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Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lese

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Gr<strong>und</strong>sätze (§ 1 der VOLRR)<br />

Zum Begriff der <strong>Lese</strong>- <strong>und</strong> Rechtschreibschwierigkeiten (LRS)<br />

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat am 4. Dezember<br />

2003 »Gr<strong>und</strong>sätze zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schülerinnen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Schülern</strong> <strong>mit</strong> besonderen Schwierigkeiten im <strong>Lese</strong>n <strong>und</strong><br />

Rechtschreiben« beschlossen. Diese Gr<strong>und</strong>sätze bilden<br />

die Basis für die am 1. August 2006 in Kraft getretene,<br />

neue hessische »Verordnung über die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Schülerinnen</strong> <strong>und</strong> <strong>Schülern</strong> <strong>mit</strong> besonderen Schwierigkeiten<br />

beim <strong>Lese</strong>n, Rechtschreiben oder Rechnen«<br />

(VOLRR). In den KMK-Gr<strong>und</strong>sätzen wird festgestellt,<br />

dass die »pädagogische, psychologische <strong>und</strong> medizinische<br />

Forschung« zum Thema <strong>Lese</strong>- <strong>und</strong> Rechtschreibschwierigkeiten<br />

kontrovers geführt wird <strong>und</strong><br />

noch »viele Fragen nicht abschließend geklärt« werden<br />

konnten. Folglich lässt sich die KMK auch nicht auf<br />

Definitionsprobleme ein, sondern benutzt bewusst<br />

den offenen, eher beschreibenden Begriff »Schwierigkeiten«<br />

<strong>und</strong> nicht den medizinisch gr<strong>und</strong>ierten Begriff<br />

»Legasthenie« oder »Schwäche«.<br />

Der Begriff »Schwierigkeiten« impliziert, dass verschiedene<br />

Ursachen für die Probleme existieren, die<br />

Schüler beim Erlernen <strong>und</strong> beim Gebrauch der Schriftsprache<br />

haben. Er zielt auch darauf ab, dass die Schwierigkeiten<br />

bei entsprechender <strong>Förderung</strong> – außer in<br />

Extremfällen – überw<strong>und</strong>en werden können. Diesem<br />

theoretischen Zugang entspricht auch eine pädagogische<br />

Haltung: Unabhängig da<strong>von</strong>, warum ein Kind<br />

Schwierigkeiten entwickelt <strong>und</strong> wie diese aussehen,<br />

muss die Aufgabe der Schule darin bestehen, diese<br />

<strong>Schülerinnen</strong> <strong>und</strong> Schüler zu fördern, <strong>und</strong> zwar ganz<br />

individuell <strong>und</strong> unter Berücksichtigung der Entwicklungsstufe,<br />

auf der sie sich bei der Aneignung der<br />

Schriftsprache befinden.<br />

Alle Kinder durchlaufen mehrere Entwicklungsstufen<br />

– unabhängig <strong>von</strong> ihrer Intelligenz. Folglich gibt es<br />

auch keine »typischen Legastheniker-Fehler« in der<br />

Rechtschreibung, wie das vor Jahren noch angenommen<br />

wurde. Vielmehr zeigen die »Fehler« in den Texten<br />

der <strong>Schülerinnen</strong> <strong>und</strong> Schüler den jeweiligen Entwicklungsstand<br />

an <strong>und</strong> bilden die Ausgangspunkte für die<br />

weitere individuelle <strong>Förderung</strong>. Seit über 30 Jahren wird<br />

<strong>von</strong> der Fachliteratur untermauert, dass Schriftsprachfertigkeiten<br />

<strong>und</strong> Intelligenz nicht sehr hoch <strong>mit</strong>einander<br />

korrelieren <strong>und</strong> die neuere Forschung bestätigt das.<br />

Die Bestimmungen der hessischen Verordnung über<br />

die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schülerinnen</strong> <strong>und</strong> <strong>Schülern</strong> <strong>mit</strong> besonderen<br />

Schwierigkeiten beim <strong>Lese</strong>n, Rechtschreiben<br />

oder Rechnen (VOLRR) gelten also nicht nur dann, wenn<br />

eine Diskrepanz zwischen ansonsten hoher Lernfähigkeit<br />

beziehungsweise hohem Intelligenzquotienten<br />

<strong>und</strong> festgestellten Schwierigkeiten beim <strong>Lese</strong>n <strong>und</strong><br />

Rechtschreiben besteht, sondern gr<strong>und</strong>sätzlich auch,<br />

wenn besondere Schwierigkeiten bei Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen zu beobachten sind, die es ihnen nicht<br />

möglich machen – trotz gezielter <strong>Förderung</strong> – den Anforderungen<br />

ihrer Jahrgangsstufe in den betroffenen<br />

Bereichen zu genügen.<br />

Aloysia Abraham<br />

Zum Begriff der Rechenschwierigkeiten (ReSch)<br />

Bislang gibt es keine wissenschaftlich gesicherten <strong>und</strong><br />

allgemein anerkannten Definitionen der gängigen<br />

Begriffe wie Rechenschwäche, Rechenstörung oder<br />

Dyskalkulie. Meistens werden diese Begriffe synonym<br />

angewendet. In den Medien <strong>und</strong> in sonderpädagogisch<br />

<strong>und</strong> psychologisch orientierten Ausführungen wird<br />

überwiegend der Begriff Dyskalkulie benutzt, während<br />

die Begriffe Rechenschwäche <strong>und</strong> Rechenstörung<br />

häufiger in Zusammenhang <strong>mit</strong> Schule <strong>und</strong> Mathematikdidaktik<br />

stehen. Sie finden Anwendung, um eher<br />

die besonderen Schwierigkeiten im inhaltlichen Bereich<br />

des Rechnens zu charakterisieren, während der Begriff<br />

Dyskalkulie das Vorliegen einer Krankheit suggeriert<br />

(vgl. W.Schipper, »Thesen <strong>und</strong> Empfehlungen zum<br />

schulischen <strong>und</strong> außerschulischen Umgang <strong>mit</strong><br />

Rechenstörungen« Occasional Paper 182, Dezember<br />

2001).<br />

In der neuen Verordnung (VOLRR) wird erstmalig auch<br />

die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Kindern <strong>mit</strong> Rechenschwierigkeiten<br />

geregelt. Ähnlich wie im Bereich Deutsch wurde auch<br />

im Bereich Mathematik bewusst auf Begriffe wie Dyskalkulie<br />

oder Rechenschwäche zur Umschreibung <strong>von</strong><br />

Problemen beim Erlernen der Mathematik verzichtet<br />

<strong>und</strong> stattdessen bewusst der offene <strong>und</strong> eher beschreibende<br />

Begriff »Schwierigkeiten« benutzt, der zur Charakterisierung<br />

des Problems völlig ausreichend ist.<br />

Kinder <strong>mit</strong> Rechenschwierigkeiten sind diejenigen Kinder,<br />

die trotz <strong>Förderung</strong> anhaltende Probleme beim<br />

Erlernen der Mathematik haben. In der heutigen Mathematikdidaktik<br />

wird das Mathematiklernen als ein<br />

Entwicklungsprozess verstanden. Wird dieser Entwicklungsprozess<br />

gestört, kommt es zu Entwicklungsverzögerungen<br />

im Erlernen der Arithmetik.<br />

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