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Affektregulation bei Bulimia Nervosa - Universität Osnabrück

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auftretenden Essattacken diesen Bemühungen nicht entsprechen, sind Zunahmen im<br />

Schuld-, Scham- und Ekelerleben nicht überraschend.<br />

Die erhöhten Ekelwerte werden von Schienle, Walter, Schäfer, Stark und Vaitl (2003)<br />

auf eine generell erhöhte Ekelneigung <strong>bei</strong> Frauen mit Essstörungen zurückgeführt.<br />

Eine deutliche Herabregulierung der negativen Affekte trat in dieser<br />

Patientenstichprobe nicht auf. Die Werte für die negativen Emotionen bleiben auch<br />

nach dem Erbrechen auf einem mittleren bis hohen Niveau, was den Befunden von<br />

Johnson und Larson (1982) entspricht. In deren Stichprobe erreichten alle negativen<br />

Emotionen mittlere bis hohe Ausprägungen nach einer Binge-Purge Episode. Dieses<br />

Bild stimmt nicht mit den Ergebnissen von Tachi et al. (2001) und Lynch und<br />

Kollegen (2000) überein, die eine Minderung des negativen Affekts durch die<br />

Kompensationsmaßnahmen gefunden haben.<br />

Eine mögliche Erklärung wäre, dass die durch die retrospektive Datenerhebung<br />

erfasste Affektlage nicht der nach dem Erbrechen tatsächlich vorliegenden<br />

emotionalen Situation der Patientinnen entspricht.<br />

Eine Verringerung der Angst, die durch eine mögliche Gewichtszunahme ausgelöst<br />

wird, wie von Rosen und Leitenberg (1982) postuliert, konnte nicht nachgewiesen<br />

werden. Diese Emotion wurde zu allen Zeitpunkten mittelmäßig stark empfunden.<br />

Möglicherweise wird mittels der Differentiellen Affektskala nicht die Angst vor<br />

Gewichtszunahme erfasst.<br />

2.2.2 Veränderungen der Affektausprägungen <strong>bei</strong> der Kontrollgruppe<br />

Alle zehn Affekte sind vor und nach einer Heißhungerattacke schwach bis mäßig<br />

stark ausgeprägt. Es scheint keine deutliche Veränderung vorhanden zu sein, so<br />

dass der Schluss nahe liegt, dass die Heißhungerphasen in der gesunden<br />

Kontrollgruppe keine affektregulatorische Funktion besitzen. Außerdem scheint der<br />

Heißhunger eher in emotional neutralen, nicht aber in belastenden Situationen<br />

aufzutreten.<br />

Der Befund, dass auch <strong>bei</strong> den pathologisch unauffälligen Frauen nach einer<br />

Essattacke mehr Scham und Schuld empfunden werden, allerdings statistisch nicht<br />

signifikant, könnte auf das bestehende Schlankheitsideal zurückgeführt werden.

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