Winter/zima 2007/2008 - Pavelhaus
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Biografien an der steirisch-slowenischen Grenze<br />
Man hat uns das Slowenische<br />
genommen und uns nichts dafür<br />
gegebenen. Die Zweisprachigkeit ist<br />
etwas, das man nur verstehen kann,<br />
wenn man es selbst von Kind auf<br />
erlebt hat. Wenn es in der Schule<br />
wieder gelehrt wird, soll es mir recht<br />
sein, nur das allein reicht nicht. Da<br />
wäre eine Aufgabe, das slowenische<br />
Kulturschaffen bei uns zu vermitteln.<br />
Da gibt es so eine Reihe von großen<br />
Geistern und da findet kein kultureller<br />
Austausch statt. Das wäre mir noch<br />
wichtiger als zweisprachiger Schulunterricht.<br />
Biografien an der<br />
steirisch-slowenischen Grenze<br />
<br />
Bernhard Wolf<br />
Die Feldforschungen zum Filmprojekt des <strong>Pavelhaus</strong>es führten mehrere Interviewer entlang der<br />
steirisch-slowenischen Grenze. Persönliche Zugänge aus unterschiedlichen Generationen - von<br />
Zeitzeugen des Krieges bis zu jungen Weinbauern - erzählen die Geschichte und heutige Topografie<br />
der Zweisprachigkeit in der Untersteiermark und in Slowenien. Über persönliche Erinnerungen<br />
und ausführliche Gespräche entstand dabei eine individuelle Geschichtsschreibung bis in<br />
die Gegenwart. In Leutschach oder Großwalz trifft die oftmals vorsichtige Einstellung zum Slowenischen<br />
auch auf einen offenen Zugang über Bildung oder wirtschaftliche Verflechtungen. An<br />
langen Gesangsabenden bei Kübelwurst und Wein im Hause Hassmann und Sopinger sind beide<br />
Sprachen sowieso eins, ebenso beim gemeinsam mit Eva Maria Hoiss vom Steirischen Volksliedwerk<br />
in Schlossberg bei Leutschach initiierten Volksliedtreffen. Andere Interviews beleuchten die<br />
deutschsprachige Minderheit in Slowenien, in der Gottschee und an der Grenze. Ein Marburger<br />
Germanist zitiert begeistert Rilke und die steirische Mundartdichterin Josefa Prelog trägt ihre<br />
Werke auf Slowenisch vor.<br />
Angela Hassmann, Schlossberg: Ich singe. Im Weingarten, bei der Arbeit, oft den ganzen Tag,<br />
deutsche und slowenische Lieder, den Text habe ich mir oft wieder zusammenfinden müssen. Von<br />
den slowenischen Liedern hat mir oft geträumt, da war der ganze Text wieder da.<br />
Anna Šopinger-Krampl, Großwalz: Wir als Kinder haben Slowenisch gesprochen, also die ganze<br />
Gegend da. Vor der Schule, in der Schule haben wir dann Deutsch gelernt. Ich bin eine stolze Österreicherin.<br />
Nur beim Singen – das habe ich auch zur Frau Hassmann gesagt: Wenn wir deutsche<br />
Lieder singen, ist es irgendwie zäher, und wenn wir slowenische singen – ruckzuck geht es dann<br />
dahin.<br />
Johanna und Albert Kapun, Großwalz: Prsamnik, Grdincich, die Ella, die haben Slowenisch gesprochen.<br />
Früher hat es beide Sprachen gegeben, das war gemischt. Wie die Schule gekommen ist,<br />
da hat es dann nur mehr Deutsch gegeben.<br />
Andreas Tscheppe, Leutschach<br />
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