Abschlussbericht der Arbeitsgruppe SC der ...

Abschlußbericht der Arbeitsgruppe SC der Verfassungsschutzbehörden 128
"Die Scientology-Organisation nähert sich vornehmlich Personen, die ihr schwach
erscheinen. Die angewandten Methoden ermöglichen es, den einzelnen zu einer
Übertragung seines Vermögens im Wege der Schenkung zu bewegen. Der einzelne
wird so mehr und mehr Gefangener eines Systems, das ihn verpflichtet, jeglichen
Kontakt mit seiner Umgebung aufzugeben und das ihn im Zentrum einer
Gemeinschaft einschließt, die ihre eigenen Regeln hat. Insoweit sind die betrügerischen
Werbung, die den einzelnen anfangs in das Zentrum bringt, seine Arglosigkeit
hinsichtlich Begriffe wie 'Dianetikzentrum' oder 'Scientologykirche', in der
der einzelne belassen wird, die angewandten Bekeh rungsmethoden, alle diese
Methoden, die dazu bestimmt sind, dem einzelnen sein Vermögen zu entziehen, in
dem sie ihn seines freien Urteilsvermögens berauben, betrügerische Machenschaften
zum Zwecke der Täuschung".
Die Verurteilung J. J. Maziers wegen fahrlässiger Täuschung geht auf einen Vorfall
aus dem Jahr 1988 zurück. Er hatte einem Mitglied der Organisation, das zu
diesem Zeitpunkt unter schweren seelischen Störungen litt, zur Aufnahme eines
Kredites geraten, um sich einer "Reinigungskur" zu unterziehen. Die Ehefrau hatte
sich gegen die Kreditaufnahme ausgesprochen, worauf ihr Ehemann Selbstmord
beging. Die äußeren Anzeichen einer psychischen Verwirrung hätten Mazier bewegen
müssen, den Fall des Mitgliedes mit Vorsicht zu behandeln. Das Verfahren
von Mazier wird insoweit als Sorgfaltspflichtsverletzung gewertet, die für den Tod
des Mitgliedes ursächlich geworden sei.
Das Gericht hat sich ausdrücklich auf die Prüfung beschränkt, ob die von der Organisation
angewandten Methoden einen Straftatbestand erfüllen. 264
Am 02.12.1996 hat ein Berufungsgericht in Mailand (Italien) 29 Angehörige der
Scientology-Organisation wegen Bildung einer verbrecherischen Vereinigung zu
Haftstrafen zwischen neun Monaten und zwei Jahren verurteilt.
Mit diesem Urteil wurden mildere Urteile früherer Instanzen aufgehoben. 265
Laut Presseberichten aus Januar und Februar 1997 geht es in einem staatsanwaltschaftlichen
Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft in Clearwater (USA)
wegen mysteriösem Todesfall eines Scientology-Mitgliedes um den Tod einer
36jährigen Frau aus Dezember 1995. Die Autopsie habe ergeben, daß sie an
Blutgerinseln und Flüssigkeitsmangel starb. 5 bis 10 Tage, vielleicht bis zu 17 Tage
lang habe die Sterbende keine Flüssigkeit bekommen. Die Gerichtsmediziner
hätten Quetsch- und Schürfwunden sowie Merkmale gefunden, die Insektenstiche
ähnelten. Als die Frau von Mitgliedern der Scientology-Organisation ins Krankenhaus
gebracht worden sei, sei sie bereits ein bis zwei Tage bewußtlos gewesen.
266
Das Landgericht Athen (Griechenland) hat 1996 die SC als "Gefahr für die Gesellschaft
und die öffentliche Ordnung" eingestuft und ihr Verbot in Griechenland angeordnet.
In dem Urteil heißt es, die "unter dem Deckmantel eines philosophischen
Vereins" operierende Organisation beute ihre Mitglieder aus und unterziehe
sie einer "Gehirnwäsche", um ihre Willens- und Entscheidungsfreiheit zu brechen.
Bei Scientology handele es sich um eine "Organisation mit totalitären Strukturen
und Tendenzen". Sie verfolge Ziele, die der Natur des Menschen als freiem Wesen
zuwiderlaufen. 267
Auch in der Bundesrepublik Deutschland kam es zu zahlreichen strafrechtlichen
Ermittlungsverfahren und zu einzelnen Verurteilungen von Scientology-
Mitgliedern.