Winter/zima 2007/2008 - Pavelhaus
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Porabje<br />
Porabje<br />
niert? Der Prozentsatz war bei allen Zeitungen<br />
sehr niedrig, nur 24 Prozent der Fragebögen<br />
wurden ausgefüllt zurückgesandt. Das Ergebnis<br />
der Zeitung Porabje war etwas besser. 34<br />
Prozent der Leser haben auf die Untersuchung<br />
reagiert. Dies war das zweitstärkste Ergebnis<br />
nach dem Hrvatski glasnik (37%). 92 Prozent<br />
der Leser von Porabje zählen sich zur slowenischen<br />
Volksgruppe. 93 Prozent haben Slowenisch<br />
als Muttersprache angegeben. In diesem<br />
Bereich erreicht man die Serben, Kroaten<br />
und Ungarn bzw. übertrifft diese sogar. Für<br />
die Leser von Porabje ist charakteristisch, dass<br />
dies mehrheitlich Frauen sind (65%), großteils<br />
ältere Generationen (52% sind über 50 Jahre<br />
alt), nur 14% der Leser sind jünger als 30.<br />
Schlecht sind die Resultate, was die Bildungsstruktur<br />
der Leser betrifft. 54% haben nur die<br />
Pflichtschule oder Berufsschule abgeschlossen,<br />
16% haben maturiert und nur 14% können<br />
eine Hochschulausbildung vorweisen (dieser<br />
Prozentsatz liegt bei den Serben bei 41%,<br />
bei den Kroaten bei 27%). Ein Blick auf allgemeine<br />
Daten zeigt: 70% der Leser von Porabje<br />
leben auf dem Land, in Dörfern, nur 22% in<br />
Städten und nur 5% in der Hauptstadt.<br />
Die Daten zeigen auch, wie sich die reale<br />
Sprachsituation im ungarischen Raabgebiet<br />
darstellt. Die ältere und mittlere Generation<br />
beherrscht den slowenischen Dialekt im Raabgebiet<br />
als Muttersprache, für jüngere Generationen<br />
ist charakteristisch, dass, obwohl<br />
sie ihre Muttersprache beherrschen, sie diese<br />
in der Kommunikation untereinander immer<br />
mehr vernachlässigen, während die jüngste<br />
Generation die Muttersprache nur noch als<br />
Fremdsprache lernt.<br />
Sowohl die Alters- als auch die Bildungsstruktur<br />
erzwingen die Verwendung des Dialekts in<br />
den meisten publizistischen Gattungen. Außer<br />
Reportagen und Porträts sind auch oft Einführungen<br />
und Kommentare und, falls möglich,<br />
populärwissenschaftliche Beiträge im Dialekt<br />
geschrieben. Solche Serien waren: Die sprachwissenschaftliche<br />
Serie mit dem Titel Materna<br />
rejč (Muttersprache) von Francek Mukič, die<br />
im zweiten Jahrgang der Zeitung veröffentlicht<br />
wurde. Zur Illustration ein Absatz aus<br />
dem ersten Teil mit dem Titel Praslovanščina<br />
(das Urslawische):<br />
„Pri djezikaj je ranč tak gé kak pri lidaj.<br />
Gnauk svejta smo vsi Slovani aj Slavi gnako<br />
gučali. Tej rejči se tak veli ka praslovanski gezik.<br />
Zato praslovanski, ka vendrak več ranč<br />
praja nega z njega. Tak kak iz človeka, steri je<br />
že dugo, dugo mrau“ 2<br />
Bei der Revitalisierung alter (beinahe vergessener)<br />
Wörter des slowenischen Dialekts im<br />
Raabgebiet half die ethnologische Serie von<br />
Marija Kozar mit dem Titel Ka je tau? (Was<br />
ist das?). Mit Hilfe von Illustrationen suchte<br />
sie Bezeichnungen von Gegenständen, Werkzeug,<br />
Werkzeugteilen usw. in einzelnen Dörfern<br />
des Raabgebietes. Die Serie erschien<br />
beinahe zwei Jahre lang, die eingegangenen<br />
Daten halfen der Autorin bei der Erstellung<br />
eines ethnologischen Wörterbuches für den<br />
slowenischen Dialekt im Raabgebiet. Dieselbe<br />
Autorin fand auch beinahe jedes Jahr Themen<br />
für Serien im slowenischen Dialekt. O Sibilskih<br />
knjigah (Über die sibyllinischen Bücher),<br />
2 Mukič, Francek; Praslovanščina (Das Urslawische), Zeitung Porabje,<br />
Nr.1, 1992 [Sprachen sind wie Menschen. Einst sprachen<br />
alle Slawen dieselbe Sprache. Diese Sprache wird Urslawisch genannt.<br />
Wohl deshalb, weil davon nicht einmal mehr Staub geblieben<br />
ist. Wie bei einem Menschen, der schon vor langer, langer<br />
Zeit verstorben ist ...]<br />
deren Varianten unter den Bewohnern<br />
des Raabgebietes in Form von<br />
handgeschriebenen Heften kreisten,<br />
veröffentlichte sie 1994/95. Die Serie<br />
mit dem Titel Inda svejta (Einst),<br />
die sich auf Bräuche und Angewohnheiten<br />
bezog, die mit dem Leben der<br />
Menschen oder mit Feiertagen verbunden<br />
sind (1995); die Serie Papiri<br />
pripovedujejo (Blätter erzählen), die<br />
sich mit interessanten historischen<br />
Daten, Ereignissen aus dem Raabgebiet,<br />
aber auch außerhalb beschäftigt,<br />
entdeckt von der Autorin in<br />
Pfarr- oder bischöflichen Archiven (2002/03).<br />
Beinahe drei Jahre lang konnte man eine Serie<br />
über slowenische Literatur lesen. Ein Überblick<br />
über die slowenische Literatur mit dem<br />
Titel Štenjé (Lesen) führte von den Freisinger<br />
Denkmälern bis Svetlana Makarovič. Die Autorin<br />
fügte zu den kurzen Lebensläufen und<br />
den Merkmalen ihres Schaffens meist auch<br />
interessante Textabschnitte der behandelten<br />
Autoren oder Dichter hinzu. In den letzten<br />
zwei Jahrgängen stellte der Kunsthistoriker<br />
Janez Balažic in der Serie Cerkveni spomeniki<br />
v Prekmurji [Kirchliche Denkmäler in Prekmurje<br />
(Übermurgebiet)] Kunstschätze vor, die<br />
sich in den Kirchen von Prekmurje verbergen.<br />
Literarische Beiträge im Dialekt sind meist<br />
auf der Kinderseite abgedruckt, die den Titel<br />
Otroški kotiček-mlašeči kaut (Kinderecke)<br />
trägt. Der Autor dieser Beiträge ist Milivoj<br />
Roš, den Kindern im Raabgebiet nicht unbekannt,<br />
da er eine Puppen- und Schauspieltruppe<br />
leitet. [Pripovejsti iz Črnoga lauga, Kak sam<br />
vido svejt spod stola, Škrat Babilon, Iz lade<br />
moje stare mame (Erzählungen aus Črni log,<br />
Wie ich die Welt unterm Tisch entdeckte, Der<br />
Zwerg Babilon, Aus Großmutters Lade)]. Die<br />
Geschichten vom Zwerg Babilon wurden auch<br />
in Buchform veröffentlicht.<br />
In der Zeitung Porabje werden auch dialektale<br />
literarische Beiträge einiger heimischer<br />
Autoren und von Autoren aus Prekmurje veröffentlicht<br />
(Irena Barber, Karel Holec, Milan<br />
Vincetič, Feri Lainšček).<br />
Es wird auch von politischen Ereignissen in<br />
Ungarn und Slowenien berichtet, die mit<br />
Minderheitenpolitik verbunden sind. Des<br />
Weiteren gibt es Berichte über alle Ereignisse<br />
aus dem Raabgebiet und aus Orten, an denen<br />
Slowenen aus dem Raabgebiet in größerer<br />
Zahl leben (Budapest, Szombathely, Mosonmagyaróvár).<br />
Gerne werden populärwissenschaftliche<br />
Beiträge gelesen (ethnografische,<br />
literaturgeschichtliche, sprachliche) und natürlich<br />
auch Gespräche und Interviews. Die<br />
Kinderseite wird großteils von Volksschülern<br />
und Gymnasiasten gestaltet.<br />
Der Zeitung wird – nebst der Informationsverteilung<br />
– eine große Rolle bei der Erhaltung<br />
der Identität und der Muttersprache der<br />
Slowenen im Raabgebiet zuteil.<br />
M. Sukič<br />
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