Stefan Karasek - Arbeitskreis Quartiersforschung
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Machtposition von Politik und Verwaltung zu erklären ist. So wurde das Grätzelmanagement<br />
von Politik und Verwaltung auch dazu genutzt, das eigene Handeln zu rechtfertigen und zu<br />
legitimieren. Dazu wurden die EU-Förderbedingungen als unausweichlich und außerhalb der<br />
Reichweite regionalpolitischen Handelns beschrieben und damit gleichzeitig Alternativen der<br />
Finanzierung aus dem Blickfeld genommen. Das brachte für die Politik den Vorteil, die<br />
Akzeptanz von Entscheidungen in der Bevölkerung zu verbessern, was zu einer Beruhigung<br />
lokaler Akteure geführt hat. Die Rationalisierung der Lebenswelt wurde mit diesen<br />
Erläuterungen von Rahmenbedingungen wie der EU-Förderung oder von Prozessen der<br />
Verwaltung und der Wirtschaft weiter gefördert. Umgekehrt wurde eine Vermittlung von<br />
Werten und Vorstellungen der lokalen Akteure „nach oben“ nur solange gut geheißen, solange<br />
sie die rationale Handlungslogik von Politik und Verwaltung nicht in Frage stellten.<br />
Was die Herstellung horizontaler und vertikaler Kommunikationswege betrifft, war das<br />
Grätzelmanagement nur in Teilbereichen erfolgreich. Im Stadtteil ist die Vernetzung nicht<br />
flächendeckend, d.h. nicht zwischen allen größeren sozialen Gruppen gelungen. Dafür scheinen<br />
aus Sicht der Bewohner verschiedene Gründe denkbar. Viele Menschen waren bereits vor dem<br />
Grätzelmanagement in anderen sozialen Netzwerken eingebunden, u.U. auch außerhalb des<br />
Stadtteils. Andere suchten den sozialen Austausch erst gar nicht oder bevorzugten, in<br />
zurückgezogener Abgeschiedenheit zu leben und blieben daher für das Grätzelmanagement<br />
unerreichbar.<br />
Die neu entstandenen horizontalen Strukturen konnten dafür über die Zeit gefestigt werden.<br />
In vertikaler Richtung konnte man nicht alle gewünschten Akteure erreichen, um einen<br />
regelmäßigen Austausch zu erwirken.<br />
Zu einer dauerhaften und regelmäßigen Vernetzung zwischen Stadtteilakteuren und Vertretern<br />
aus Politik und Verwaltung kam es durch das Grätzelmanagement nur in eingeschränktem<br />
Ausmaß. Der einzige Ort, an dem ein solcher Austausch in institutioneller Form stattfand war<br />
der Grätzelbeirat. Dort konnten die lokalen Akteure ihre Ideen und Anliegen vorbringen. Eine<br />
Weiterleitung an die entsprechenden Dienststellen war damit aber nicht automatisch<br />
eingeschlossen.<br />
Eine vertikale Vernetzung bzw. ein Kontakt über die im Grätzelbeirat anwesenden<br />
Magistratsabteilungen hinaus gelang mit Ausnahme der Mitarbeit der MD BD kaum. Die<br />
fehlende Resonanz auf der Stadtratsebene und beim Bürgermeister Wiens, sowie die geringe<br />
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