Winter/zima 2007/2008 - Pavelhaus
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Synagoge von Maribor<br />
Synagoge von Maribor<br />
spielen 20 und anderen Veranstaltungen mit einer<br />
größeren kulturellen Bedeutung. Wegen<br />
ihrer ausgezeichneten Akustik ist sie auch äußerst<br />
interessant für die Aufnahme von Chören<br />
und kleineren Vokalgruppen. All dies trägt<br />
zu ihrer Erkennbarkeit und ihrem Ansehen<br />
im städtischen Kulturangebot bei, das von<br />
Anfang an die räumlichen und finanziellen<br />
Möglichkeiten angepasst und ausreichend<br />
vielfältig und inhaltlich reizvoll war, um auch<br />
die anspruchsvollsten Besucher überzeugen zu<br />
können. Das Objekt wird oft für unterschiedlichste<br />
Veranstaltungen und Treffen anderer<br />
kultureller Institutionen, Organisationen und<br />
Vereine genutzt. Obwohl es organisatorisch an<br />
das Regionalmuseum Maribor angebunden<br />
ist, ist es an seine Zielgruppen angepasst und<br />
auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten<br />
zugänglich. Die Synagoge eignet sich außerdem<br />
auch für zahlreiche Protokollbesuche.<br />
Langfristige Vision und Aussichten. Die renovierte<br />
Mariborer Synagoge ermöglicht die<br />
Durchführung kultureller Veranstaltungen<br />
und bietet die Basis für die schrittweise Errichtung<br />
eines musealen Dokumentationsbzw.<br />
Informationszentrums, das sich bei<br />
entsprechender staatlicher Hilfe bzw. internationaler<br />
Unterstützung in ein Zentrum des jüdischen<br />
Kulturerbes in Slowenien entwickeln<br />
könnte. Durch die Organisation zahlreicher<br />
Ausstellungen gelangt man nach und nach in<br />
den Besitz von Museumsstücken sowie auch<br />
von Materialien über das jüdische Kulturerbe<br />
in Slowenien, die eine wichtige Informationsquelle<br />
für die interessierte Öffentlichkeit<br />
(z.B. Schüler, Studenten, die Fachöffentlichkeit)<br />
darstellen, die an den fachbezogenen<br />
Erklärungen des synagogeeigenen Experten<br />
20 RTV-Zentrum Maribor.<br />
bzw. Kustoden 21 teilhaben soll. Dieser übernimmt<br />
zurzeit hauptsächlich die Organisation<br />
(auch das Management) kultureller und<br />
sonstiger Veranstaltungen und muss darüber<br />
hinaus auch noch ganz alleine sämtliche Fachaufgaben<br />
und -tätigkeiten durchführen, deren<br />
Umfang sich bereits jetzt stets vergrößert<br />
und durch die Informatisierung noch weiter<br />
zunehmen wird. Die Synagoge ist nämlich in<br />
verschiedene Museumsinformationssysteme<br />
integriert und weckt großes Interesse im Ausland.<br />
Immer gefragter werden vor allem fachliche<br />
Informationen (z.B. Holocaust-Begutachtungen<br />
und -Analysen, Informationen zu<br />
Antisemitismus und Intoleranz usw.). Langfristig<br />
gesehen soll hauptsächlich Folgendes<br />
zu den Aufgaben des jüdischen Zentrums gehören:<br />
das Einholen, der Schutz und die fachliche<br />
Begutachtung von Gegenständen des<br />
jüdischen Kulturerbes, Erstellung von Materialien<br />
zur Geschichte des Judentums im slowenischen<br />
Raum, Austausch von Fachinformationen<br />
sowie fachbezogene Zusammenarbeit<br />
mit anderen Zentren des jüdischen Kulturerbes<br />
(insbesondere im Ausland) und jüdischen<br />
Gemeinden. Zu den Hauptaufgaben gehören<br />
auch weiterhin die Übermittlung fachlicher<br />
Informationen an interessierte Besucher und<br />
die Fachöffentlichkeit sowie auch die Organisation<br />
und Leitung der Fachbibliothek 22 und<br />
die Organisation von Ausstellungen, Fachtreffen<br />
und Vorlesungen über jüdische Thematik<br />
bzw. Themen, die zur Förderung der Toleranz<br />
und des gegenseitigen Dialogs beitragen. Das<br />
Mariborer jüdische Zentrum wird sich auch<br />
die fachliche Erforschung der jüngsten Ge-<br />
21 Seit März 2006 beschäftigt die Synagoge einen Kustoden, dem<br />
gleichzeitig auch die Rolle eines Leiters zugeteilt wurde, und<br />
eine Koordinatorin für Kulturprogramme, die für die Veranstaltungstätigkeiten<br />
und insbesondere für die bildende Kunst zuständig<br />
ist.<br />
22 Die Synagoge sammelt Schritt für Schritt Fachliteratur, wobei<br />
das meiste aus dem Ausland kommt.<br />
schichte der slowenischen Juden zur Aufgabe<br />
machen. In der modernen Zeit haben Juden das<br />
Gebiet des heutigen Sloweniens im Sinne einer<br />
Bevölkerungsentität hauptsächlich durch ihre<br />
physische Abwesenheit geprägt: nach den mittelalterlichen<br />
Vertreibungen aus den zentral gelegenen<br />
Regionen Sloweniens (Krain, das slowenische<br />
Kärnten und die Untersteiermark)<br />
und dem Küstenland in den Jahren 1496 bis<br />
1515 wurde Mitte des 18. Jahrhunderts in der<br />
Prekmurje-Region im Osten Sloweniens die<br />
einzige dichtbesiedelte jüdische Gemeinde gegründet.<br />
Diese Gemeinde wurde in der Holocaust-Zeit<br />
sozusagen fast vollständig zerstört.<br />
Die wenigen Überreste wurden nach 1945 unter<br />
den Bedingungen des neuen Staates an den<br />
Rand der historischen Erinnerung gedrängt<br />
und fast vollkommen ausgelöscht 23 . Heutzutage<br />
sind die Juden in Slowenien in einer der<br />
kleinsten jüdischen Gemeinden Europas organisiert.<br />
Doch dieses demografische Faktum hat<br />
im heutigen Slowenien keine entsprechenden<br />
Auswirkungen auf die Einstellung zum Thema<br />
Juden. Die Lage ist genau umgekehrt: die<br />
positive oder negative Sensibilität den Juden,<br />
dem Judentum und den Ereignissen im Nahen<br />
Osten gegenüber ist Teil des Alltages im Sinne<br />
von ethnischen Ideationen und Unterscheidungen<br />
in allen Teilen der Öffentlichkeit, und<br />
zwar auf eine Weise, die man als „Antisemitismus<br />
ohne Juden“ bezeichnen könnte. Dies<br />
ist ein Gebiet, das dringend erforscht werden<br />
23 Marjan Toš, Stereotipno o zgodovinskem spominu na slovenske<br />
Jude in: Mitsko in stereotipno v slovenskem pogledu na zgodovino,<br />
Zbornik 33. zborovanja Zveze zgodovinskih društev<br />
Slovenije, Ljubljana, 2006, S. 210. Antisemitismus und Stereotype<br />
gegenüber den slowenischen Juden müssen von Anfang an<br />
im Lichte der Tatsache beurteilt werden, dass Juden in diesem<br />
Raum nie in dem Maße anwesend und sesshaft waren, dass die<br />
übrige Bevölkerung real mit ihnen konfrontiert war. Ihre Präsenz<br />
war in bestimmten Zeitperioden größer, in anderen wiederum<br />
kleiner. Dabei darf man nicht vergessen, dass Juden, die<br />
im 12. und 13. Jahrhundert in die Untersteiermark und nach<br />
Kärnten gekommen waren, dort in Frieden mit der lokalen Bevölkerung<br />
lebten. Das war auch für die mittelalterliche jüdische<br />
Gemeinde in Maribor besonders charakteristisch.<br />
Die Synagoge Maribor – bedeutendster Rest<br />
des mittelalterlichen jüdischen Erbes in Slowenien<br />
| Sinagoga Maribor – najpomembnejši<br />
ostanek srednjeveške judovske dediščine na<br />
Slovenskem<br />
müsste und neue Impulse für die schrittweise<br />
Errichtung des Mariborer jüdischen Zentrums<br />
gibt. Seine Gründung unterstützt auch die<br />
slowenische Judengemeinde 24 . Laut Meinung<br />
mancher könnte sich die Mariborer Synagoge<br />
zum Hauptmuseum des slowenischen Judentums<br />
entwickeln 25 . Das in der Synagoge von<br />
Lendava eingerichtete, eher kleine Museum ist<br />
nämlich vornehmlich den Juden aus der Prekmurje-Region<br />
gewidmet. Diese Juden stellen<br />
eine eigene Kulturgruppe dar, die für Restslowenien<br />
weniger relevant ist und, was die Anwesenheit<br />
von Juden auf slowenischem Boden<br />
angeht, den Zeitraum betrifft, in dem Juden<br />
überwiegend am Rande des slowenischen<br />
Staatsgebietes lebten. Darüber hinaus hat die<br />
Synagoge in Lendava im Vergleich zur Mariborer<br />
Synagoge einen geringeren historischen<br />
und noch geringeren kunsthistorischen Wert.<br />
Angesichts der Tatsache, dass heutzutage nur<br />
wenige Juden in Slowenien leben und dass die<br />
24 Sie soll über 300 Anhänger haben, davon sind nur 130 Mitglieder<br />
der slowenischen jüdischen Gemeinde, darunter auch einige wenige<br />
aus Murska Sobota und Maribor. Die meisten Mitglieder<br />
kommen aus Ljubljana, wo die Gemeinde auch ihren offiziellen<br />
Sitz hat (Tržaška cesta 2). Sie wird von Andrej Kožar-Beck geführt,<br />
der auch die Funktion des Vorsitzenden ausübt.<br />
25 Klemen Jelinčič Boeta, Nekaj misli o mariborski sinagogi (Gedanken<br />
über die Mariborer Synagoge), Manuskript vom 22. 8.<br />
2005, im Archiv vom KZ Sinagoga Maribor.<br />
Janez Premk, A. d. Kulturzentr. Sinagoga Maribor<br />
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