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Affektregulation bei Bulimia Nervosa - Universität Osnabrück

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Bei allen Gruppen scheint es sich um feindselig-ärgerliche Frauen zu handeln, die<br />

ihre Gefühle nicht direkt ausdrücken können.<br />

Mizes (1988) verglich in einer Untersuchung die Persönlichkeitseigenschaften<br />

bulimischer Patientinnen mit denen gesunder Kontrollpersonen anhand<br />

verschiedener Selbstbeschreibungsbögen, zum Beispiel „The Irrational Beliefs Test“<br />

(IBT, Jones, 1968). Bulimikerinnen waren ängstlicher, depressiver und<br />

eingeschränkter in der Einschätzung von Körperschemata. Irrationale Denkmuster<br />

waren verstärkt ausgeprägt. Sowohl das Bedürfnis nach Anerkennung als auch die<br />

Hilflosigkeit waren stark mit Bulimie verknüpft. Als zusätzliche irrationale Gedanken<br />

traten verstärkt emotionale Unverantwortlichkeit, was bedeutet, dass Situationen als<br />

emotionsauslösend angesehen werden, überängstliche Unruhe und<br />

Problemvermeidung auf. Es konnte gezeigt werden, dass die Bulimikerinnen das<br />

Gewicht und eine rigide Selbstkontrolle stärker mit dem Selbstwert in<br />

Zusammenhang bringen als die gesunden Kontrollpersonen.<br />

Ein Mangel an Selbstbehauptung, Unbehagen in sozialen Situationen und sexuelle<br />

Sorgen konnten nicht mit der bulimischen Symptomatik in Verbindung gebracht<br />

werden.<br />

In einem zusammenfassenden Überblick von Vitousek und Manke (1994) werden<br />

verschiedene Studien mit unterschiedlichen Erhebungsinstrumenten berücksichtigt.<br />

Bulimische Anorektikerinnen weisen höhere Werte bezüglich Geselligkeit und<br />

affektiver Labilität auf im Vergleich zu restriktiven anorektischen Patientinnen. Nach<br />

Symptomausbruch erreichen sie höhere Werte an Externalität und negativen<br />

Emotionen.<br />

Die Beschreibung normalgewichtiger bulimischer Patientinnen hinsichtlich<br />

charakteristischer Persönlichkeitsmerkmale ist nicht ganz so eindeutig. Eine<br />

Erklärungsmöglichkeit wäre, dass sich die Entwicklung bulimischen Verhaltens auf<br />

zwei Mechanismen zurückführen lässt. Der eine Typ ist durch Enthemmung und<br />

affektive Instabilität charakterisierbar. Die Essattacken und die gegenregulatorischen<br />

Maßnahmen dienen der Regulation unerträglicher Spannungszustände, Ärger und<br />

Fragmentation. Bei dem anderen Typus könnten sich bulimische Symptome durch<br />

Diätverhalten entwickeln. Das Überessen ist das Resultat wiederholter misslungener<br />

Versuche, ein kulturell wünschenswertes Gewicht zu erlangen. Gegenregulatorische

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