Stefan Karasek - Arbeitskreis Quartiersforschung
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Verknüpfung zwischen den Ämtern und ein Vorherrschen von Ressortdenken bzw. Verfolgen<br />
eigener Ziele.<br />
„Auf der kommunalen Ebene verteidigen Ämter ihre Ressourcen und verfolgen eigene<br />
Ziele in den Gebieten, in denen ein ´integriertes´ Konzept umgesetzt werden soll“ (Alisch<br />
2002: 97).<br />
In eine ähnliche Richtung gehen auch die Anregungen auf Basis empirisch fundierter<br />
Programmbegleitungen wie:<br />
„Das Bewusstsein ressortübergreifender Verantwortung der Verwaltungsspitze für das<br />
Programm `Soziale Stadt´ muss noch verstärkt werden“<br />
(Knorr-Siedow/Jahnke/Trostorff 2002: 105; zitiert nach Franke 2005: 192)<br />
oder:<br />
„Die ressortspezifischen Sicht- und Handlungsweisen lassen sich langsamer umwandeln<br />
als integrierte Konzepte es erfordern“ (Mussel/Kreisl 2002: 82; zitiert nach Franke 2005:<br />
192).<br />
Grundsätzlich problematisch am Konzept des Stadtteilmanagements ist die Tatsache, dass<br />
parallel mit der prinzipiell wünschenswerten Aktivierung und dem Empowerment der lokalen<br />
Akteure auch die Überantwortung der Herstellung sozialer Sicherheit an die Individuen<br />
einhergeht. Es besteht die Gefahr, bisher eindeutig dem Sozialstaat zugeschriebene Aufgaben<br />
kontinuierlich an die einzelnen Betroffenen abzugeben. Der Sozialstaat verabschiedet sich auf<br />
diese Weise langsam durch die Hintertüre. Wie das bereits in Bereichen der<br />
Pensionsversicherung, des Gesundheitssystems oder anderen passiert, übernehmen die<br />
Individuen zusehends Risiken und Kosten, welche bisher weitgehend solidarisch verteilt<br />
waren. Die Ursachen liegen aber strukturell außerhalb ihrer Reichweite, weil es sich um<br />
globalisierte Entwicklungen und exogene Ursachen handelt, die jedoch tief in deren Leben<br />
hinein wirken. In den benachteiligten Stadtteilen verlangt dann Stadtteilmanagement just von<br />
jenen mehr Verantwortung zu übernehmen, welche die geringste politische Durchsetzungskraft<br />
haben und in der freien Artikulation und Selbstorganisation am schwächsten sind. Auch ein gut<br />
organisiertes Stadtteilmanagement kann nicht das Umverteilungsproblem in der Gesellschaft<br />
lösen. Die schrumpfenden Einnahmen öffentlicher Haushalte verlangen zwar einerseits einen<br />
effizienteren Einsatz der Ausgaben. Die Politik darf sich jedoch nicht der gesellschaftlichen<br />
Verantwortung entziehen und die öffentlichen Einnahmen den Bedingungen der<br />
„Marktgesetze“ überlassen bzw. das Problem auf die Ausgabenseite abwälzen.<br />
Diese Kehrseite der Medaille eines ambitionierten Stadtteilmanagements soll hier nicht<br />
unbeachtet bleiben, wenngleich es sich nur um ein hypothetisches Szenario handelt, das einen<br />
Zusammenhang zwischen staatlichem Handeln und Stadtteilmanagement als Programm<br />
unterstellt. Soweit ist die Entwicklung v.a. in Österreich noch nicht fortgeschritten, dass wir<br />
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