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Winter/zima 2007/2008 - Pavelhaus

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Synagoge von Maribor<br />

Auch wenn sie durch spätere<br />

Ornamentik etwas vergrößert wurde,<br />

wäre die Synagoge wegen der<br />

unverhältnismäßig größeren Baufluchtlinien<br />

der aus dem 20. Jahrhundert<br />

stammenden Gebäude möglicherweise<br />

im Hintergrund, in der Stadtsilhouette,<br />

aufgegangen, doch dank ihrer Lage<br />

an der Südmauer ist sie eines der<br />

herausragenden Merkmale des alten<br />

Stadtkerns geblieben.<br />

Synagoge von Maribor<br />

Zentrum des Jüdischen Erbes? Historische Ausgangspunkte.<br />

Marjan Toš | <br />

Janez Premk<br />

Auf dem Gebiet des heutigen Sloweniens lebten Juden bereits im zweiten und dritten Jahrhundert,<br />

doch ihre stetige Präsenz kann erst im 11. Jahrhundert nachgewiesen werden 1 . Ansonsten<br />

begegnete man den Juden auf dem Gebiet Sloweniens vor allem ab dem 12. Jahrhundert, als die<br />

ersten Bürgersiedlungen angelegt wurden. Auf dem Gebiet Sloweniens lebte die stärkste und einflussreichste<br />

mittelalterliche jüdische Gemeinde in Maribor. In dieser Stadt kommen Juden erneut<br />

zwischen 1274 und 1296 vor, einigen Forschern zufolge war das aber noch früher der Fall. Nach<br />

manchen Angaben sollen Juden in dieser Stadt an der Drau sogar bereits im 9. und 10. Jahrhundert<br />

gelebt haben, jedoch gibt es dafür derzeit noch keine glaubwürdigen Nachweise 2 . Die Mariborer<br />

mittelalterliche jüdische Gemeinde war immer vorbildlich organisiert. Ihr Zentrum stellte<br />

die Synagoge dar. Das Gebäude, das sich in der heutigen Judenstrasse 4 (Židovska ulica 4) im alten<br />

Stadtkern befindet, ist der einzige und der wichtigste Überrest des mittelalterlichen jüdischen<br />

Erbes in Slowenien und eine der ältesten erhaltenen Synagogen Mitteleuropas überhaupt.<br />

Für eine Weile war die Synagoge sogar der Sitz des Oberrabbinats für die Untersteiermark,<br />

Kärnten und die Krain Region. Die Judenstrasse (Židovska ulica) war das Zentrum der Mariborer<br />

Siedlung und wurde zum ersten Mal in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, 1353, als „die<br />

Judengaz“ erwähnt und danach noch ein paar Mal im Mittelalter. Das Gebäude der Synagoge war<br />

ziemlich schlicht und setzte sich von den anderen Gebäuden der mittelalterlichen Stadt nicht ab.<br />

1 Mladen A. Švarc, Judje kot objekt teoretičnega izživljanja, Razgledi Nr. 19, 14. 10. 1998, S.11.<br />

2 Vgl. Milica Detoni, Mariborski geto, Jevrejski almanah 1957–1958, Beograd 1958, S. 72–75. Die Autorin führt an, dass Juden in Maribor<br />

bereits im 9. und 10. Jahrhundert lebten, in größerer Zahl erst zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Von ihrer Präsenz in Maribor zeugen<br />

insbesondere Steuerbücher, Kaufverträge, Wechsel, Gerichtsdokumente, Briefe und Urkunden, die im Regionalarchiv Maribor aufbewahrt<br />

werden, wobei man sich die Kopien auch im Kulturzentrum Synagoge in der Židovska ulica 4, im renovierten Gebäude der ehemaligen jüdischen<br />

Synagoge von Maribor, ansehen kann. Seit 2001 steht diese unter der Leitung des Regionalmuseums von Maribor. Das älteste, vom<br />

jüdischen Viertel in Maribor zeugende Dokument stammt aus dem Jahr 1277. Außerdem betont die Autorin, dass die Juden im mittelalterlichen<br />

Maribor wirtschaftlich äußerst stark waren und sogar mit einem Bankier aus der italienischen Toskana konkurrieren konnten. Sie waren<br />

Finanzleute und Darlehensgeber zahlreicher Adelsfamilien, unter anderem auch der Grafen von Celje. Sie handelten mit venezianischen<br />

Waren, Wein, Holz, Pferden und Käse, sie importierten vor allem Textilien, Seide, Gold und Edelsteine, Bücher und Gewürzpflanzen.<br />

Marjan Toš<br />

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