bibliotheks - Staatsbibliothek zu Berlin
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BIbliotheks<br />
m agazin<br />
The Times (London),<br />
10. November 1989, S. 1<br />
dere für die Beziehungen <strong>zu</strong>r DDR <strong>zu</strong>ständig].<br />
WENDEZEIT = ZEITENWENDE<br />
Das Thema „Mauerfall“ beherrscht die<br />
Tageszeitungen im In- und Ausland noch<br />
lange nach dem 9. November. Nicht weil<br />
es neue Aspekte, Bilder oder Stimmen<br />
<strong>zu</strong>m Fall der Mauer gäbe (Bilder von sich<br />
öffnenden Schlagbäumen und jubelnden<br />
Menschen sind schon recht schnell „out“),<br />
sondern weil die Zeit nicht still steht und<br />
in den folgenden Wochen und Monaten<br />
nahe<strong>zu</strong> täglich neue Ereignisse hin<strong>zu</strong>kommen,<br />
die die weitere politische Entwicklung<br />
der beiden deutschen Staaten bis<br />
<strong>zu</strong>r Wiedervereinigung am 3. Oktober<br />
1990 maßgeblich beeinflussen. Auch<br />
wenn schon 1989 von allen Bevölkerungsgruppen,<br />
-schichten und Altersstufen<br />
Radio und Fernsehen stärker als Informationsmedium<br />
genutzt wurden als die<br />
gedruckte Zeitung, so ist es doch die<br />
Zeitung, die dieses Schicksalsjahr der<br />
Deutschen Tag für Tag dokumentierte,<br />
analysierte, kommentierte sowie Hintergründe<br />
und Zusammenhänge lieferte. Es<br />
war ein Jahr des Umbruchs, eine Zäsur,<br />
die in dieser Form und Geschwindigkeit<br />
<strong>zu</strong> Jahresbeginn nicht vorhersehbar war.<br />
Auch wenn uns aus heutiger Sicht rückblickend<br />
manches gerade<strong>zu</strong> folgerichtig<br />
und logisch erscheint, vieles hätte auch<br />
ganz anders verlaufen oder ausgehen<br />
können. Heute, 20 Jahre danach, ist die<br />
Geschichte des Mauerfalls wohl immer<br />
noch nicht <strong>zu</strong> Ende geschrieben. Historiker,<br />
Politologen und Soziologen stoßen<br />
immer noch auf neue, bislang unbekannte<br />
Dokumente und arbeiten weiter<br />
Stück für Stück an einem authentischen<br />
Gesamtbild. Die Vergangenheit hat uns<br />
geprägt, wie auch unsere Nachfahren<br />
noch davon beeinflusst werden, wahrscheinlich<br />
mehr als uns bewusst ist. Das<br />
Wissen um die Geschichte und wie sie<br />
sich im Einzelnen vollzog, ist daher für<br />
unser Selbstverständnis und Selbstbild<br />
essentiell. Zeitungen leisten hierfür einen<br />
unschätzbaren Beitrag. Denn jeder, der<br />
sich aus privaten oder beruflichen Gründen<br />
mit der Zeitgeschichte beschäftigen<br />
und auseinandersetzen möchte, ist auf<br />
die Primärinformationen aus den Tagesund<br />
Wochenzeitungen angewiesen. Kein<br />
noch so gut geschriebenes Buch, keine<br />
noch so spannende Filmdokumentation<br />
kann diese Informationsquelle auch nur<br />
annähernd ersetzen. Weil sich dies in<br />
absehbarer Zeit auch nicht so schnell<br />
ändern wird, ist es unerlässlich, dass wir<br />
die Zeitungen von heute und morgen<br />
auch weiterhin <strong>zu</strong>verlässig und <strong>zu</strong>kunftssicher<br />
in Bibliotheken, Museen und<br />
Archiven erwerben, erschliessen, aufbewahren<br />
und erhalten – die Originale<br />
ebenso wie die Mikrofilme und die digitalen<br />
Ausgaben, damit sie auch den <strong>zu</strong>künftigen<br />
Generationen als Informationsquelle<br />
uneingeschränkt <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
stehen werden.