J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
sich feststeIlen läßt, für immer, über den Verlust des einstigen Freundes. Einzig die Briefe<br />
seiner Frau Gunda an Winkelmann erbat er sich zurück.<br />
"Wie ruhmlos und still ist Winkelmann gestorben! Es stand in einer Literaturzeitung.<br />
"52) - Brentano stellte es mit kühler Genugtuung fest und verweigerte Arnim jede<br />
Unterstützung zu Winkclmanns Gedächtnis, mit dem sie zu seinen Lebzeiten doch ,wenig<br />
rühmlich' verfahren wären, eine Auswahl aus seinen Gedichten oder Briefen zu treffen für<br />
einen Druck. Auch von Seiten des anatomisch-chirurgischen Collegiums erschien kein<br />
Nachruf, ein Nachfolger aber wurde bestellt.<br />
Doch blieb in der medizinischen Welt sein früher Tod nicht unbeachtet. Der Herausgeber<br />
der in Salzburg erscheinenden "Medizinisch-chirurgischen Zeitung" schließt seine<br />
Besprechungen von Winkelmanns "Archiv für Gemüths- und Nervenkrankheiten" im 2.<br />
Band mit dem Wunsche, daß "dem Verfasser in Rücksicht der Wissenschaft ein längeres<br />
Leben hätte zu Thcil werden saHen" (29. 5. 1806). Ebenso beklagte sein Berliner Verleger<br />
Oehmigke den ,zu frühen Tod' seines Autors ,für die Wissenschaft'. Der Naturphilosoph<br />
Gotthilf Schubert trauerte in seinen Erinnerungen: "diese dem Vaterland soviei versprechende<br />
Blüthe fiel frühe ab in's Grab". Görres' Vorraussage in seiner Kritik in der "Jenaischen<br />
Allgemeinen Literaturzeitung" im Juli 1804 von Winkelmanns "Einleitung in die<br />
dynamische Physiologie" hielt stand: "Seine Handzeichnung verdient als die Hoffnung der<br />
Nation in der Gallerie dessen, was das Zeitalter vom Besseren producirt, aufbewahrt zu<br />
werden" .53)<br />
Es hat sich kein Porträt Winkelmanns auffinden lassen - es ist möglich, daß sich in<br />
Studenten-Stammbüchern aus Jena oder Göttingen ein Schattenriß fände; ein solcher<br />
scheint auch im März 1803 im Hause Brentano gefertigt worden zu sein, anläßlich eines<br />
Schattenspiels zum Geburtstag von Claudine Piautaz, doch ging alles Vorbereitete verloren.<br />
Bostel nannte ihn den "herrlichen großen Kerl", Arnim erinnerte: "ich sah ihn, wie er<br />
sich so ernsthaft die Haare aufstrich. Und wenn sie weggestrichen - diese eitle Thorheit!es<br />
lag doch eine Stirn voll schöner Hoffnungen darunter. Er hat nie die Zeit getödtet, die<br />
Zeit tödtete ihn" .54) Winkelmanns "sehr schönen Kopf" erwähnt auch Luden (19. 8.<br />
1806).55) Ein deutliches Bild übermittelt der Historiograph des CoHegium anatomico-chirurgicum,<br />
der Professor der Pathologie C. W. Uhde·: "Winkelmann war ein schöner, von<br />
Körper ansehnlicher Mann, von tiefer Intelligenz, von feinem wohlwollenden Wesen, von<br />
gediegenen Kenntnissen und von einem poetischen Gemüth" (1868).56)<br />
Allc'in Arnim, der Jahr um Jahr des verstorbenen Freundes gedachte, ,verschwieg' ihn<br />
nicht - die Worte, die er der Günderrode zu ihrem Andenken widmete, lesen sich wie eine<br />
Klage auch um Winkelmann: "Können die Deutschen unserer Zeit nichts als das Schöne<br />
verschweigen ... Wo sind deine Freunde? Keiner hat der Nachwelt die Spuren deines<br />
52) U.L.,S.357<br />
53) S./W., S. 72 und 22<br />
54) Steigl,S.174<br />
55) Luden, Heinrich, "Rückblicke in mein Leben". Jena 1847, S. 23<br />
56) Uhde, C. W. "Das Herzogliche Collegium anatomico-chirurgicum zu <strong>Braunschweig</strong> von<br />
1750-1868." In: Braunschw. Magazin, SO. Stück vom 12. 12. 1868<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />
105