J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
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der Zinsen ein fest einzuplanender Posten im stets defizitären Etat der ArmenanstaIten<br />
und zudem langfristig verfügbar.<br />
Philippine Charlotte hat den Belangen der öffentlichen Wohlfahrt jedoch nicht erst in<br />
ihrem Testament Rechnung getragen, sondern noch zu Lebzeiten ihr soziales Engagement<br />
wiederholt unter Beweis gestellt. Domprediger Wolff rühmte in seiner Gedächtnispredigt<br />
ihre ernste Pflichtauffassung als Christin und Menschenfreundin, Ärmere und Bedürftige,<br />
die ihrer Fürsorge empfohlen waren oder wurden, tatkräftig zu unterstützen und überall da<br />
helfend einzugreifen, wo wirkliche Not bestand. Sie habe, so führte er u. a. aus, ein<br />
beträchtliches für die Unterstützung der öffentlichen VersorgungsanstaIten sowohl in<br />
<strong>Braunschweig</strong> als auch in Wolfenbüttel geleistet. Nähere Einzelheiten nannte er dazu<br />
nicht; doch könnten sich seine Ausführungen beispielsweise auf den Beitrag bezogen<br />
haben, den die Herzogin jährlich den ArmenanstaIten in Höhe von 348 Talern zukommen<br />
ließH2). Und auch jene Stiftung zugunsten ärmerer Einwohner wurde von ihr mit einer 500<br />
Rtl Spende bedacht, die 1794 anläßIich der Rückkehr des regierenden Herzogs vom preußisch-österreichischen<br />
Feldzug in Frankreich spontan gegründet worden war BJ ).<br />
Mit den Vermächtnissen an die ArmenanstaIten enden die testamentarischen Nachlaßdispositionen<br />
.<br />
Die in ihnen getroffenen Anordnungen spiegeln sehr deutlich charakterliche Stärken<br />
und Schwächen der Herzogin wider. So verfügte sie noch im hohen Alter über klare Verstandes-<br />
und WiIIenskräfte, die sich immer an den realen Gegebenheiten orientierten. Sie<br />
besaß einen ausgeprägten Sinn für Ökonomie und Geldwesen, der ihr die Ansammlung<br />
eines außerordentlich hohen Vermögens ermöglichte; eine Eigenschaft, durch die sich<br />
auch ihr Vater König Friedrich Wilhelm I. von Preußen ausgezeichnet hatte. Ihr sozia\cs<br />
und christliches Verantwortungsbewußtsein manifestierte sich in großzügigen testamentarischen<br />
wie außertestamentarischen Legaten. Doch neben diesen positiven Charakterzügen<br />
bemerkt man auch menschliche Schwächen. So war sie unfähig zur Versöhnung, wenn<br />
sie sich in ihren Hoffnungen und Erwartungen getäuscht sah. Insgesamt ergibt sich aus<br />
alledem aber das Bild einer starken, selbstbewußten und in sich ruhenden Persönlichkeit.<br />
2. Lebensende und Begräbnisfeierlichkeiten<br />
Die letzten Lebensjahre der Herzogin waren durch zunehmenden KörperverfaB bei<br />
gleichbleibenden und z. T. noch immer lebhaften Verstandeskräften gekennzeichnet.<br />
Diese Diskrepanz zwischen körperlichem Unvermögen und geistigem Vermögen trug<br />
wesentlich zu ihrem am Ende ihres I -ehens unausgeglichen und reizhar gewordenen Wesen<br />
bei R4 ). Es mag daher für sie wie für aBc anderen Familienmitglieder eine Erlösung gewesen<br />
sein, als sie am 16. Februar 1801 fast 85jährig