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Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lese

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Anhang<br />

nen an den Fingern ein Zeichen für Leistungsschwäche<br />

in Mathematik ist. Deshalb versuchen sie, den Prozess<br />

des Weiterzählens durch ein begleitendes Zählen der<br />

Zählschritte allein im Kopf zu bewältigen. Bei einer<br />

Aufgabe wie 4 + 3 ist das noch einfach: »fünf ist eins,<br />

sechs ist zwei, sieben ist drei«. Je größer der zweite<br />

Summand ist, desto anstrengender <strong>und</strong> fehleranfälliger<br />

wird dieses Verfahren. Viele zählende Rechner vermeiden<br />

daher im zweiten Schuljahr das Rechnen <strong>mit</strong> zweistelligen<br />

Zahlen als Ganzheiten <strong>und</strong> entwickeln für sich<br />

– leider manchmal auch <strong>mit</strong> »Hilfe« ihrer Eltern – das<br />

Verfahren des ziffernweisen Rechnens. In Verbindung<br />

<strong>mit</strong> einer nicht entwickelten Stellenwertvorstellung<br />

kann das dazu führen, dass bei der Addition <strong>und</strong> Subtraktion<br />

zweistelliger Zahlen auf scheinbar beliebige<br />

Weise die vier Ziffern der Aufgabe verarbeitet werden. So<br />

kann es zu Lösungen kommen wie etwa der folgenden:<br />

36 + 23 = 68 (über 3 + 3 = 6 <strong>und</strong> 6 + 2 = 8). In Einzelfällen<br />

kann dieses »ziffernweise extra« zu Fehllösungen führen,<br />

deren Entstehung <strong>mit</strong> einer Fehleranalyse allein kaum<br />

noch aufgedeckt werden kann.<br />

So rechnet Kristina (3. Schuljahr) Additionsaufgaben<br />

im Zahlenraum bis 100 folgendermaßen: 63 + 24 = 54;<br />

38 + 26 = 78. Erst <strong>mit</strong> Hilfe des »lauten Denkens« ist es<br />

möglich, ihrem Verfahren auf die Schliche zu kommen.<br />

Bei 63 + 24 rechnet sie »Drei plus zwei gleich fünf <strong>und</strong><br />

dann noch die vier«; bei 38 + 26 geht sie folgendermaßen<br />

vor: »Acht minus (!) zwei gleich sieben <strong>und</strong> dann<br />

noch die acht«. Sie nimmt also zwei beliebige Ziffern<br />

aus der Aufgabe, addiert diese oder subtrahiert sie unabhängig<br />

da<strong>von</strong>, ob es eine Additions- oder Subtraktionsaufgabe<br />

ist, macht dabei möglichst noch einen<br />

Rechenfehler <strong>und</strong> schreibt ihr Ergebnis als Zehnerstelle<br />

auf; für die Einerstelle wählt sie dann eine der vier Ziffern<br />

beliebig aus.<br />

Theo löst Additions- <strong>und</strong> Subtraktionsaufgaben im<br />

Zahlenraum bis 100 <strong>mit</strong> dem Verfahren »ziffernweise<br />

extra« <strong>mit</strong> der (fast) immer wieder gleichen Fehlerstrategie<br />

Wie konsequent Kinder solche individuellen Strategien<br />

anwenden, zeigt der Auszug aus einem Test, den<br />

Theo im 2. Schuljahr geschrieben hat. Bei den Additionsaufgaben<br />

rechnet er konsequent (<strong>und</strong> fehlerfrei)<br />

zunächst ziffernweise die Summe der Zehnerstellen<br />

<strong>und</strong> fügt dann meistens die Einerstelle des zweiten<br />

Summanden an, in drei der neun Fälle die Einerstelle<br />

des ersten Summanden. Bei den Subtraktionsaufgaben<br />

ist seine Strategie nicht ganz so konsequent. Bei Aufgaben<br />

<strong>mit</strong> einer Null an der Einerstelle des Minuenden<br />

vernachlässigt er konsequent die Einerstelle des Subtrahenden.<br />

90 - 17 rechnet er über »Neun minus sieben<br />

gleich zwei <strong>und</strong> dann noch die sieben, also 27«. Mit der<br />

gleichen Strategie bewältigt er dann auch die Aufgaben<br />

65 - 42 (über 6 - 2 = 4 »<strong>und</strong> die 2«) <strong>und</strong> 80 - 43 (über<br />

8 - 3 = 5 »<strong>und</strong> die 3«).<br />

5. Die Kinder scheitern vor allem am Zehnerübergang.<br />

Aufgaben des Typs ZE ± ZE <strong>mit</strong> Zehnerüberschreitung<br />

(z. B. 28 + 37 oder 81 - 14) gelten allgemein als der<br />

schwierigste Aufgabentyp beim additiven Rechnen im<br />

Zahlenraum bis 100. Kinder <strong>mit</strong> Rechenstörungen scheitern<br />

nicht erst an diesen Aufgaben. Ihre größte Klippe<br />

ist die Bewältigung des Zehnerübergangs. Diese Kinder<br />

haben ihre individuelle Strategie der Bewältigung des<br />

ersten Zehnerübergangs im ersten Schuljahr, nämlich<br />

das weiterzählende Rechnen, so verfestigt, dass sie<br />

auch beim Rechnen in den weiteren Schuljahren immer<br />

wieder darauf zurückgreifen. Das bedeutet nicht,<br />

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