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Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lese

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Anhang<br />

dass diese Kinder keine anderen Strategien kennen.<br />

In Erstüberprüfungen stellen wir immer wieder fest,<br />

dass selbst hartnäckig zählende Rechner nicht selten<br />

ein latentes Wissen um operative Strategien haben.<br />

Sobald ihnen aber eine Aufgabe subjektiv schwierig<br />

erscheint oder auch objektiv für dieses Kind schwer ist,<br />

weil es z. B. die Zerlegungen des zweiten (einstelligen)<br />

Summanden nicht auswendig weiß, verfällt es wieder<br />

auf das zählende Rechnen. Für die präventive Arbeit<br />

bedeutet das, dass bei der Behandlung des Zehnerübergangs<br />

im ersten Schuljahr die Kinder zwar zunächst <strong>mit</strong><br />

ihren individuellen Verfahren über den Zehner rechnen<br />

sollen (<strong>und</strong> dadurch der Lehrkraft zeigen, welche Verfahren<br />

sie nutzen), dann aber »gute Möglichkeiten«<br />

des Rechnens über den Zehner (schrittweises Rechnen,<br />

das Verdoppeln nutzen) erarbeitet werden müssen. Die<br />

Konsequenz für die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Kindern, die auch<br />

noch in späteren Schuljahren zählend über den Zehner<br />

rechnen, kann nur sein, dass <strong>mit</strong> diesen das schrittweise<br />

Rechnen erneut erarbeitet wird.<br />

Drei Gr<strong>und</strong>sätze für Prävention <strong>und</strong> <strong>Förderung</strong><br />

im Mathematikunterricht<br />

Ein Mathematikunterricht, der die Ziele verfolgt, der<br />

Entwicklung <strong>von</strong> Rechenstörungen vorzubeugen bzw.<br />

Kindern bei der Überwindung <strong>von</strong> Rechenstörungen zu<br />

helfen, muss sich an drei Prinzipien ausrichten.<br />

Offenheit<br />

Die mathematischen Kompetenzen <strong>von</strong> Schulanfängern<br />

unterscheiden sich um bis zu vier Jahren gemessen an<br />

den durchschnittlichen Fähigkeiten <strong>von</strong> Kindern der entsprechenden<br />

Altersgruppen. Diese extreme Leistungsheterogenität<br />

verlangt einen Unterricht, der offen ist für<br />

die individuellen Vorgehensweisen der Kinder <strong>und</strong> ihnen<br />

für ihre je spezifischen Stärken <strong>und</strong> Schwächen Hilfen<br />

anbietet. Denn alle Kinder haben ein Recht auf <strong>Förderung</strong>.<br />

Eine wichtige Voraussetzung für einen solchen,<br />

nicht nur organisatorisch offenen Unterricht ist die Fähigkeit,<br />

die kindlichen Vorgehensweisen zu verstehen.<br />

Zielorientierung<br />

Zu wissen, wie Kinder mathematische Aufgaben lösen,<br />

reicht allein nicht aus. Die Verfahren der Kinder müssen<br />

auf Fortsetzbarkeit hin beurteilt werden. Führt es in<br />

eine Sackgasse (wie das zählende Rechnen) oder hat<br />

das Kind eine Strategie benutzt, <strong>mit</strong> deren Hilfe auch<br />

noch die Anforderungen in den weiteren Schuljahren<br />

bewältigt werden können? Um diese Bewertung kommen<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer nicht umhin. Um sie vornehmen<br />

<strong>und</strong> ggf. gezielte Hilfen für bessere Verfahren<br />

anbieten zu können, ist f<strong>und</strong>iertes fachdidaktisches<br />

Wissen unverzichtbar.<br />

Vorstellungsorientierung<br />

Handlungsorientierung gehört zu den ehernen didaktischen<br />

Prinzipien. Leider profitieren Kinder, die in Mathematik<br />

besonders leistungsschwach sind, nicht in der<br />

gewünschten Weise <strong>von</strong> ihren Handlungen an Materialien.<br />

Das liegt einerseits an den Materialhandlungen<br />

selbst, die häufig unstrukturiert sind, meistens sehr<br />

regelhaft, aber falsch, so dass die Materialhandlung<br />

nicht einmal zur richtigen Lösung der Aufgabe führt,<br />

geschweige denn dem Kind helfen kann, aus den Handlungen<br />

eine Kopfrechenstrategie zu entwickeln. Das<br />

liegt andererseits aber auch daran, dass diesen Kindern<br />

der Prozess der Verinnerlichung <strong>von</strong> Handlungen zu<br />

(mentalen) Vorstellungen ohne zusätzliche Hilfe nicht<br />

gelingt. Für manche <strong>von</strong> ihnen hat die Welt der materialgeb<strong>und</strong>enen<br />

Lösung <strong>von</strong> Aufgaben nichts zu tun <strong>mit</strong><br />

der Welt der materialunabhängig zu lösenden Rechenaufgaben<br />

(Intermodalitätsproblem). Die Übersetzung<br />

<strong>von</strong> Handlungen in Bilder bzw. in Sprache <strong>und</strong> Symbole<br />

(z. B. Gleichung) gelingt ihnen nicht.<br />

Der Prozess der Entwicklung mentaler Vorstellungsbilder<br />

aus Handlungen am Material muss also bei<br />

leistungsschwachen Kindern besonders unterstützt<br />

werden. Das bedeutet zweierlei. Erstens muss darauf<br />

geachtet werden, dass die Materialhandlungen strukturell<br />

<strong>mit</strong> den angestrebten Kopfrechenstrategien<br />

übereinstimmen. Es muss also ein Material ausgewählt<br />

werden, das solche Handlungen nahe legt, die<br />

zu dem Kopfrechenverfahren passen. Zweitens muss<br />

die Loslösung vom Material auf eine solche Weise geschehen,<br />

dass die Vorstellung der Materialhandlungen<br />

bestehen bleibt. Das uns dafür geeignet erscheinende<br />

Verfahren besteht darin, dass wir den Kindern nach <strong>und</strong><br />

nach die Sicht auf das Material <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

der konkreten Handlungen nehmen (z. B. durch das<br />

Verbinden der Augen oder dadurch, dass das Material<br />

hinter einem Sichtschirm verborgen wird), wir zugleich<br />

aber die Kinder auffordern zu sagen, <strong>mit</strong> welchen Materialhandlungen<br />

diese Aufgabe gelöst werden kann<br />

(ausführlicher in Schipper 2004). Unsere Erfahrungen<br />

zeigen, dass beim späteren materialunabhängigen<br />

Rechnen häufig der Hinweis »Denke an das Material!«<br />

ausreicht, um Kinder wieder zu einem guten Rechenverfahren<br />

zu führen, wenn sie in der Gefahr sind, wieder<br />

auf ihr zählendes Rechnen zurückzufallen.<br />

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