Affektregulation bei Bulimia Nervosa - Universität Osnabrück
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Mittels der Experience Sampling Method untersuchten Johnson und Larson (1982)<br />
die jeweilige Situation und den emotionalen Zustand bulimischer Patientinnen im<br />
Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen. Alle zwei Stunden wurde den<br />
Probandinnen über einen Pager ein Signal übermittelt, nach dem sie einen<br />
Selbstbeobachtungsfragebogen ausfüllen sollten. Auf einer sieben-stufigen Likert-<br />
Skala sollten acht Stimmungen eingeschätzt werden: heiter/reizbar, glücklich/traurig,<br />
gesellig/einsam (Affekte), aktiv/passiv, lebhaft/schläfrig, stark/schwach (Kraft) und<br />
aufgeregt/gelangweilt, frei/gezwungen. Die bulimischen Patientinnen mussten<br />
ebenfalls die Ausprägungen von Hunger, Kontrolle und Schuld beschreiben. Generell<br />
berichteten die Bulimikerinnen eine signifikant negativere Stimmung als die<br />
Kontrollpersonen. Nur <strong>bei</strong> den Items „aufgeregt/gelangweilt“ und „lebhaft/schläfrig“<br />
ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen <strong>bei</strong>den Gruppen. Die<br />
Patientinnen mit Bulimie zeigten instabilere affektive Muster als die Kontrollpersonen.<br />
Direkt vor einem Essanfall oder vor gegenregulatorischen Maßnahmen berichten<br />
bulimische Patientinnen über einen negativen Gefühlszustand. Sie fühlen sich<br />
signifikant reizbarer, schwächer und eingezwängt. Der affektive Zustand<br />
verschlechterte sich noch während einer Heißhungerattacke. Die Werte für Schuld,<br />
Scham und Ärger waren signifikant erhöht. Auch während des Purging-Verhaltens<br />
berichteten die Patientinnen von negativen Stimmungen. Gefühle von Traurigkeit und<br />
Schwäche, aber auch Lebhaftigkeit nahmen zu; Scham und Schuld erreichten die<br />
höchsten Ausprägungen. Ärger sank auf einen Wert nahe Null. Nach einer Binge-<br />
Purge-Episode erreichten alle Items einen negativen Level.<br />
Anhand der Selbstbeschreibungen der bulimischen Verhaltensweisen von 32<br />
Patienten (30 weiblich und 2 männlich) versuchten Abraham und Beumont (1982) die<br />
bulimische Symptomatik zu analysieren. Alle Patienten beschrieben Gefallen am<br />
Essen, gerade zu Beginn eines Essanfalls, trotz auftretender negativer Stimmungen.<br />
Angst und Anspannung wurden von allen Personen vor einer Heißhungerattacke<br />
berichtet, Gefühle von Depersonalisation und Derealisation traten <strong>bei</strong> 75% auf. Bei<br />
34% der Patienten verringerte sich die Angst während einer Essattacke, wo<strong>bei</strong> dies<br />
für einige nur vorübergehend der Fall war. 66% berichten über Angstfreiheit nach<br />
Beendigung eines Essanfalls. Bei 72% der Teilnehmer scheinen während des<br />
Essens keine negativen Stimmungen vorzuliegen. Das Bild ändert sich jedoch nach<br />
Abschluss einer Essensperiode. Es berichten 44% über eine Zunahme negativer