Winter/zima 2007/2008 - Pavelhaus
Winter/zima 2007/2008 - Pavelhaus
Winter/zima 2007/2008 - Pavelhaus
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Slawistik in Graz<br />
Den insbesondere in den letzten Jahren<br />
stark gestiegenen Studierendenzahlen<br />
steht jedoch keinerlei Erhöhung<br />
des Lehrpersonals bzw. Lehrbudgets<br />
gegenüber – im Gegenteil: es gibt nicht<br />
einmal ausreichend fest angestelltes<br />
Personal, ca. zwei Drittel des Sprachunterrichts<br />
werden von externen und<br />
aus dem Ausland kommenden (alle<br />
zwei, drei Jahre wechselnden) LektorInnen<br />
bestritten. Aus diesem Grunde<br />
mussten mittlerweile für verschiedene<br />
Lehrveranstaltungen Teilnahmebegrenzungen<br />
eingeführt werden.<br />
Slawistik in Graz<br />
Gestern – Heute – Morgen<br />
<br />
Peter Grzybek<br />
Slawische Philologie und Slawistik. Mit ‚Slawistik’ wird im heutigen Sprachgebrauch üblicherweise<br />
diejenige wissenschaftliche Disziplin bezeichnet, deren Gegenstand die Erforschung der slawischen<br />
Kulturen ist. Traditionell wurde oft eher von Slawischer Philologie gesprochen, was so<br />
lange nahe liegt, wie man die Erforschung der Sprachen und Literaturen, also rein sprachbezogene<br />
Gegenstandsbereiche, in den Vordergrund stellt. Die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten<br />
immer wichtiger gewordene Berücksichtigung auch anderer kultureller Medien wie Film,<br />
Theater, bildende Kunst usw., vor allem aber auch von deren soziokulturellen Bedingungen und<br />
Wechselbeziehungen, hat zur allgemeinen Akzeptanz der Bezeichnung ‚Slawistik’ geführt – nicht<br />
zuletzt auch in Analogie zu Bezeichnungen verwandter geisteswissenschaftlicher Disziplinen wie<br />
Anglistik, Germanistik oder Romanistik.<br />
Slawistik in Graz: Vorgeschichte, Geschichte, Gegenwart. Die Anfänge der Grazer Slawistik<br />
sind, nicht anders als die der österreichischen Slawistik schlechthin, de facto zweifach motiviert:<br />
zum einen politisch bzw. kulturpolitisch, zum anderen (inner)wissenschaftlich. Es ist letztendlich<br />
genau dieses Spannungsfeld zwischen (Kultur-)Politik einerseits und Wissenschaft andererseits,<br />
in dem die Slawistik in ihrer gesamten Geschichte immer gestanden ist. Letztendlich unterscheidet<br />
sie dies – historisch gesehen – nicht unwesentlich von anderen philologischen Disziplinen,<br />
und sie ist insbesondere in der Verknüpfung mit ihrer kulturpolitischen Dimension bis auf den<br />
heutigen Tag immer in einen besonderen Begründungszusammenhang gestellt worden.<br />
Die frühesten Vorläufer einer slawistischen Tradition in Österreich sind primär im Zusammenhang<br />
mit dem geistig-kulturellen Erwachen der slawischen Völker der Habsburgermonarchie im<br />
Zeichen der Aufklärung und Romantik zu sehen. So wird bereits mit Ausgang des 18. Jahrhunderts<br />
der Weg für die Herausbildung der Slawistik als akademische Institution geebnet: Nachdem<br />
an der Universität in Wien 1775 ein Lektorat für tschechische („böhmische“) Sprache und Literatur<br />
eingerichtet worden war, lassen sich in Graz erste Spuren eines behördlichen Interesses an der<br />
Peter Grzybek<br />
183