06.11.2014 Aufrufe

Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lese

Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lese

Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lese

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anhang<br />

4.3 Hinweise auf Schwierigkeiten in der<br />

2. Klasse<br />

Zu Beginn der 2. Klasse ist auf jene Kinder zu achten,<br />

die noch Schwie rigkeiten <strong>mit</strong> dem Zehnerübergang<br />

besitzen <strong>und</strong> entsprechende Verall gemeinerungen<br />

(8 + 5, 18 + 5, 28 + 5, ...) nicht vollziehen, da diese noch<br />

nicht an kraftvolle Vorstellungsbilder geb<strong>und</strong>en zu sein<br />

scheinen.<br />

Auch Schwierigkeiten bei Bündelungsaufgaben (insbesondere<br />

der Zehnerbündelung) weisen darauf hin, dass<br />

allgemeinere Fähigkeiten wie Anschauungsprobleme<br />

<strong>und</strong> Handlungsverallgemeinerungen im Sinne eines<br />

Abstraktionsvermögens, Handlung-Symbol-Zusammenhang<br />

u.ä. betroffen sein können.<br />

In für den Mathematikunterricht neuem Maße wird<br />

in der 2. Klasse das Gedächtnis gefordert. Viele Kinder,<br />

die bislang unauffällig erschienen, scheitern nun am<br />

Kleinen Einmaleins. Häufig haben Kinder, die eine<br />

Orientierungs störung besitzen, ihr sprachliches Gedächtnis<br />

außerordentlich gut ausgebildet, weil sie<br />

es kompensatorisch zu ihren Schwächen verwenden.<br />

Dies kommt ihnen beim Auswendiglernen sprachlicher<br />

Ketten zugute. Der Lehrer bzw. die Lehrerin<br />

wird häufig bemerken, ob das Kurzzeitgedächtnis<br />

hinreichend ist:<br />

• Das Kind fragt ständig nach, auch wenn die Information<br />

kurz <strong>und</strong> knapp ist;<br />

• es kann im muttersprachlichen Bereich Sätze oder<br />

Wortfolgen nicht behalten, so dass sie ihm erneut<br />

diktiert werden müssen;<br />

• es kann kurze Geschichten nicht richtig wiedergeben;<br />

• es bereitet ihm überdurchschnittliche Mühe, die<br />

kurzen Lieder für den Morgenkreis auswendig zu<br />

lernen;<br />

• auch die <strong>von</strong> ihm selbst vorgelesenen Aufgaben findet<br />

es auf der Heft- oder Buchseite nicht wieder;<br />

• es kann sich an einfache Aufgabensätze nicht mehr<br />

erinnern, auch wenn es sie vor wenigen Minuten<br />

gelöst hat, so dass jede Aufgabe ein neues Problem<br />

darstellt;<br />

• es findet seine weggelegten Sachen nicht mehr (Jacke,<br />

Bleistift etc.).<br />

4.4 Beobachtung der Problemlösestrategie<br />

Das schlichte Produkt des Denkvorganges, d. h. die<br />

korrekte Lösung so wenig wie der Fehler, liefert hinreichenden<br />

Aufschluss über die zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Denk prozesse, die hierzu geführt haben. Was hat ein<br />

Kind gedacht <strong>und</strong> sich vor gestellt, das auf die Frage<br />

»Wieviel ist 10 - 7?« <strong>mit</strong> »4« antwortet?<br />

(a) Die Antwort »4« kann durch die bei Zählern häufig<br />

anzutreffende Ver mischung zweier richtiger Zählstrategien<br />

zustande kommen:<br />

• Beim Rückwärtszählen wird die Ausgangszahl <strong>mit</strong>gezählt<br />

»10, 9, 8«, nicht aber die letzte Zahl (7); entsprechendes<br />

kann beim Vorwärtszählen geschehen, also<br />

»7, 8, 9«, wobei die 10 nicht <strong>mit</strong>gesprochen wird;<br />

• die Ausgangszahl wird nicht genannt, hingegen die<br />

letzte Zahl: »9, 8, 7«, bzw. beim Vorwärtszählen »8,<br />

9, 10«, d. h. die Lösung ist in beiden Fällen »3«.<br />

Hier zählt aber der Schüler tatsächlich »10, 9, 8, 7«, indem<br />

er gleichzeitig beide Verfahren benutzt, <strong>und</strong> erhält so als<br />

Lösung (= Anzahl der gesprochenen Zahlen) »4«.<br />

(b) Ein Schüler <strong>mit</strong> Störung der Rechts-Links-Unterscheidung<br />

zeigte bei dieser Aufgabe die Zahl 7 (statt<br />

10) <strong>mit</strong> den Fingern, nahm dann die eine Hand (= 5)<br />

weg <strong>und</strong> ergänzte noch mal die verbleibenden 2 Finger:<br />

Ergebnis ebenfalls »4«.<br />

Das Ergebnis, ob richtig oder falsch, kann also auf unterschiedliche<br />

Weise zustandekommen (Radatz, 1980).<br />

Daher sollten die Kinder angehalten werden, laut zu<br />

denken <strong>und</strong> auch die Zwischenschritte anzugeben. Es<br />

soll dem Lehrer bzw. der Lehrerin helfen, das Denken<br />

des Kindes zu verstehen. Ihm sollte bei seinen Lösungsversuchen<br />

sämtliches im Unterricht verfügbare Material<br />

zur Verfügung stehen <strong>und</strong> auch weiteres, das <strong>von</strong><br />

ihm zu Hause benutzt wird oder werden könnte. Die<br />

Kenntnis der bevorzugten Veranschaulichungs<strong>mit</strong>tel<br />

liefert Hinweise auf seine individuellen Strategien <strong>und</strong><br />

auf wahrscheinliche, <strong>mit</strong> diesem Material verknüpfte<br />

Vorstellungsbilder.<br />

Bei der Verhaltensbeobachtung der Kinder sollten die<br />

<strong>von</strong> ihnen verwendeten Hilfs<strong>mit</strong>tel beachtet werden.<br />

Benutzen sie gedächtnisentlastende Verfahren, schreiben<br />

sie sich zum Beispiel etwas auf? Machen sie <strong>von</strong><br />

sich aus eine Zeich nung, wenn sie glauben, ein Bild<br />

nicht behalten zu können? Verwenden sie eine sprachliche<br />

Steuerung, ist etwa ein leises Vorsichhinsagen zu<br />

beobachten, oder ist dies zu vermuten, da die Kinder bei<br />

Störungen oder Zwischenfragen leicht in Verwirrung<br />

geraten (Lehrerfragen stören häufig mehr, als dass sie<br />

hilfreich sind!)?<br />

Es ist daher häufig hilfreich, für die Er<strong>mit</strong>tlung der<br />

Schwierigkeiten ein diagno stisches Schema zu verwenden,<br />

wie es auf der nachfolgenden Seite angegeben ist.<br />

Da<strong>mit</strong> zeigt sich genauer, auf welcher Ebene der Schüler<br />

oder die Schülerin Probleme lösen <strong>und</strong> nicht lösen<br />

kann. Erst <strong>mit</strong> einer solchen Kenntnis ist eine gezielte<br />

Intervention <strong>und</strong> Hilfe möglich.<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!