.<br />
Zt. € 1250,–<br />
Borst 1740. – Houben I, 607. – Erste Ausgabe. – Han<strong>de</strong>xemplar<br />
aus OEH.s Celler Schulzeit: Vorsatzbl. mit eigenh. Besitzvermerk,<br />
dat. Juni 1883 (Tinte) u. vereinzelten, eigenh.<br />
Anmerkungen mit Bleistift z. B.: „Bravo! Bravo!!“ o<strong>de</strong>r<br />
ironisierend: „confisciert ihn!“ (S.164 bzw. 168). – Gering<br />
gebräunt, Wasserrand. – Die Naturalisten-Generation <strong>de</strong>r<br />
um 1865 Geborenen nannte sich nach ihren Vorbil<strong>de</strong>rn<br />
aus <strong>de</strong>r Vormärzzeit „Jüngst<strong>de</strong>utsche“. Auch sie verban<strong>de</strong>n<br />
politische Agitation mit Poesie.<br />
Hartleben geb. Angerstein, Elwine, die Mutter<br />
von Otto Erich H. (1838–1876): Eigenh. Tagebuch.<br />
Clausthal und Hannover 1864–1876. Kl.-8°.<br />
74 Blätter. Mit 9 montierten Original-Fotografien.<br />
Leinenband mit vergol<strong>de</strong>ten Deckel- und Rückenfileten,<br />
Vor<strong>de</strong>r<strong>de</strong>ckel mit vergol<strong>de</strong>tenm Namen „Erich<br />
Hartleben“ und Goldschnitt. € 2000,–<br />
Das eigens <strong>de</strong>m erstgeborenen Sohn, Eduard Friedrich<br />
Otto Erich, gewidmete und seine Entwicklung beschreiben<strong>de</strong><br />
Tagebuch <strong>de</strong>r Mutter. – Die ersten fünf Lebensjahre<br />
sind aus <strong>de</strong>r Rückschau beschrieben, ab Herbst 1869 bis<br />
zum 12. Lebensjahr <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s folgen <strong>de</strong>n Lebensweg<br />
begleiten<strong>de</strong> Aufzeichnungen. Die persönliche Ansprache<br />
„Du“ wechselt in die distanzierte Schil<strong>de</strong>rung „Er“. Dabei<br />
sind nahezu durchweg die Sorgen über eine fehlerhafte<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Jungen Thema <strong>de</strong>r Aufzeichnungen:<br />
„Der armen Tante Neimke mit ihrem Grundsatz ‚Alles mit<br />
Liebe‘ machst du oft manche Not. Du bist lei<strong>de</strong>r so wild<br />
und zutapsch […], daß du mich recht oft <strong>de</strong>m Weinen<br />
nahe bringst. Deine Neckereien und Streitigkeiten mit<br />
<strong>de</strong>inen kleinen Brü<strong>de</strong>rn bringen dir manchen Klaps ein,<br />
gegen welche du lei<strong>de</strong>r eine bedauerliche Gleichgültigkeit<br />
an <strong>de</strong>n Tag legst“. – Dieser Eintrag steht bezeichnend für<br />
viele weitere folgen<strong>de</strong>: Klagen <strong>de</strong>r Lehrer, Betragen und<br />
Aufmerksamkeit ungenügend, <strong>de</strong>n religiösen Unterweisungen<br />
<strong>de</strong>r Mutter wi<strong>de</strong>rsetzt <strong>de</strong>r Knabe sich. Mit sechs Jahren<br />
lehnt er ein Morgengebet mit <strong>de</strong>m Argument, „Wenn ich<br />
aber schlecht geschlafen habe, dann kann ich doch nicht<br />
danken“, ab. Neben diesen Respektlosigkeiten schil<strong>de</strong>rt die<br />
Mutter alkoholische Eskapa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s 11jährigen (!) und die<br />
ersten poetischen Versuche <strong>de</strong>s frühreifen Kin<strong>de</strong>s. Seinem<br />
Großvater widmet er 1874: „Die spartanische Revolution.<br />
Originalschauspiel in 3 Akten“. Die Mutter schließt resignierend<br />
ihre Aufzeichnungen, ihr letzter Satz lautet: „An<br />
an<strong>de</strong>re Knaben schließt er sich lei<strong>de</strong>r gar nicht an und ist<br />
immer nur auf <strong>de</strong>r Bücherjagd.“ – Aber auch Entwicklungsschritte<br />
<strong>de</strong>s Jungen wer<strong>de</strong>n aufgezeichnet, Leseerfolge und<br />
Auffassungsgabe, Alpträume geschil<strong>de</strong>rt. Zuweilen wer<strong>de</strong>n<br />
58 Gemeinschaftskatalog <strong>de</strong>r Antiquare 2013