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J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig

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hekannt gemacht zu werden, so thue es, sonst sind sie für dich einzig, doch möchte ich für<br />

dich wohl mit Schelling eine Lanze hrechen".32) Arnim hatte am 17.4.1803 aus Paris bei<br />

Savigny angefragt, wo der Freund sich aufhalte, und dessen "felsenfestes Schweigen"<br />

beklagt.<br />

Winkelmanns Goethe-Vorträge waren während eines Besuchs in Göttingen auf ihrem<br />

Fußmarsch von Frankfurt nach Grimma auch von C1emens Brentanos jüngerem Bruder<br />

Christian und dessen englischem Freund Henry Crabb Robinson gehört worden. Während<br />

Winkelmann und Christian Brentano sich nicht näher kamen, blieb die Verbindung zu<br />

Crabb Rohinson, der sich von ihm vor allem über die Philosophie des deutschen Idealismus<br />

unterrichten ließ, bestehen. Die Aufzeichnungen des jungen bildungsbeflissenen Engländers,<br />

der als Journalist, Rechtsanwalt und Freund Coleridges und des 'northern circle' in<br />

England Beachtung gefunden hat, lassen erkennen, daß Winkelmann bereits seine ersten<br />

Vorlesungen vorbereitete, von denen das Kolleg über die antiken Philosophen auch<br />

zustande kam, während die ,Anthropologie' in Göttingen weder als Vorlesung, noch als<br />

Buch verwirklicht wurde. Von der neuen deutschen Philosophie hörte also Crabb Robinson:<br />

"it is to be found and c1early taught in the most ancient greek poets existing" .33) Als<br />

jedoch Winkel mann sein philosophisches Gespräch "Begrif des Idealismus" anonym vorlegte,<br />

das Ende November 1802 in Göttingen bei Dieterich gedruckt wurde, trugen nur die<br />

Gesprächspartner Dion, Criton und Menon griechische Namen, im übrigen enthielt es, wie<br />

Savigny erfuhr, "meine Grundprinzipien und die Anlage meines Systems".34) Das Werk<br />

fand nicht den Beifall seiner Göttinger Professorenfreunde und auch Savignys "Kritik"<br />

blieb aus.<br />

Winkelmann führte aus, Philosophie als Mitte des Seins umfasse alle Wissenschaften<br />

und alle Lebenswerte, sie begründe beides und entfalte beides aus sich heraus. Mit dieser<br />

philosophischen GrundeinsteIlung hatte Winkelmann als Schelling-Schüler Jena verlassen.<br />

In der weiteren Ausarbeitung seines Systems verschob sich für ihn das Gewicht auf die<br />

Seite der Lebenswerte, unter denen die Freundschaft zum zentralen Regriffwurde: "Die<br />

Philosophie sucht ... die Erkenntniß der unendlichen Einheit, welche ihr in der Freundschaft<br />

gegeben ist, in der Wissenschaft und in dem Leben. Ihr erstes und wichtigstes<br />

Geschäft also ist, dieses Prinzip der Einheit in der Freundschaft, diesen Anfangsgrund des<br />

Wissens und Lebens, immer deutlicher einzusehen ... und auszusprechen". "Freundschaft<br />

die höchste Übereinstimmung der Geister ... wäre die eigentliche und absolute Wahrheit?",<br />

so lautet die Frage. "So ist es", antwortet Dion, der Meister. Die Trennung des<br />

Objektiven und Subjektiven - "unser empirisches Bewußtsein" - wird aufgehoben durch<br />

"das absolute Bewußtsein der Freundschaft, in welchem eine Intelligenz die andere Intelligenz<br />

anerkennet wie sich selbst". Der Begriff der Freiheit erfährt keine Definition; Glaube,<br />

32) Weiss, Hermann F., "Unbekannte Briefe von und an Achim von Arnim" a.a.O., S. 29,<br />

Anm. 2; die Briefe Winkelmanns an Arnim s. S./W., S. 261-265 (Erstdrucke); Arnim an Savigny s.<br />

"Arnims Briefe an Savigny IH03-1831" Hrsg. von Heinz Härtl, Weimar 1982, S. 31<br />

33) Marquardt, Hertha, "Henry Crabb Robinson und seine deutschen Freunde" Göttingt:n<br />

1964 (Palaestra 237), S. 40/41 und "Henry Crabb Robinson in Germany 1800-1805" Ed. by Edith<br />

Morley, London 1929, p. 72-74<br />

34) S./W., S. 147<br />

96<br />

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