Affektregulation bei Bulimia Nervosa - Universität Osnabrück
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2.2 Veränderungen der Affekte über eine Binge-Purge-Episode hinweg<br />
Auch nach den Essattacken bleiben die Unterschiede zwischen den <strong>bei</strong>den<br />
Untersuchungsgruppen bestehen. In der bulimischen Patientengruppe erreichen die<br />
negativen Affekte hohe Werte, während die positiven Affekte auf einem niedrigen<br />
Level erlebt werden. Alle zehn Emotionen sind in der gesunden Vergleichsgruppe<br />
schwach bis mittelmäßig stark ausgeprägt.<br />
Die Veränderungen sollen jetzt für <strong>bei</strong>de Gruppen getrennt betrachtet werden.<br />
2.2.1 Affektausprägungen <strong>bei</strong> den bulimischen Patientinnen über eine<br />
Binge-Purge-Episode hinweg<br />
In der klinischen Stichprobe wird deutlich, dass die negativen Affekte sowohl vor als<br />
auch nach einer Heißhungerattacke stärker ausgeprägt sind als die positiven<br />
Emotionen. Die zu <strong>bei</strong>den Zeitpunkten am stärksten erlebten Emotionen sind Trauer<br />
und Wut.<br />
Eine deutliche Zunahme der Intensität im Verlauf einer Binge-Episode wurde <strong>bei</strong> den<br />
Affekten Ekel, Scham und Schuld festgestellt. Diese Befunde stimmen mit<br />
Ergebnissen von Schöttke et al. (im Druck) und Tachi und Mitar<strong>bei</strong>tern (2001)<br />
überein, die ebenfalls einen Anstieg dieser negativen Gefühle durch den Essanfall<br />
nachgewiesen haben. Tachi et al. (2001) schlussfolgern daraus, dass die Emotionen<br />
Schuld, Scham, Ekel und Hilflosigkeit durch die ständige Wiederkehr bulimischer<br />
Heißhungeranfälle chronisch werden. McManus und Waller gehen in ihrer<br />
funktionalen Analyse des Binge-Eating (1995) davon aus, dass der negative Affekt<br />
zwar kurzfristig verringert wird, dass aber die negativen Emotionen durch eine<br />
langfristige Zunahme zur Aufrechterhaltung der bulimischen Symptomatik <strong>bei</strong>tragen.<br />
Die hier gefundene Steigerung des negativen Affektes kann im Sinne dieses<br />
Aufrechterhaltungsmodells interpretiert werden.<br />
Außerdem sind die erhöhten Schuld-, Scham- und Ekelempfindungen durch die<br />
Charakteristika der <strong>Bulimia</strong> <strong>Nervosa</strong> erklärbar. Die betroffenen Personen streben<br />
ständig nach Kontrolle und Beschränkung des eigenen Gewichts. Da die