Affektregulation bei Bulimia Nervosa - Universität Osnabrück
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Bei den in dieser Untersuchung gefundenen Korrelationen scheint es sich nicht um<br />
störungsspezifische, sondern um zufällig zustande gekommene Korrelationen zu<br />
handeln.<br />
4. Das Borderline-Persönlichkeits-Inventar<br />
In allen Skalen des Borderline-Persönlichkeits-Inventars (Leichsenring, 1997)<br />
bestehen signifikante Unterschiede zwischen den <strong>bei</strong>den Untersuchungsgruppen.<br />
Die Bulimikerinnen weisen in den vier Skalen höhere Werte auf als die gesunden<br />
Kontrollgruppenteilnehmerinnen. Übereinstimmend dazu berichten Marañon et al.<br />
(2004) und Carroll und Kollegen (1996) über ein vermehrt gemeinsames Auftreten<br />
von <strong>Bulimia</strong> <strong>Nervosa</strong> und der Borderline-Persönlichkeitsstörung.<br />
Die sehr hohen Ausprägungen der Bulimikerinnen auf der Skala „Identitätsdiffusion<br />
und Entfremdungserlebnisse“ bedeuten, dass diese dazu neigen, gegensätzliche<br />
Aspekte der Persönlichkeit voneinander zu trennen. Dies ist konform mit den<br />
Modellvorstellungen von McManus und Waller (1995), die davon ausgehen, dass ein<br />
dissoziativer Stil einen prädisponierenden Faktor für die Entstehung einer<br />
Heißhungerattacke darstellen kann. Beobachtungen von Carlson und Putnam (1993)<br />
zufolge besteht <strong>bei</strong> Personen mit einer Neigung zur Abspaltung emotionaler<br />
Erlebnisinhalte die Tendenz zu impulsiven Verhaltensweisen, was das Binge-Eating<br />
einschließt. In dem „Escape“-Modell von Heatherton und Baumeister (1991) wird die<br />
Heißhungerattacke als Versuch betrachtet, vor der negativen Selbstaufmerksamkeit<br />
zu fliehen, was die Ergebnisse dieser Ar<strong>bei</strong>t ebenfalls stützt.<br />
Die gefundenen niedrigen Werte der bulimischen Patientinnen in der Skala<br />
„Mangelhafte Realitätsprüfung“ sind mit Leichsenrings (1997) Konzeptualisierung<br />
vereinbar. Niedrigere Werte stehen hier für die Fähigkeit zur Unterscheidung<br />
zwischen Realität und Phantasie, so „dass keine psychotischen Erlebnisse<br />
auftreten“, wo<strong>bei</strong> verzerrte Wahrnehmungen der Wirklichkeit möglich sind (S.62).<br />
Diese Skala wurde in den Fragebogen aufgenommen, um zwischen schizophrenen<br />
Personen und denen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zu differenzieren.