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Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lese

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Anhang<br />

Begleiterscheinungen des verfestigten<br />

zählenden Rechnens<br />

Kennzeichnend für verfestigte zählende Rechner sind<br />

Auffälligkeiten in fünf Bereichen, die eng <strong>mit</strong> dem zählenden<br />

Rechnen zusammenhängen.<br />

1. Die Zerlegungen der Zahlen bis 10 sind nicht memorisiert.<br />

Am Ende des ersten Schuljahres sollten möglichst alle<br />

Kinder alle Zerlegungen aller Zahlen bis einschließlich<br />

10 auswendig wissen, weil diese Kompetenz eine wichtige<br />

Voraussetzung für die Entwicklung der operativen<br />

Strategie des schrittweisen Rechnens ist. Viele zählende<br />

Rechner kennen nur ganz wenige Zahlzerlegungen<br />

auswendig; sie erschließen sich diese häufig durch<br />

Zählen. Dies führt vor allem bei der Behandlung des<br />

Zehnerübergangs im ersten Schuljahr zu Phänomenen,<br />

die vielen Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern wohl vertraut sind:<br />

Das Kind beginnt, die Aufgabe <strong>mit</strong> Hilfe des Weiterzählens<br />

zu lösen, ist durch die Kontrolle des Weiterzählprozesses<br />

aber mental so stark belastet, dass es die<br />

Aufgabe vergisst, also nicht mehr weiß, wann es den<br />

Prozess des Weiterzählens abbrechen muss.<br />

2. Verfestigte zählende Rechner zeigen ein insgesamt<br />

nur geringes Repertoire an auswendig gewussten<br />

Aufgaben.<br />

Am Ende des ersten Schuljahres sollten möglichst alle<br />

Kinder alle Additions- <strong>und</strong> Subtraktionsaufgaben im<br />

Zahlenraum bis 10 <strong>und</strong> möglichst alle Verdoppelungs<strong>und</strong><br />

Halbierungsaufgaben im Zahlenraum bis 20 auswendig<br />

wissen. Dieses Wissen ist eine hervorragende<br />

Basis für die Entwicklung operativer Strategien des<br />

Rechnens. Kinder, die das zählende Rechnen verfestigt<br />

haben, verfügen in der Regel nur über ganz wenige auswendig<br />

gewusste Aufgaben. Dies ist ein Teufelskreis.<br />

Weil die Kinder so wenige Aufgaben auswendig wissen,<br />

müssen sie immer wieder auf zählendes Rechnen zurückgreifen.<br />

Und weil diese Kinder immer wieder zählend<br />

rechnen, lernen sie nur so wenige Aufgaben auswendig.<br />

Denn zählendes Rechnen stellt einerseits eine<br />

so hohe mentale Belastung dar, dass die Kinder nach<br />

der Er<strong>mit</strong>tlung der Lösung häufig die Aufgabe selbst<br />

vergessen haben, so dass es nicht zu einem Einprägen<br />

der Verbindung <strong>von</strong> Aufgabe <strong>und</strong> Lösung kommen<br />

kann. Andererseits ist zählendes Rechnen besonders<br />

fehleranfällig, so dass die Kinder zur gleichen Aufgabe<br />

unterschiedliche Lösungen erhalten, was wiederum<br />

das Auswendiglernen der Aufgaben des kleinen Einspluseins<br />

verhindert.<br />

3. Zählende Rechner profitieren zu wenig <strong>von</strong> ihren<br />

Handlungen an Materialien.<br />

Strukturierte Arbeits<strong>mit</strong>tel (z. B. Rechenrahmen oder<br />

H<strong>und</strong>erter-Tafel) sollen Kindern helfen, ein Verständnis<br />

für den Zahlenraum <strong>und</strong> für Operationen in ihm<br />

zu entwickeln. Dazu ist es notwendig, dass die Kinder<br />

die Struktur des Arbeits<strong>mit</strong>tels verstanden haben. Bei<br />

nicht wenigen zählenden Rechnern ist dieses Verständnis<br />

jedoch kaum vorhanden. Sie nutzen das Material<br />

nahezu ausschließlich als Zählhilfe, d. h. sie verwenden<br />

es, um in Einzelschritten daran abzuzählen (Rottmann/<br />

Schipper 2002). Hinzu kommt, dass es selbst dann zu<br />

falschen Materialhandlungen kommen kann, wenn die<br />

Kinder prinzipiell über operative Strategien verfügen.<br />

Denn manche Kinder haben sehr individuelle Vorstellungen<br />

über die Struktur des Arbeits<strong>mit</strong>tels entwickelt.<br />

So löst z. B. Brit die Aufgabe 76 + 7 <strong>mit</strong> Hilfe der gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

zu begrüßenden Strategie des schrittweisen<br />

Rechnens an der H<strong>und</strong>erter-Tafel, kommt aber dennoch<br />

zur Lösung 88 (vgl. den nebenstehenden Kasten). Die<br />

Fünferstruktur der H<strong>und</strong>erter-Tafel, die für die meisten<br />

Kinder eine große Hilfe ist, ist für sie so dominant,<br />

dass Zeilenwechsel für sie nur innerhalb der 25er-Blöcke<br />

möglich sind.<br />

Brit rechnet 76 + 7 = 88 <strong>mit</strong> Hilfe der H<strong>und</strong>erter-Tafel<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40<br />

41 42 43 44 45 46 47 48 49 50<br />

51 52 53 54 55 56 57 58 59 60<br />

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70<br />

71 72 73 74 75 76 77 78 79 80<br />

81 82 83 84 85 86 87 88 89 90<br />

91 92 93 94 95 96 97 98 99 100<br />

4. Zählende Rechner rechnen häufig »ziffernweise<br />

extra«.<br />

Weiterzählendes Rechnen stellt hohe mentale Anforderungen<br />

an die Kinder, weil bei dieser Vorgehensweise<br />

der Prozess des Weiterzählens durch ein Zählen<br />

der Zählschritte kontrolliert werden muss (vgl. Radatz<br />

u. a. 1996, S. 82f.). Zugleich ist dieses Verfahren höchst<br />

fehleranfällig, besonders dann, wenn die Kinder offensichtliches<br />

zählendes Rechnen (z. B. an den Fingern)<br />

vermeiden möchten. Genau das aber versuchen viele<br />

zählende Rechner, weil sie selbst wissen, dass das Rech-<br />

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