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Affektregulation bei Bulimia Nervosa - Universität Osnabrück

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betroffenen Personen zu gesteigerten Bedürfnissen nach Kontrolle führen, die<br />

ihrerseits eine Verringerung der Nahrungsaufnahme zur Folge haben können. Diese<br />

Beziehung wird ebenfalls von Beebe (1994) in einem integrativen Entstehungsmodell<br />

der <strong>Bulimia</strong> <strong>Nervosa</strong> postuliert. Pudel und Westenhöfer (1998) zufolge kann diese<br />

Zügelung des Essverhaltens, zum Beispiel <strong>bei</strong>m Eintreten in die Pubertät, als<br />

Versuch interpretiert werden, wenigstens in einem Bereich des Lebens die Kontrolle<br />

zu behalten.<br />

Die Fähigkeit zur Dissoziation wird als weiterer prädisponierender Faktor diskutiert.<br />

Es wird angenommen, dass Personen mit der Neigung, schwierige emotionale<br />

Erlebnisse abzuspalten, auch zu anderen impulsiven Verhaltensweisen tendieren,<br />

Binge-Eating eingeschlossen (Carlson & Putnam, 1993; Everill, Waller & Macdonald,<br />

1995). Lacey und Evans (1986) nehmen einen Zusammenhang zwischen Impulsivität<br />

und Schwierigkeiten <strong>bei</strong> der Bewältigung depressiver Emotionen und Angst an.<br />

Dissoziation könnte in Verbindung mit negativem Affekt und in Ermangelung<br />

alternativer Copingstrategien zu impulsivem Verhalten führen. Bingeing wird als die<br />

wahrscheinlichste Alternative angesehen, wenn auch andere der genannten<br />

prädisponierenden Faktoren gegeben sind.<br />

Spezifische Trigger werden als zeitlich nähere Voraussetzungen des Bingeing<br />

beschrieben, die diese Episoden bulimischen Verhaltens unmittelbar her<strong>bei</strong>führen.<br />

Bei dem ersten spezifischen Auslöser handelt es sich um das „Food Craving“, was<br />

durch extreme Anstrengungen zur Gewichtskontrolle her<strong>bei</strong>geführt werden kann.<br />

Polivy und Herman (1985) zufolge geht Diätverhalten dem Binge-Eating zeitlich<br />

voraus und verursacht es durch kognitiv geregeltes Essverhalten. Eine Vulnerabilität<br />

für eine Enthemmung und darauf folgendes Überessen scheint sich aus der<br />

kognitiven Kontrolle der physiologischen Regulation zu ergeben.<br />

Der zweite spezifische Trigger scheint das Bedürfnis zur Flucht vor aversiver<br />

Selbstaufmerksamkeit und negativem Affekt zu sein, wo<strong>bei</strong> dies moduliert wird durch<br />

die Stärke des affektiven Zustands und der zur Verfügung stehenden<br />

Bewältigungsmechanismen. Aufgrund einer undifferenzierten Wahrnehmung der<br />

eigenen Gefühle können Anspannungen nicht rechtzeitig erkannt werden, so dass<br />

keine adäquaten Strategien zur Spannungsreduktion zum Einsatz kommen (Pudel &<br />

Westenhöfer, 1998).

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