Affektregulation bei Bulimia Nervosa - Universität Osnabrück
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Minarik und Ahrens (1996) untersuchten verschiedene Dimensionen des<br />
Perfektionismus hinsichtlich des Zusammenhangs zum Essverhalten. Nur die<br />
Dimensionen „Besorgnis über Fehler“ und „Zweifel über eigenes Handeln“ waren mit<br />
gestörtem Essverhalten assoziiert. Da<strong>bei</strong> waren das Streben nach Schlankheit, die<br />
Neigung zu unkontrollierbarem Essen, die Unzufriedenheit mit der körperlichen<br />
Erscheinung und das Diätverhalten eng verknüpft mit einer generellen Sorge Fehler<br />
zu machen. Möglicherweise könnte sich eine generelle Furcht Fehler zu begehen<br />
durch die Vermittlung von Schönheitsidealen in eine Angst vor dem Nichterreichen<br />
dieser Ideale umwandeln, was zu gestörtem Essverhalten führen kann.<br />
Perfektionismus kann <strong>bei</strong> Frauen, die sich selbst als übergewichtig empfinden, als<br />
Risikofaktor für das Ausbilden einer bulimischen Symptomatik angesehen werden<br />
(Joiner, Heatherton, Rudd & Schmidt, 1997). Erweiternd zu diesen Ergebnissen<br />
fanden Vohs, Bardone, Joiner und Abramson (1999), dass unter Frauen mit<br />
geringem Selbstwertgefühl, die sich als übergewichtig erleben, perfektionistische<br />
Verhaltensweisen mit schwereren bulimischen Symptomen verknüpft sind.<br />
Die prämorbide Struktur bulimischer Patientinnen wird als depressiv beschrieben<br />
(Uexküll, 1996). Narzisstische Tendenzen einhergehend mit gesteigerter<br />
Selbstherrlichkeit und einem starken Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und<br />
Bewunderung sind ebenfalls kennzeichnend. Als weitere Merkmale werden<br />
Impulsivität, labiles Affektverhalten, geringes Selbstwertgefühl und autoaggressive<br />
Tendenzen genannt (Uexküll, 1996; Wonderlich, 2002).<br />
In einer Untersuchung von Pryor und Wiederman (1996) wurden die<br />
Persönlichkeitseigenschaften von 35 Anorexiepatientinnen und 45<br />
Bulimiepatientinnen mittels des „Multidimensional Personality Questionnaire“ (MPQ)<br />
erfasst. In <strong>bei</strong>den Gruppen wurden geringe Ausprägungen <strong>bei</strong> Wohlbefinden und<br />
positiven Affekten gefunden, was mit wenig Freude, Aufregung und Glück<br />
einhergeht. Außerdem erlangten <strong>bei</strong>de Gruppen hohe Werte bezüglich<br />
Stressreaktion und negativer Affekte. Diese Ergebnisse stehen in Zusammenhang<br />
mit übertriebenen Sorgen, Reizbarkeit und emotionaler Labilität. Die niedrigen<br />
Ausprägungen in Sozialer Nähe und die hohen Entfremdungswerte stehen für<br />
Misstrauen, soziale Isolation, sich von anderen ungerecht behandelt fühlen und für