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J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig

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Es finden sich noch weitere Abhandlungen zu mathematischen 24 ), physikalischen 2S ) und<br />

musikalischen 26 ) Fragen. Der Kodex ist also mehr als nur ein Textbuch für den vor dem<br />

Magisterexamen stehenden Studiosus, es ist das von einem aktiv um die in den Texten<br />

aufgeworfenen Probleme Ringenden, wie ja vor allem die bewußt dem Kodex beigegebenen<br />

Antworten Rodcrs auf Fragen zeigen, die Borchdorp gestellt hatt( 27 ).<br />

Es steht also bei der Betrachtung der Handschrift B1 568 eine ganz andere Welt auf als<br />

die, die gewöhnlich dem Handschriftenbearbeiter bei der Analyse dcs niedersächsischen<br />

Handschriftenbesitzes greitbar wird. Es ist die Welt der Naturwissenschaften, für die in der<br />

zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, spätestens nach dem Tod Roders 1478 vor allem die<br />

Universitäten Krakau und Wien wichtig werden. Daß man sich in <strong>Braunschweig</strong> über die<br />

Verlagerung mathematisch-naturwissenschaftlicher Studien von Erfurt nach Krakau im<br />

klaren war, zeigt die Tatsache, daß der Sohn des <strong>Braunschweig</strong>er Ludolph Borchdorp nicht<br />

nach Erfurt, sondern nach Krakau gegangen ist.<br />

Damit wenden wir uns dem dritten Ludolph 28 ) zu, dem der Vater als geistige Wegzehrung<br />

den inhaltlich wie auch ästhetisch so vorzüglich hergestellten Kodex - ob auch das<br />

Astrolabium, bleibt fraglich - auf den Weg gegeben hat, sicherlich in der Annahme, daß<br />

der Sohn in den Fußstapfen des Vaters weiterschreiten würde. Aber der Sohn, Ludolfus<br />

Ludolfi de Brunszwyczk, wie er in der Matrikel der Krakauer Universität 1485 heißt 29 ),<br />

taucht nur noch einmal in den Universitätsakten auf. 30 ) Zu akademischen Graden in der<br />

Mathematik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie, Astrologie oder der Perspektive<br />

hat er es nicht gebracht. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Provenienznotizen auf<br />

dem vorderen Innendeckel der Handschrift zeigen, daß die Handschrift in die Hände des<br />

Krakauer Astronomen und Mathematikers Leonardus Vitreator de Dopczycze gelangte,<br />

24) KRAKAU BJ 568, 75v: Notae de proportionc, 76r-7Rr: Regula falsi, 78v-79r: De instrumenta<br />

ad calculandum, 85v-94v: Dominicus de Cla\'asio, Practica geometriac.<br />

25) KRAKA U B1 568, 94v-95v: Jordanus de Nemore: Liber de ponderibus.<br />

26) KRAKAU BJ 56R, 80r: Diagramma musicum in tria plana, tonos ct subdivisioncs, 8Ov:<br />

Manus Guidonis delineatio.<br />

27) Eine ausführliche Beschreibung der Handschrift wird im vierten Band dcs im Druck befindlichen<br />

neuen Handschriftcnkataloges dcr Jagellonenbibliothek in Krakau veröffentlicht werden. Der<br />

Handschrift sind in Krakau noch einige Texte eingefügt worden. Frau Dr. Maria Kowalczyk gewährte<br />

mir dankenswerter Weise Einblick in das Manuskript des Kataloges.<br />

2R) Aleksander Bi rkc nmajer, Borchtorp Ludolf, in: Pol ski Slownik Biograficzny 2 (1936), S.<br />

315.<br />

29) Album Studiosorum Univcrsitatis Cracoviensis, Tomus I, Cracoviae lR87, S. 269, Sp. 1,<br />

Zeile 3: In Rcctoratu quinto venerabilis domini Mathie de Costhen decretorum doctoris ad sanctam<br />

Annam plebani, ad qucm fuit canonice electus, commutatione estivali de anno domini 1485 die Mercurii<br />

XXVI mcnsis Aprilis infrascripti sunt intitulati '" [Nr. 333a] Ludolfus Ludolfi de Brunszwyczk<br />

s[olvit]3Iatos gr[oschen].<br />

3(J) Acta rcctoralia Almae Univcrsitatis Studii Cracoviensis inde ab anno MCCCCLXIX. Editionem<br />

curavit Wladislaus Wislocki. T. I, Krak6w 1893, S. 225 :'-Ir. 1031: Die Martis penultima Nouembris.<br />

Iohannes et Rudolphus [i. e. Ludolphus], studcntcs, ad instanciam Martini, pincernc, per Stanislaum.<br />

seruitorem Vniucrsitatis, citatj ad horam vcsperorum. Dominus ex ipsorum confessatis, sibi<br />

Martino, pincerne, summam decem grossorum latorum ct quinque polonicalium pro vino mandauit<br />

fieri solucionem infra hinc ad octauam, sub pena excommunicacionis. Presentibus, ut in actis.<br />

118<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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