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bibliotheks - Staatsbibliothek zu Berlin

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Bei der Beurteilung der Anträge – wissenschaftlich<br />

qualifizierte Bibliothekarinnen<br />

und Bibliothekare erstellten kurze<br />

Einschät<strong>zu</strong>ngen – hätten zahlreiche „harte“<br />

wie auch „weiche“ Kriterien und Proporzerwägungen<br />

Anwendung finden können.<br />

Doch ausschlaggebend war letztlich<br />

nur ein einziger Aspekt: handelt es sich<br />

um Forschungssujets, für deren Bearbeitung<br />

die Sammlungen der <strong>Staatsbibliothek</strong><br />

besonders geeignete Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />

bieten?<br />

Rechnet man aus den 40 Bewerbungen<br />

die sieben zwischen 1937 und 1957<br />

geborenen Kandidatinnen und Kandidaten<br />

heraus, verbleiben 33 zwischen 1962<br />

und 1982 geborene Interessenten – mit<br />

einem durchschnittlichen Geburtsjahr<br />

1974. Allein in den wenigen Jahren zwischen<br />

1976 und 1981 sind 17 der Bewerberinnen<br />

und Bewerber geboren.<br />

Deutlich diffiziler ist eine Analyse der<br />

Herkunftsländer. Die gebürtige Bulgarin,<br />

die in London arbeitet, die Russin, die<br />

heute in Connecticut lehrt, ist weniger<br />

die Ausnahme als (fast) schon die Regel.<br />

Je internationaler die Biographien von<br />

Nachwuchswissenschaftlerinnen und<br />

-wissenschaftlern werden, desto eher<br />

muss die Statistik, selbst die schlichteste,<br />

versagen. Betrachtet man allein die derzeitigen<br />

Wohnorte der Bewerberinnen<br />

und Bewerber, so stammen 27,5 Prozent<br />

aus West- und Südeuropa, 25 Prozent<br />

aus Osteuropa, 25 Prozent aus den USA<br />

und Kanada, 12,5 Prozent aus Deutschland<br />

und 10 Prozent aus Übersee.<br />

Ganz offensichtlich ging den meisten Bewerbungen<br />

eine sorgfältige Analyse der<br />

<strong>Staatsbibliothek</strong> und ihrer Sammlungen<br />

voraus. Wo die Bibliothek wenig <strong>zu</strong> bieten<br />

hat, bleibt der eigene wissenschaftliche<br />

Ehrgeiz unfruchtbar, weshalb niemand<br />

auf die nur in den historischen<br />

Segmenten bedeutenden, im tagesaktuell<br />

modernen Bereich jedoch schwach ausgeprägten<br />

technischen, medizinischen<br />

oder naturwissenschaftlichen Bestände<br />

der SBB-PK abzielen mochte. Nicht weniger<br />

hingegen als zwei Drittel der vorgestellten<br />

Forschungsvorhaben umkreisen<br />

die Geschichte „pur“ oder als „Bindestrichfach“:<br />

Kunst- und Architektur-<br />

Geschichte, Wissenschafts-Geschichte,<br />

Archäologie und historische Sujets aus<br />

der Ethnologie, der Theologie, der Pädagogik<br />

und der Publizistik bekräftigen<br />

die Stärkung des Profilschwerpunkts der<br />

<strong>Staatsbibliothek</strong> in den Geschichtswissenschaften,<br />

ihren Randgebieten und<br />

ihren Hilfswissenschaften. Selbst die<br />

modernen Gender-Studien wählen sich<br />

gerne historische Untersuchungsgegenstände,<br />

die Anträge auf Förderung von<br />

Handschrifteneditionen beziehen sich<br />

ohnehin auf <strong>zu</strong>meist jahrhundertealte<br />

Quellen im Besitz der <strong>Staatsbibliothek</strong>.<br />

Fazit somit: Forschungsfelder mit Gegenwartsbe<strong>zu</strong>g<br />

oder solche jenseits der philologisch-historischen<br />

Disziplinen sind,<br />

<strong>zu</strong>mindest in dieser ersten Charge der<br />

Stipendien, dünn gesät.<br />

Auch die „Werkzeuge“ der Forschungsvorhaben<br />

stehen <strong>zu</strong>meist in enger Beziehung<br />

<strong>zu</strong>r <strong>Staatsbibliothek</strong> und ihren Bestandsschwerpunkten:<br />

knapp drei Viertel<br />

der Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />

verwiesen auf die SBB-PK als Idealstandort,<br />

sei doch kaum irgendwo sonst –<br />

oder im Fall von Unikaten: nirgendwo<br />

sonst – die Arbeit mit den für sie notwendigen<br />

Materialien (alten und raren<br />

BIbliotheks<br />

m agazin<br />

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