Affektregulation bei Bulimia Nervosa - Universität Osnabrück
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seinem „Interpersonellen Stressmodell“ die Funktion des Erbrechens in einer<br />
Reduktion von Schuldgefühlen (zit.n. Fichter, 1989). Rosen und Leitenberg (1982)<br />
vertreten den Ansatz, dass mittels selbstinduziertem Erbrechen die morbide Angst<br />
der Bulimikerinnen vor einer Gewichtszunahme verringert wird.<br />
2.2.3 Integrative Modelle<br />
McManus und Waller (1995) versuchen in ihrer „Funktionalen Analyse des Binge-<br />
Eating“ die Aspekte der zuvor skizzierten Theorien zu integrieren. Sie sind der<br />
Meinung, dass Aspekte der Heißhungerattacke sowohl als Konsequenz des<br />
Essverhaltens als auch als Resultat emotionaler Schwierigkeiten für ein breiteres<br />
Verständnis des Bingeing in die Analyse einbezogen werden sollten.<br />
Die Autoren gehen davon aus, dass Binge-Eating aus einer Reihe prädisponierender<br />
Faktoren und spezifischer Anreize entsteht. Aufrechterhaltende Faktoren der<br />
Heißhungeranfälle stellen da<strong>bei</strong> die kurzfristigen und langfristigen Konsequenzen dar<br />
(Abb. 2).<br />
Die zeitlich distalen Antezedenzen werden von den Autoren als prädisponierende<br />
Faktoren bezeichnet. Diese sensibilisieren die Person im Vorfeld für jegliche Form<br />
psychischer Schwierigkeiten oder für einige spezifische Auslöser des Bingeing.<br />
Solche Faktoren sind zum Beispiel eine generelle Unzufriedenheit mit sich und dem<br />
Leben (Slade, 1982) oder die Existenz soziokultureller Schlankheitsideale. Negative<br />
Lebenserfahrung verstärkt die allgemeine Unzufriedenheit, die durch ein geringes<br />
Selbstwertgefühl, Gefühle der Unzulänglichkeit und selbstabwertende Gedanken<br />
gekennzeichnet ist.<br />
Perfektionistische Standards, auch vermittelt durch die elterliche Erziehung,<br />
konfligierende Vorbilder oder spezifische traumatische Erlebnisse in der<br />
Vorgeschichte können weitere Faktoren zur Erhöhung der Unzufriedenheit darstellen.<br />
Zur Steigerung des Selbstwertgefühls werden von den betroffenen Personen<br />
maladaptive Copingstrategien eingesetzt. Diätverhalten scheint eine gern gewählte<br />
Alternative zu sein, besonders <strong>bei</strong> Personen mit einer Neigung zur Überidentifikation<br />
mit dünnen Vorbildern. Hohe Ausprägungen an Perfektionismus können <strong>bei</strong> den