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Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lese

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Anhang<br />

Um die semantische Gr<strong>und</strong>struktur eines Satzes oder<br />

einer Aussage zu verstehen, bedarf es eines Sprachverständnisses,<br />

das auch feine Nuancie rungen zu unterscheiden<br />

erlaubt. Relevant für den Erstrechenunterricht<br />

sind dabei Klassifikationen <strong>und</strong> Kategorien sowie Beziehungen<br />

(nah-fern, kurz-lang), Vergleiche (länger als,<br />

schwerer als, heller als) <strong>und</strong> räumlich-zeitliche Bestimmungen<br />

(auf, über, unter, an, bei, in, vorher, nachher,<br />

um, vor, zwischen etc.). Häufig kommt es zu Überforderungen<br />

des kindlichen Verständnisses durch sprachliche<br />

Konstruktionen, die eine Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />

enthalten (wenn ... dann, weil, daher), sowie ein- <strong>und</strong><br />

ausschließende Beziehungen (alle, manche, keiner, irgendeiner,<br />

alle außer, weder ... noch).<br />

Zu Unrecht wird die Sprachentwicklung als Hinweis für<br />

die Intelligenz <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> für die zu erwartendenden<br />

Schulleistungen im allgemeinen <strong>und</strong> in der Mathematik<br />

im besonderen angesehen. Dies bewahrheitet<br />

sich lediglich dann, wenn den spezifischen, sprachgeb<strong>und</strong>enen<br />

Schwie rigkeiten des einzelnen Kindes keine<br />

Aufmerksamkeit gewidmet wird.<br />

3.1.2 Störungen im visuellen Bereich<br />

Aus der Tabelle 1 wird deutlich, dass gerade im visuellen<br />

Bereich weitreichende Fähigkeiten unterstellt <strong>und</strong> gefordert<br />

werden. Einige seien beispielhaft beschrieben:<br />

Visuelle Unterscheidung, Gliederung <strong>und</strong> Gedächtnis<br />

Das Schulbuch <strong>und</strong> Arbeitsblatt, das Tafelbild <strong>und</strong> die<br />

Handlungen <strong>mit</strong> dem Material auf dem Tisch erfordern<br />

<strong>von</strong> den <strong>Schülern</strong> <strong>und</strong> <strong>Schülerinnen</strong>, die graphischen<br />

<strong>und</strong> bildhaften Zeichen sowie das verwendete Material<br />

zu unterscheiden <strong>und</strong> zu erinnern, wenn es nicht mehr<br />

sichtbar ist. Gelingt ihnen dies nicht, dann werden die<br />

arithmetischen Operationen für sie nicht erkennbar:<br />

Den auf dem Tisch liegenden 7 Plättchen ist nicht mehr<br />

anzusehen, ob sie aus 5 + 2 , 9 - 2 oder 3 + 4 hervorgegangen<br />

sind. Und bei arithmetischen Operationen<br />

müssen die Teilmengen, trotz äußerlicher Ähnlichkeit,<br />

als verschieden erkannt werden, was nur der kann, der<br />

sie visuell vorab gegliedert hat (vgl. Lorenz, 1984).<br />

Visuelles Operieren<br />

Wichtiger allerdings für das Lernen arithmetischer Inhalte<br />

ist die Fähig keit, Vorstellungsbilder zu erzeugen<br />

<strong>und</strong> diese in der Anschauung zu verändern (Lorenz,<br />

1992). Der Mathematikunterricht geht da<strong>von</strong> aus, dass<br />

<strong>von</strong> einem gewissen Zeitpunkt ab auf Veranschaulichungsmaterial<br />

verzichtet werden kann <strong>und</strong> muss. Wie<br />

sollen aber dann die Schüler <strong>und</strong> <strong>Schülerinnen</strong> rech nen?<br />

Die kognitive Entwicklung des Gr<strong>und</strong>schulalters lässt<br />

kaum eine andere Denkform als die bildhafte zu. Arithmetische<br />

Operationen wer den in dieser Altersstufe in<br />

Form <strong>von</strong> Anschauungsbildern gedacht, Schüler <strong>und</strong><br />

<strong>Schülerinnen</strong> stellen sich die zugehörige Handlung, z. B.<br />

an den früher verwen deten Veranschaulichungs<strong>mit</strong>teln,<br />

vor (<strong>und</strong> dies war ja der Sinn ihrer Verwendung).<br />

Hierzu müssen sie aber über die Fähigkeit verfügen,<br />

sich Bilder vorstellen <strong>und</strong> diese verändern zu können,<br />

denn arithmetische Operationen sind Veränderungen:<br />

Hinzufügen, Wegnehmen, mehrfach Ausführen, Teilen.<br />

Nicht das statische Erinnerungsbild hilft, sondern das<br />

Operieren <strong>mit</strong> dem Vorstellungsbild.<br />

Erkennen kann der Lehrer bzw. die Lehrerin dies, wenn<br />

das Kind keine zugehörige Handlung zu einer Rechenaufgabe<br />

angeben oder durchführen kann. Dann sind<br />

Ziffernrechnung <strong>und</strong> Begriff <strong>von</strong>einander getrennt.<br />

3.2 Störungen durch das Material<br />

Die Veranschaulichungs<strong>mit</strong>tel des Eingangsunterrichts<br />

verlangen dem Kind verschiedene Fähigkeiten ab. So<br />

gibt es für jeden arithmeti schen Bereich vermeintlich<br />

optimale Hilfen, <strong>mit</strong> denen sich die arithme tische Operation<br />

günstig darstellen <strong>und</strong> so<strong>mit</strong> verstehen ließe.<br />

Störungen entstehen dadurch, dass die Schüler <strong>und</strong><br />

<strong>Schülerinnen</strong> die mathematische Äquivalenz der Veranschaulichungs<strong>mit</strong>tel<br />

nicht erkennen: Die arithmetischen<br />

Operationen an den Cuisenaire-Stäben <strong>und</strong> der H<strong>und</strong>ertertafel,<br />

an den Mehrsystem-Blöcken <strong>und</strong> dem Zahlenstrahl<br />

erscheinen ihnen so ver schieden, dass sie diese<br />

nicht oder nur <strong>mit</strong> großen Schwierigkeiten inein ander<br />

übersetzen können. Jedes Veranschaulichungs<strong>mit</strong>tel<br />

<strong>und</strong> die Regeln seiner Verwendung müssen neu gelernt<br />

werden, sie stellen einen eigenen Unterrichtsgegenstand<br />

dar. Was an dem einen Veranschau lichungs<strong>mit</strong>tel<br />

galt, z. B. Addition als Springen am Zahlenstrahl,<br />

muss beim nächsten keine Gültigkeit haben (an den<br />

Cuisenaire-Stäben <strong>und</strong> den Mehrsystem-Blöcken oder<br />

Wendeplättchen gibt es kein Springen). Hinzu kommt,<br />

dass für Kinder <strong>mit</strong> einer in der Altersstufe 6-7 häufig<br />

zu findenden Rechts-Links-Störung bestimmte Materialien<br />

Probleme auf werfen, da sie eine ausgeprägte<br />

Richtungsbetonung besitzen. So ist am Zahlenstrahl die<br />

Addition eine Bewegung nach rechts, die Subtraktion<br />

entsprechend nach links. Inversionsfehler, z. B. 15 + 3 = 21<br />

als 15 - 3 (Umkehrung der Operation, d. h. Rechts-Links-<br />

Vertauschung am Zahlen strahl) <strong>und</strong> anschließende Ziffernverkehrung<br />

(12 _ 21) sind keine Selten heit.<br />

4. Frühe Hinweise<br />

Je eher Anzeichen nachgegangen wird, die auf eine<br />

mögliche (!) Rechenschwäche hindeuten, umso günstiger<br />

ist die Prognose. Werden Ursachen erst spät erkannt,<br />

dann sind nicht nur die evtl. schlecht entwickelten<br />

kognitiven Faktoren zu stär ken, sondern auch ein<br />

breiter Bereich falsch oder unzureichend aufgebauter<br />

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