J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Zweifel und Tugenden werden eingeordnet und eine Erklärung des Titelwortes "Idealismus"<br />
geliefert: "so sind auch die Bemühungen des menschlichen Geistes in den Wissenschaften<br />
und in dem thätigen Leben zwar immer glücklicher, aber niemals vollkommen,<br />
und darum ist unsere Philosophie Idealismus genannt worden, weil sie die unendliche Aufgahe<br />
unsers Geistes, das Ideal der göttlichen Einheit und Vollkommenheit, vor unseren<br />
Augen zu erhalten streht". Weil "die Wissenschaften sich unter Physik und Historie begreifen<br />
lassen", bezieht Winkelmann diese in seine Darlegungen ein; eine Philosophie der<br />
Kunst entwickelt er bemerkenswerterweise nicht, interpretiert aber Atheismus, Religion<br />
und Mythologie. - Das Goethewort auf dem Titelblatt ließ sich in diesem Wortlaut nicht<br />
nachweisen.<br />
Wie Winkelmann dankbar vermerkte, fand diese Schrift nicht die kritische Beachtung<br />
Schellings. Er hielt an seinem Grundgedanken fest, doch blieben weitere philosophische<br />
Dialoge, von denen er im Sommer 1803 mehrfach an Savigny schrieb, ungedruckt. Lediglich<br />
ein Brief an Görres aus dem Juni 1803 verdeutlicht seine Pläne: "Diesen Sinn des Idealismus<br />
zu erhalten, ihn in das Leben einzuführen, ihn mit den Wünschen und Ahndungen<br />
aller Menschen zu verknüpfen, denke ich mir als die Aufgabe meines philosophischen<br />
Lebens".35) Ein Kolleg über die Philosophie des Idealismus hat Winkelmann in Göttingen<br />
nicht gehalten.<br />
Über seinen literarischen und philosophischen Arbeiten vernachlässigte Winkelmann<br />
in Göttingen keineswegs sein Studium der Medizin. Brentano hatte ihm beim Wiedersehen<br />
von ,morgens bis ahends sehr fleißig' exzerpierend angetroffen: ,alles was Zucht- und<br />
Krankenhäuser angeht' .36) Er arbeitete unermüdlich bereits seit Jena an seiner ersten<br />
selbständigen medizinischen Schrift "Litteratur der öffentlichen Armen- und Krankenpflege<br />
in Teutschland. Ein Versuch von August Winkelmann, D. Privatdocenten in Göttingen".<br />
Das kleine Werk erschien in <strong>Braunschweig</strong> bei F. B. Culemann und ist ersichtlich<br />
auch eine Huldigung an seinen Onkel Leisewitz. Die Vorrede unterzeichnete er am 9. Mai<br />
1802 in <strong>Braunschweig</strong>: ein System der Armenpflege wolle ervorIegen, dies würde "zugleich<br />
die wichtigste Wahrheit unserer Zeit ... erhellen, die schöne Wahrheit nämlich, daß der<br />
redliche Wille auch von wenigen und einzelnen Bürgern viel, recht viel Gutes vermag".<br />
Winkelmann bietet in zwei Teilen als erstes eine Bibliographie der "Theoretischen<br />
Schriften", einsetzend mit dem Ausgang des 17. Jahrhunderts, und zweitens ein Verzeichnis<br />
der "Schriften und Nachrichten von Armen- und Krankenanstalten" , nach den Reichskreisen<br />
zusammengestellt. Er beginnt mit dem "Niedersächsischen Kreis", darin den "Herzoglich<br />
<strong>Braunschweig</strong>ischen Landen", die erste Stadt ist <strong>Braunschweig</strong>, und endet mit<br />
Kreis IX, dem oesterreichischen mit Mähren, Böhmen und Schlesien. Straßburg gehört<br />
zum oberrhcinischen Kreis.<br />
Eine zweite Auflage, für die Winkelmann im Winter 1803 Material sammelte, wobei<br />
ihn von Savignys Freunden Pfarrer Johann Heinrich Christian Bang und selbst Brentano<br />
35) Görres, Joseph von "Gesammelte Briefe" Hrsg. v. Franz Binder, München 1874, Bd. 2:<br />
Freundesbriefe (IR02-1821), S. 2/3<br />
36) U.L.,S.IR!<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />
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