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bibliotheks - Staatsbibliothek zu Berlin

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46<br />

BIbliotheks<br />

m agazin<br />

Athanasios von Alexandria, Symboli<br />

„Quicumque“ formula prima (sogenanntes<br />

Athanasisches Glaubensbekenntnis)<br />

Johannes Chrysostomos, Fragment<br />

aus der 8. Homilie <strong>zu</strong>m Römerbrief<br />

Codices vor allem in Venedig, wo der<br />

leidenschaftliche Bibliophile Johann Jakob,<br />

Spross einer berühmten Kaufmannsfamilie,<br />

die fuggerischen Agenten beauftragen<br />

konnte, Bücher und Handschriften für<br />

ihn <strong>zu</strong> beschaffen. Die Hauptstadt der<br />

Serenissima, damals bedeutendster Umschlagplatz<br />

zwischen West und Ost, war<br />

der Hauptmarkt auch für Bücher und<br />

besonders für hebräische und griechische<br />

Handschriften. Einen Teil der griechischen<br />

Sammlung bilden etwa sechzig,<br />

hauptsächlich in Venedig erworbene Codices,<br />

die aus dem byzantinischen Raum<br />

stammen, relativ alt (aus dem 9. bis<br />

15. Jahrhundert) und meist auf Pergament<br />

geschrieben sind. Sie enthalten<br />

überwiegend patristische Texte.<br />

Die anderen beiden Drittel ließ Fugger<br />

um die Mitte des 16. Jahrhunderts innerhalb<br />

weniger Jahre, überwiegend in Venedig,<br />

schreiben und direkt nach Augsburg<br />

schicken. Dieser Teil der Sammlung<br />

ist überraschend homogen. Die Hand-<br />

schriften sind meist umfangreich, von<br />

einem engen Kreis von Kopisten oft auf<br />

dasselbe Papier geschrieben und wurden<br />

überwiegend in Venedig gebunden. Sie<br />

stammen hauptsächlich von Vorlagen, die<br />

in den damaligen venezianischen Bibliotheken<br />

<strong>zu</strong> finden waren. Diese Eigenheiten<br />

machen die Fugger-Codices, die im<br />

Unterschied <strong>zu</strong> anderen Sammlungen<br />

nicht zerstreut wurden, <strong>zu</strong> einem einzigartigen<br />

Forschungsobjekt. Sie bieten<br />

Gelegenheit, die Produktion eines griechischen<br />

Skriptoriums im 16. Jahrhundert<br />

<strong>zu</strong> analysieren und eine repräsentative<br />

Zahl von Einbänden aus venezianischen<br />

oder süddeutschen Werkstätten <strong>zu</strong><br />

untersuchen. Darüber hinaus liefert die<br />

Sammlung wertvolle Erkenntnisse <strong>zu</strong>r<br />

Kultur und Rezeptionsgeschichte und<br />

<strong>zu</strong>m Verhältnis von Druckkunst und<br />

Handschriften.<br />

Die Forschung hat diese wertvolle Quelle<br />

früh entdeckt. Schon <strong>zu</strong> Beginn des<br />

20. Jahrhunderts und in den folgenden<br />

Jahrzehnten erschienen wichtige Arbeiten<br />

über die Fugger-Bibliothek. Dank dieser<br />

Beiträge und der wissenschaftlichen<br />

Fortschritte im Bereich der griechischen<br />

Kodikologie und Paläographie hat die<br />

Neukatalogisierung der griechischen<br />

Handschriften der Bayerischen <strong>Staatsbibliothek</strong><br />

Ergebnisse hervorgebracht,<br />

die nicht nur ein genaueres Bild der einzelnen<br />

Handschriften und des Bestandes,<br />

dem sie angehören, zeichnen, sondern<br />

auch die Geschichte der Sammlung erhellen,<br />

die eine so wichtige Rolle in der<br />

Rezeptions- und Editionsgeschichte griechischer<br />

und byzantinischer Autoren in<br />

Europa und insbesondere in Süddeutschland<br />

gespielt hat.

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