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Unsere Untersuchung geht chronologisch vor, indem sie nacheinander diese Personen behandelt. Zwei gehören aufeinanderfolgenden Generationen an, die dritte hat sogar ein ganzes Jahrhundert früher gelebt. Die Identität des Vornamens, den der Besitzer des Astrolabiums und der Schreiber der Handschrift trägt, hat dazu geführt, beide Gegenstände einer Person zuzuordnen. Es ist jedoch übersehen worden, daß der Handsehriftenschreiber neben dem Namen Borchdorp die Herkunftsbezeichnung de Brunswik, der Besitzer des Astrolabiums aber die Herkunftsbezeichnungde Scicte trägt. Aus der Krakauer Perspektive schien es erlaubt, von der relativen Nähe des Ortes Sickte zu der Stadt Braunsehweig zu schlußfolgern, daß es sich um dieselbe Person handelt. Aber es wäre ungewöhnlich, sich verschiedener Herkunftsbezeichnungen zu bcdienen. Das widcrspräche dem eigentlichen Zweck einer solchen Bezeichnung: der eindeutigen Identifikation einer Person. Hinter dem Namen Ludo/phus Borchdorp de Brunswik und Ludo/phus de Scicte müssen sich zwei verschiedene Personen verbergen. Dem kommt entgegen, daß Ludolphus Borchdorp nie als Thesaurar des Alexanderstiftes in Einbeck genannt wird. Dicses Amt hatte jedoch Ludolphus de Scicte laut Besitzcintrag auf dem Astrolabium inne. Ein Ludolphus de Scicte als Thesaurarius ecclesie Embicensis mit der Herkunfts- und Funktionshezeichnung wie auf dem Astrolahium ist aber dreimal an anderer Stelle erwähnt und zwar für den Zeitraum der Jahre 1322 bis 1342. 3 ) Ludolphus Borchdorp jedoch lebte im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts. Hat also dieser Ludolphus aus dem 14. Jahrhundert den Besitzeintrag des Astrolabiums veranlaßt? Dafür spricht noch ein weiterer Grund. Dieser Eintrag 4 ) wie auch die sonstigen Angaben sind in Majuskcln eingeprägt; paläographisch stellcn sie eine Mischung aus Kapitalis und Unzialis dar und können sehr wohl auch in das 14. Jahrhundert datiert werdenS) (s. Abh. 2 und 3). Das Astrolabium ist außerdem eher auf eine Benutzung in Einheck als in Braunschweig ausgerichtet. Denn seinem sogenannten Tympanon sind die Koordinaten der Himmelssphäre (Zenit, Horizont, Höhenlinien oder Parallelkreise zum Horizont = Almukantarate, Azimuth) für die spezielle Breite von mehr als 51° eingraviert. 6) Das paßt besser zu Einheck (rp = 51° 48') als auf Braunschweig (rp = 52° 16')1). Auf welchem Wege aber ist das Astrolabium dann nach Krakau gekommen? Es ist nicht auszuschließen, aber auch nicht zu beweisen, daß es irgendwann in den Besitz des 3) Vg!. Urkundenbuch der Stadt Braunschweig 3 (1905), S. 85 ( ... Ludolfus de Tzictc thesaurarius ecclesie Embicensis ... ) und 4 (1912), S. 62 ( ... Luuolfo thesaurario ecclesie sancti Alexandri Embicensis ... ). HANNOVER Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Ca!. Or. 100 Einheck, SI. Marien, Ur. 19. 4) LUDOLFI DE SCICfE THESAURARII ECCLESIE EMBICENSIS. 5) Gegen die Annahme von Ludwik Birkenmajer, der von der Schrift her das Astrolabium ins 15. Jahrhundert datiert. Ludwik Birkenmajer, Marcin Bylica z Olkusza oraz narzedzia astronomiczne. ktöre zapisal Uniwersytetowi Jagicllonskiemu w roku 1493, in: Rozprawy Akadcmii Umiejetnosci. Wydzial Matematyezno-Przyrodniezy 25 (1893), S. 102. 6) Das ist für die Benutzung des Astrolabiums entscheidend. Im Widerspruch zu den Zeichnungen auf dem Astrolabium steht die ausdrückliche Breitengradangabe 50°, die sich unterhalb der Koordinaten der Himmclssphäre findct. 7) Vgl. auch Birkenmajer (wie Anm. 5), S. 101. 114 Digitale Bibliothek Braunschweig http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616
Astrolabium des Ludolfus de Scicte (Museum der JagielIonischen Universität Krakau im Collegium maius) Abb. 1 Vorderseite Digitale Bibliothek Braunschweig http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616 Abb.2 Rückseite 115
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