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Winter/zima 2007/2008 - Pavelhaus

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Alter – neuer Nachbar?<br />

Wien hat sich bis hin zur leidigen<br />

Ortstafelfrage zwar distanziert, aber<br />

politisch wurden keine klaren Trennlinien<br />

zu alten Nationalsozialismen gezogen.<br />

In Ljubljana wurde auch von manchen<br />

diese Problematik genutzt, wobei vor<br />

allem medial offensichtlich von einem<br />

„old boys network“ die Spannungen<br />

auch am Leben gehalten wurden.<br />

Zeitweise spielten auch die Auseinandersetzungen<br />

um die verbliebene kleine<br />

deutschsprachige Minderheit eine<br />

Rolle, wenngleich es Schritt um Schritt<br />

einer klugen Nachbarschaftspolitik gelungen<br />

ist, praktikable Wege zu finden.<br />

Alter – neuer Nachbar?<br />

Slowenien und Österreich im 21. Jahrhundert<br />

+ Erhard Busek, Vizekanzler a. D., Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa<br />

Für unsere slowenischen Nachbarn hat sich seit 1991 dramatisch viel verändert. Um nur einige<br />

Eckpunkte aufzuzählen: da sind etwa der eigene Staat, den es so in der Geschichte nie gegeben<br />

hat, eine selbständige, wirtschaftliche und soziale Entwicklung und nicht zuletzt seit 2004 die<br />

Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Die Bürger dieses Landes haben diese Veränderungen<br />

im Eilzugstempo durchschritten und respektable Ergebnisse erzielt. Im Pro-Kopf-Einkommen<br />

rangieren sie vor den weitaus älteren EU-Mitgliedern Griechenland und Portugal, der Euro hat<br />

seit 1. Jänner <strong>2007</strong> Einzug gehalten und die Verschiebung der Schengengrenze steht knapp vor der<br />

Tür. Slowenien ist eine ungeheure Erfolgsstory für sich selbst und Europa, wobei man auch noch<br />

berücksichtigen muss, dass die Ablösung aus der jugoslawischen Vergangenheit und die Europaorientierung<br />

ohne große Probleme vor sich gegangen sind. Mag sein, dass die Tatsache, dass es 1991<br />

nur einen einwöchigen „Krieg“ zwischen der jugoslawischen Volksarmee und den slowenischen<br />

Milizen gegeben hat, die Entwicklung leichter gemacht hat, als es etwa die Nachbarn Kroatien<br />

und Bosnien-Herzegowina zu erleben hatten.<br />

Die Ausgangslage Österreichs war natürlich sehr unterschiedlich: es war Jugoslawien, das das Bild<br />

meiner Generation und der darauffolgenden geprägt hat – keine Demokratie, aber ein wirtschaftlich<br />

relativ liberales Land, in das man gerne auf Urlaub fuhr, wo man an den Grenzen nicht zu<br />

warten hatte und letztlich nicht mehr genau wusste, welche Unterschiedlichkeiten es im Titostaat<br />

gegeben hat. Natürlich schlug nach 1991 die Geschichte zurück: die Gebietsansprüche Jugoslawiens<br />

nach dem 1. Weltkrieg, die kriegerischen Handlungen und die Volksabstimmung 1920,<br />

die Partisanenkämpfe 1945 und die Probleme in der Akzeptanz der slowenischen Minderheit in<br />

Kärnten kamen anders und stärker akzentuiert heraus, wobei die Frage der „Vergangenheitsbewältigung“<br />

in Österreich, aber auch in Slowenien eine große Rolle spielt und weit davon entfernt<br />

ist, abgeschlossen zu sein. Positiv sei vermerkt, dass „senza confini“, besser auf Slowenisch „brez<br />

meja“, ebenso Befürworter bekam, wie politisch insbesondere von einer Gruppe und dem Nicht-<br />

Kärntner Jörg Haider diese Frage genutzt wurde. Wien hat sich bis hin zur leidigen Ortstafel-<br />

Erhard Busek<br />

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