bibliotheks - Staatsbibliothek zu Berlin
bibliotheks - Staatsbibliothek zu Berlin
bibliotheks - Staatsbibliothek zu Berlin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
weist da<strong>zu</strong> auf Wilhelm Busch, den „Simplicissimus“<br />
und „Die Jugend“.<br />
Die Münchner Sempé-Ausstellung zeigte<br />
Zeichnungen und aquarellierte Blätter,<br />
die zwischen 1974 und 2009 entstanden<br />
sind, wobei etwa die Hälfte der Exponate<br />
bisher noch unveröffentlicht war.<br />
In sieben Themenbereiche unterteilt,<br />
schilderten sie „Paris“, „New York“,<br />
„Cartoons“, „Die Musiker“, „Cafés und<br />
Restaurants“, „Die Radfahrer“ sowie<br />
„Einige Personen“ aus den Augen des<br />
Künstlers, der über seine Figuren sagt:<br />
„Meine Charaktere haben oft Angst, sind<br />
vom Leben zerschmettert. Sie sind nicht<br />
winzig klein, wie manchmal gesagt wird,<br />
es ist die Welt um sie herum, die groß<br />
ist.“<br />
Zur Eröffnung der Ausstellung war der<br />
für seine Zurückhaltung bekannte Jean-<br />
Jacques Sempé persönlich in die Bayerische<br />
<strong>Staatsbibliothek</strong> gekommen. Als<br />
Jugendlicher wollte der 1932 in Bordeaux<br />
geborene Künstler Profifußballer, Bar-<br />
pianist oder Jazzmusiker werden, obwohl<br />
er bis heute noch keine Noten lesen<br />
kann. Allerdings sieht er die Musik als<br />
eine seiner wichtigsten Inspirationsquellen<br />
an, die er liebt und braucht. Bereits<br />
mit 19 Jahren erhielt Sempé, ohne jemals<br />
eine Kunstschule besucht <strong>zu</strong> haben, den<br />
„Prix Carrissey“, kurz darauf erschienen<br />
seine ersten Zeichnungen in „Paris<br />
Match“. Er arbeitete in der Folgezeit für<br />
die wichtigsten französischen Magazine,<br />
ab 1978 auch für den „New Yorker“,<br />
dem er rund hundert Titelblätter schuf.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Autor René<br />
Goscinny entstand „Der kleine Nick“,<br />
dessen Erlebnisse in mehr als 30 Sprachen<br />
erschienen sind. Auch heute noch<br />
ist der inzwischen 77-jährige für „Paris<br />
Match“ und den „New Yorker“ tätig.<br />
Sempés Figuren und Szenerien sind einerseits<br />
typisch französisch, sprechen aber<br />
doch eine internationale Sprache und<br />
werden auf der ganzen Welt verstanden.<br />
Das all<strong>zu</strong> Menschliche, die Melancholie<br />
und auch die Einsamkeit seiner Protagonisten<br />
kennen keine regionalen Barrieren.<br />
„Ich fühle mich meinen Figuren verbunden,<br />
sie gleichen mir. Wenn ich mich<br />
über sie mokiere, belächele ich mich<br />
selbst. Das ist der Unterschied zwischen<br />
Humor und Esprit: Esprit besteht im<br />
Lachen und andere <strong>zu</strong>m Lachen <strong>zu</strong> bringen.<br />
Humor ist, über sich selbst lachen<br />
<strong>zu</strong> können“.<br />
Bei den Ausstellungsbesuchern konnte<br />
man durchwegs sehr entspannte Gesichter<br />
mit einem Schmunzeln um den Mund<br />
beobachten. Vielen stand deutlich ein<br />
„Das bin ja ich“ auf die Stirn geschrieben,<br />
wie es auch Leonard Bernstein beim Betrachten<br />
einer der Musikerdarstellungen<br />
BIbliotheks<br />
m agazin<br />
77